Ludwig-Thoma-Haus
Im März 1900 wird Ludwig Thoma Redakteur der Zeitschrift Simplicissmus, kurz danach macht er wohl seine erste Bekanntschaft mit dem Tegernsee. Im Freundeskreis der Simpl-Künstler kommt er damals nach Gmund. Ein Tegernseer Höhepunkt ist der 50. Geburtstag von Ludwig Ganghofer im Juli 1905. Mit dem Verleger Albert Langen reisen all die Simpl-Leute aus München an: die Redakteure Korfiz Holm und Reinhold Geheeb, die Zeichner Olaf Gulbransson und Bruno Paul, Eduard Thöny und Ferdinand von Rezniceck sowie die fünfundzwanzigjährige Tänzerin Marietta di Rigardo: Vor ihr, die „so unbefangen über streng gehütete Begriffe weghüpft“, steht der achtunddreißigjährige Dr. Thoma „wie vor einem Märchen“.
Bereits am 26. Juni 1905 hat das Stuttgarter Landgericht Ludwig Thoma wegen seines Gedichts im Simplicissimus, „An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine“, zu 6 Wochen Haft verurteilt. Im Oktober 1906, kurz bevor er zur Verbüßung seiner Strafe in Stadelheim antritt, unterzeichnet Thoma einen Kaufvertrag über 3,16 Tagwerk mit dem Holzhändler und Besitzer der Tuften-Sägemühle Carl Ritter. Aus dem Gefängnis schreibt er darüber an seinen Schulkameraden Karl Rothmaier: „… der schönste Platz, den ich im ganzen Landl Tegernsee gesehen habe. Ich werde 2-3 Kühe halten, Obst bauen, mit Hülfe Taschners ein pikfeines Bauernhäusl errichten und in der Lederhose leben und sterben. Amen...“ Aus der Zelle dirigiert Thoma die Vorbereitung und diskutiert bereits innenarchitektonische Feinheiten.
Nach der Entlassung aus Stadelheim kauft Thoma weitere Grundstücke hinzu, so dass er am Ende über mehr als 15 Tagwerk (über fünf Hektar) verfügt. Am 26. März 1907 heiratet Thoma Marietta di Rigardo, im April 1908 siedelt das Ehepaar „mit Sack und Pack“ an den Tegernsee. Doch Marietta langweilt sich bald, und er beginnt zu ahnen, „daß unsere Ehe ein Irrthum war“. Im März 1911 trennen sich die beiden: „Jetzt stehen mir 5 Zimmer leer, in die ich nie komme.“ Bald aber verliert sich diese Stimmung und er bleibt in seinem Anwesen „als ziemlich behaglicher Junggeselle. Was eigentlich am besten zu meinem Naturell paßt“.
Im Sommer 1918 trifft Ludwig Thoma in Egern mit Maria Liebermann von Wahlendorf zusammen, die er vor 15 Jahren in Nürnberg kennen gelernt hat und die nun längst die Frau eines Andern ist. Wie ein Blitzstrahl trifft Ludwig Thoma die Liebe zu „seiner Maidi“. In der Tuften schreibt er Hunderte von beschwörenden Briefen an sie, allerdings ohne Erfolg, denn Maria Liebermann von Wahlendorf wagt es nicht, ihren Mann zu verlassen.
Während der Arbeit an dem düsteren Bauernroman Der Ruepp meldet sich bei Ludwig Thoma die Krankheit. Am 5. August 1921, am Vorabend der Operation, legt er seinen letzten Willen nieder und setzt Maidi von Liebermann als Haupterbin der Tuften ein. Nach einer Magenoperation in München kehrt der Todgeweihte am 24. August heim. „Ich bin in sorgsamster Pflege, herrlicher Luft, freue mich über jedes Geräusch draußen und herin und höre, fühle, atme Heimat“ schreibt er in seinem letzten Brief. Tags darauf, am 26. August 1921, stirbt er in seiner Jägerstube.
Trotz vieler Schwierigkeiten gelingt es Maria von Liebermann, das Anwesen zu erhalten. Sie belässt die Einrichtung so, wie sie bei Thomas Ableben war, und führt das Haus als Familienpension. Als sie 1957 den literarischen Nachlass Ludwig Thomas der Handschriftenabteilung der Münchner Stadtbibliothek in Obhut gibt, bahnt sich zwischen der Erbin des Dichters und der Landeshauptstadt München eine Verbindung an, die zur Sicherung der Tuften führt: 1964 ruft der Stadtrat der Landeshauptstadt eine Stiftung ins Leben, Frau von Liebermann schenkt die Tuften an die Stiftung, die Stadt erwirbt mit Unterstützung einer Versicherungsanstalt einen Grundstücksanteil.
Als Maidi von Liebermann 50 Jahr nach „ihrem Ludwig“, am 22. November 1971 im 88. Lebensjahr stirbt, übernimmt München das Haus in Städtische Verwaltung. Seitdem steht diese Gedächtnisstätte für alle Besucher offen.
