Pfrontar Spinnar
Als Urväter der Pfrontar Spinnar, einer losen Gemeinschaft von Mundartlyrikern aus Pfronten, gelten Anton Eberle, (1868-1917, genannt Fidölar) und Franz Xaver Raiser (1879-1948, genannt Scholze Vere), die bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts Gedichte schreiben und veröffentlichen.
Der gebürtige Pfrontner Pius Lotter und weitere heimatverbundene Mundartlyriker führen diese Tradition fort und schließen sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer losen Literatenvereinigung zusammen. Sie geben sich den Namen Pfrontar Spinnar. Selbstbewusst reagieren sie damit auf ihre Kritiker innerhalb der Pfrontner Bevölkerung, die sie wegen ihres Hobbys als Spinner bezeichnen. Einmal monatlich finden ab Anfang der 1950er-Jahre Treffen statt für das gegenseitige Vorlesen von Gedichten und den Gedankenaustausch. Am 3. Oktober 1956 gründen neun heimatverbundene Pfrontner den Heimatverein Pfronten; unter den Gründungsmitgliedern Ludwig Eberle, Ursula Förster, Gustl Hörmann, Luis Keller, Pius Lotter, Thomas Osterried, Richard Lotter, Adolf und Annemarie Schröppel sind auch einige Mundartlyriker aus der Gruppe der Pfrontar Spinner. Der Heimatverein veranstaltet alljährlich den großen Pfrontner Hoigarte und unterstützt das Schaffen der Mundartliteraten. Neben Musikern und Sängern aus dem Ort treten an diesem Abend stets auch Pfrontar Spinnar auf.
Von Pius Lotter, der sich selbst als Oberspinnar bezeichnet hat, stammt der Entwurf für das Pfrontar-Spinnar-Abzeichen, eine Auszeichnung, die ab 1988 vom Heimatverein Pfronten verliehen wird. Die Silberbrosche zeigt eine Spinne, die ein feines Netz über den Pfrontner Kirchturm und einen Topf mit vergoldeten Bohnen webt. Dieser Bohnentopf (Boahnehafe) referiert auf eine alte Pfrontner Sage, die von Gustl Hörmann im 73 Strophen umfassenden Gedicht Dr Pfrontar Boahnehafe literarisch verarbeitet worden ist. Für ihre Mundartlyrik werden folgende Autoren mit dem Pfrontar-Spinnar-Abzeichen geehrt:
November 1986: Pius Lotter
22. Februar 1988: Anton Rist
16. April 1988: Ludwig Eberle
4. November 1995: Gustl Hörmann
12. November 2005: Manfred Hartmann
9. März 2012: Hilde Heer
17. November 2012: Hilde Stich
7. September 2015: Willy Hörmann
Zum Anlass für hitzige Diskussionen innerhalb der Gruppe wird die Frage nach der „richtigen“ Verschriftung der Pfrontner Mundart. Gustl Hörmann drängt auf eine einheitliche Mundartschreibweise. Auch Pius Lotter macht sich im Anhang seines Buches Pfrontar Spinnar und Originale (1985) für eine bestimmte Schreibweise der Dialekte von Pfronten und Umgebung stark. Mit diesem Buch Pfrontar Spinnar und Originale setzt Pius Lotter der Vereinigung ein literarisches Denkmal. Es sind Fotos, Bräuche und Anekdoten aus vergangener Zeit abgedruckt, darüber hinaus zahlreiche Gedichte der Gruppenmitglieder Ludwig Eberle, Anton Eberle, Maja/Maya Büchner, Cilla Georgi, Manfred Hartmann, Hilde Heer, Gustl Hörmann, Luise Krautwurst, Ernst Lotter, Pius Lotter, Hans Mayer, Franz Xaver Raiser (Scholze Vere), Anton Rist, Erna Schmid, Rosa/Rosl Schneider und Veronika Schneider.
Abzeichen der Pfrontar Spinnar (Entwurf: Pius Lotter; Ausführung: A. Schacht): Die Silberbrosche zeigt eine Spinne und ihr Netz über dem Pfrontner Kirchturm und einem Topf mit vergoldeten Bohnen (referiert auf die Sage vom Pfrontar Boahnehafe). Die Sage wurde durch Gustl Hörmann in Gedichtform gebracht.
