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11.07.2013, 14:06 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [197]: Das sogenannte Leben

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Absurde Qualen oder Ein Sisyphos von 1790, da neben Tantalus und Ixion.

Man solle, sagt der Erzähler, Amandus nicht kritisieren, man solle ihn nicht „keifen“ – denn der „Nervenschwächling“ kann nichts für seine hasserfüllten Anwandlungen. Er bittet um Verständnis für den jungen Mann, dessen Seelensitz „verteufelt hart“ sei: „ausgepolstert mit keinen drei Rindhaaren, einschneidend wie eine Schlittenpritsche“. Der wahre Grund des Mitleids des Erzählers für Amandus aber läge nicht eigentlich in der Härte, die die Seele – eben nicht auspolstert, sondern in Umständen, die den Leser weich stimmen würde, die er, der Erzähler, aber noch nicht verraten könne.

Möglich, dass uns auch diese Informationen vorenthalten werden. Möglich, dass auch diese Hintergründe für immer unentwirrt bleiben. So liest man sich durch den Roman, als hätten wir es mit einem surrealen Theaterstück zu tun, in dem gelegentlich etwas passiert, was unter keinen Umständen aufzuklären ist. Ein Satz fällt, jemand agiert so und so, und wir verstehen es nicht. Wir kommen einfach nicht dahinter, wie jemand plötzlich eine absurde Handlung vollzieht. Ist das nicht verrückt, irreal, unkomponiert?

Ja, so ist es, wir kennen es alle. Das ist absurd. Das ist nur das sogenannte Leben.

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