Im März 1900 wird Ludwig Thoma Redakteur der Zeitschrift Simplicissmus, kurz danach macht er wohl seine erste Bekanntschaft mit dem Tegernsee. Im Freundeskreis der Simpl-Künstler kommt er damals nach Gmund. Ein Tegernseer Höhepunkt ist der 50. Geburtstag von Ludwig Ganghofer im Juli 1905. Mit dem Verleger Albert Langen reisen all die Simpl-Leute aus München an: die Redakteure Korfiz Holm und Reinhold Geheeb, die Zeichner Olaf Gulbransson und Bruno Paul, Eduard Thöny und Ferdinand von Rezniceck sowie die fünfundzwanzigjährige Tänzerin Marietta di Rigardo: Vor ihr, die „so unbefangen über streng gehütete Begriffe weghüpft“, steht der achtunddreißigjährige Dr. Thoma „wie vor einem Märchen“.
Bereits am 26. Juni 1905 hat das Stuttgarter Landgericht Ludwig Thoma wegen seines Gedichts im Simplicissimus, „An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine“, zu 6 Wochen Haft verurteilt. Im Oktober 1906, kurz bevor er zur Verbüßung seiner Strafe in Stadelheim antritt, unterzeichnet Thoma einen Kaufvertrag über 3,16 Tagwerk mit dem Holzhändler und Besitzer der Tuften-Sägemühle Carl Ritter. Aus dem Gefängnis schreibt er darüber an seinen Schulkameraden Karl Rothmaier: „… der schönste Platz, den ich im ganzen Landl Tegernsee gesehen habe. Ich werde 2-3 Kühe halten, Obst bauen, mit Hülfe Taschners ein pikfeines Bauernhäusl errichten und in der Lederhose leben und sterben. Amen...“ Aus der Zelle dirigiert Thoma die Vorbereitung und diskutiert bereits innenarchitektonische Feinheiten.
Nach der Entlassung aus Stadelheim kauft Thoma weitere Grundstücke hinzu, so dass er am Ende über mehr als 15 Tagwerk (über fünf Hektar) verfügt. Am 26. März 1907 heiratet Thoma Marietta di Rigardo, im April 1908 siedelt das Ehepaar „mit Sack und Pack“ an den Tegernsee. Doch Marietta langweilt sich bald, und er beginnt zu ahnen, „daß unsere Ehe ein Irrthum war“. Im März 1911 trennen sich die beiden: „Jetzt stehen mir 5 Zimmer leer, in die ich nie komme.“ Bald aber verliert sich diese Stimmung und er bleibt in seinem Anwesen „als ziemlich behaglicher Junggeselle. Was eigentlich am besten zu meinem Naturell paßt“.
Im Sommer 1918 trifft Ludwig Thoma in Egern mit Maria Liebermann von Wahlendorf zusammen, die er vor 15 Jahren in Nürnberg kennen gelernt hat und die nun längst die Frau eines Andern ist. Wie ein Blitzstrahl trifft Ludwig Thoma die Liebe zu „seiner Maidi“. In der Tuften schreibt er Hunderte von beschwörenden Briefen an sie, allerdings ohne Erfolg, denn Maria Liebermann von Wahlendorf wagt es nicht, ihren Mann zu verlassen.
Während der Arbeit an dem düsteren Bauernroman Der Ruepp meldet sich bei Ludwig Thoma die Krankheit. Am 5. August 1921, am Vorabend der Operation, legt er seinen letzten Willen nieder und setzt Maidi von Liebermann als Haupterbin der Tuften ein. Nach einer Magenoperation in München kehrt der Todgeweihte am 24. August heim. „Ich bin in sorgsamster Pflege, herrlicher Luft, freue mich über jedes Geräusch draußen und herin und höre, fühle, atme Heimat“ schreibt er in seinem letzten Brief. Tags darauf, am 26. August 1921, stirbt er in seiner Jägerstube.
Trotz vieler Schwierigkeiten gelingt es Maria von Liebermann, das Anwesen zu erhalten. Sie belässt die Einrichtung so, wie sie bei Thomas Ableben war, und führt das Haus als Familienpension. Als sie 1957 den literarischen Nachlass Ludwig Thomas der Handschriftenabteilung der Münchner Stadtbibliothek in Obhut gibt, bahnt sich zwischen der Erbin des Dichters und der Landeshauptstadt München eine Verbindung an, die zur Sicherung der Tuften führt: 1964 ruft der Stadtrat der Landeshauptstadt eine Stiftung ins Leben, Frau von Liebermann schenkt die Tuften an die Stiftung, die Stadt erwirbt mit Unterstützung einer Versicherungsanstalt einen Grundstücksanteil.
Als Maidi von Liebermann 50 Jahr nach „ihrem Ludwig“, am 22. November 1971 im 88. Lebensjahr stirbt, übernimmt München das Haus in Städtische Verwaltung. Seitdem steht diese Gedächtnisstätte für alle Besucher offen.
Verfasst von: Direktorium Landeshauptstadt München/Katrin Schuster