1990 wird der Ostallgäuer Mundartpreis Korbinian vom Mundartkreis Ostallgäu e.V. an die Gruppe der Pfrontar Spinnar verliehen. 1993 entsteht die Idee, Tonbandaufnahmen der Pfrontner „Versles-Mächlar“ zu machen. Anlass ist ein (zum Glück glimpflich abgelaufener) Autounfall der Mundartdichterin Luise Krautwurst und das mittlerweile hohe Alter vieler Gruppenmitglieder. Der technisch versierte Willy Hörmann erstellt die Aufnahmen und fertigt 1996 daraus zunächst Musikkassetten mit 33 Gedichten der 12 damals noch aktiven Autoren Luise Krautwurst, Anton Rist, Hilde Heer, Pius Lotter, Maja/Maya Büchner, Gustl Hörmann, Rosa/Rosl Schneider, Hans Mayer, Erna Schmid, Manfred Hartmann, Hilde Stich und Willy Hörmann. Willy Hörmann erstellt zusätzlich das Beiheft zur CD „A Hoigarte zwische Pfrontar Spinnar“ mit Fotos und Werkverzeichnissen dieser 12 Autoren. 2015 erfolgt die Digitalisierung der Musikdaten zu einer Doppel-CD.
Mittlerweile ist die Gruppierung nicht mehr aktiv. Der engagierte Mundartdichter Manfred Hartmann, der den Pfrontner Hoigarte jahrelang moderiert hat, ist im November 2018 verstorben. Noch am Leben sind im November 2019 Hilde Heer, Hilde Stich, Veronika Schneider und Willy Hörmann, der in seinem Privatarchiv viele Erinnerungsstücke an die Pfrontar Spinnar verwahrt.
Titelblatt des von Willy Hörmann zusätzlich zur CD A Hoigarte erstellten Beihefts „A Hoigarte zwische Pfrontar Spinnar“ (1996), mit Werkverzeichnissen und jeweils einem Foto der 12 Pfrontar Spinnar © Willy Hörmann, Privatarchiv
Sekundärliteratur:
Hartmann, Manfred: Spinnfäde (CD 1994, 2016): Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Hörmann, Willy und Gustl: Heiteres und Besinnliches vo de „Barthlar“, Doppel-CD, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Hörmann, Willy (Doppel-CD, 2013): Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Ders. (CD, 2013): Original Sealg'strickte mit Allgäuer Hoimat-Versla, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Ders. (CD): Iaz red i, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Verschiedene CDs von Willy Hörmann, z.T. sind die gleichen Gedichte auf mehreren CDs.
Lotter, Pius (1985): Pfrontar Spinnar und Originale, Verlag für Heimatpflege Kempten im Heimatbund Allgäu e.V.
Pfrontar Spinnar: A Hoigarte (Doppel-CD; 1996, 2015) mit Original-Tonaufnahmen von selbst gelesenen 33 Gedichten der 12 Autoren Luise Krautwurst, Hilde Heer, Pius Lotter, Hildegard Stich, Gustl Hörmann, Hans Mayer, Manfred Hartmann, Anton Rist, Erna Schmid, Maja Büchner, Willy Hörmann und Rosl Schneider. Aufnahme und Herstellung der Doppel-CD durch Willy Hörmann.
Rist, Anton: Hoize Done (CD, 1998) mit Original-Tonaufnahmen von Anton Rist, sieben Gedichte, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Als Urväter der Pfrontar Spinnar, einer losen Gemeinschaft von Mundartlyrikern aus Pfronten, gelten Anton Eberle, (1868-1917, genannt Fidölar) und Franz Xaver Raiser (1879-1948, genannt Scholze Vere), die bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts Gedichte schreiben und veröffentlichen.
