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23.01.2013, 09:42 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [77]: Beata Röper mit der Sphärenstimme

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Hier, im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel, wird am 11. April eine Ausstellung über Jean Pauls Frauen eröffnet: „Mädchen. Musen. Männerschreck“. Es versteht sich, dass in diesem Reigen auch Beata Röper (und Ernestine Knör) nicht fehlen dürfen. (c)Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel

Man soll so etwas ja nicht machen: über Bücher reden, die man nicht glesen hat, obwohl es bereits einen (nicht besonders inspirierten) Leitfaden für diese Technik gibt. Ich greife also voraus auf eine Geschichte, die ich noch gar nicht kenne, indem ich ein bisschen quer lese. Ich muss es, denn für eine Ausstellung über Jean Pauls Frauen, die am 11. April im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel eröffnet wird (also in dem Ort, in dem der Dichter geboren wurde), habe ich die Aufgabe übernommen, über Jean Pauls literarische Frauengestalten zu schreiben. Und so schrieb ich denn auch über – Beata:

Beata Röper

Beata, wörtlich: die „Glückliche“ – sie ist der edle Lichtblick, die Rose im meistens niederträchtigen Ober- und Unterscheerau. Die junge Tochter Herrn Röpers – schwärmerisch und empfindsam, empfänglich für traurige Phantasien, ein wenig zu naiv für den Hof – besitzt eine Sphärenstimme, dessen Kehle sich oft kaum von der Flöte scheiden ließ. Gustav, der feine Held des Romans, fühlt sich zur schönen Seele hingezogen; die Zuneigung ist gegenseitig. Wenn künftig einmal dein schönes Herz erkrankte, so würde nichts es heilen als das beste Herz, oder es stürbe. Kein Wunder, dass sich der Fürst (dem sie widersteht) für sie interessiert – doch nicht in moralischer Hinsicht. Ihr Gegenpart ist die intrigante Frau von Bouse, die es vermag, die Harmonie zwischen den beiden sehr jungen Leuten fast zu zerstören – Beata fällt zunächst auf die Intrige hinein und muss glauben, dass Gustav ihr untreu sei.

Das Gewitter klärt sich, sie versinken wieder in ihrem Himmel, und ihre Seele war bei niemand als bei Gott und der Tugend. Der Geleitbrief, den sie schließlich dem scheidenden Herzens- und Seelenfreund schreibt, wünscht ihm die Engel als Begleitung.

Weiß sie, dass sie selber ein – vielleicht etwas blutleerer, doch warm empfindender – Engel ist?

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