Der gebürtige Pfrontner Pius Lotter und weitere heimatverbundene Mundartlyriker führen diese Tradition fort und schließen sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer losen Literatenvereinigung zusammen. Sie geben sich den Namen Pfrontar Spinnar. Selbstbewusst reagieren sie damit auf ihre Kritiker innerhalb der Pfrontner Bevölkerung, die sie wegen ihres Hobbys als Spinner bezeichnen. Einmal monatlich finden ab Anfang der 1950er-Jahre Treffen statt für das gegenseitige Vorlesen von Gedichten und den Gedankenaustausch. Am 3. Oktober 1956 gründen neun heimatverbundene Pfrontner den Heimatverein Pfronten; unter den Gründungsmitgliedern Ludwig Eberle, Ursula Förster, Gustl Hörmann, Luis Keller, Pius Lotter, Thomas Osterried, Richard Lotter, Adolf und Annemarie Schröppel sind auch einige Mundartlyriker aus der Gruppe der Pfrontar Spinner. Der Heimatverein veranstaltet alljährlich den großen Pfrontner Hoigarte und unterstützt das Schaffen der Mundartliteraten. Neben Musikern und Sängern aus dem Ort treten an diesem Abend stets auch Pfrontar Spinnar auf.
Von Pius Lotter, der sich selbst als Oberspinnar bezeichnet hat, stammt der Entwurf für das Pfrontar-Spinnar-Abzeichen, eine Auszeichnung, die ab 1988 vom Heimatverein Pfronten verliehen wird. Die Silberbrosche zeigt eine Spinne, die ein feines Netz über den Pfrontner Kirchturm und einen Topf mit vergoldeten Bohnen webt. Dieser Bohnentopf (Boahnehafe) referiert auf eine alte Pfrontner Sage, die von Gustl Hörmann im 73 Strophen umfassenden Gedicht Dr Pfrontar Boahnehafe literarisch verarbeitet worden ist. Für ihre Mundartlyrik werden folgende Autoren mit dem Pfrontar-Spinnar-Abzeichen geehrt:
November 1986: Pius Lotter
22. Februar 1988: Anton Rist
16. April 1988: Ludwig Eberle
4. November 1995: Gustl Hörmann
12. November 2005: Manfred Hartmann
9. März 2012: Hilde Heer
17. November 2012: Hilde Stich
7. September 2015: Willy Hörmann
Zum Anlass für hitzige Diskussionen innerhalb der Gruppe wird die Frage nach der „richtigen“ Verschriftung der Pfrontner Mundart. Gustl Hörmann drängt auf eine einheitliche Mundartschreibweise. Auch Pius Lotter macht sich im Anhang seines Buches Pfrontar Spinnar und Originale (1985) für eine bestimmte Schreibweise der Dialekte von Pfronten und Umgebung stark. Mit diesem Buch Pfrontar Spinnar und Originale setzt Pius Lotter der Vereinigung ein literarisches Denkmal. Es sind Fotos, Bräuche und Anekdoten aus vergangener Zeit abgedruckt, darüber hinaus zahlreiche Gedichte der Gruppenmitglieder Ludwig Eberle, Anton Eberle, Maja/Maya Büchner, Cilla Georgi, Manfred Hartmann, Hilde Heer, Gustl Hörmann, Luise Krautwurst, Ernst Lotter, Pius Lotter, Hans Mayer, Franz Xaver Raiser (Scholze Vere), Anton Rist, Erna Schmid, Rosa/Rosl Schneider und Veronika Schneider.
Abzeichen der Pfrontar Spinnar (Entwurf: Pius Lotter; Ausführung: A. Schacht): Die Silberbrosche zeigt eine Spinne und ihr Netz über dem Pfrontner Kirchturm und einem Topf mit vergoldeten Bohnen (referiert auf die Sage vom Pfrontar Boahnehafe). Die Sage wurde durch Gustl Hörmann in Gedichtform gebracht.
1990 wird der Ostallgäuer Mundartpreis Korbinian vom Mundartkreis Ostallgäu e.V. an die Gruppe der Pfrontar Spinnar verliehen. 1993 entsteht die Idee, Tonbandaufnahmen der Pfrontner „Versles-Mächlar“ zu machen. Anlass ist ein (zum Glück glimpflich abgelaufener) Autounfall der Mundartdichterin Luise Krautwurst und das mittlerweile hohe Alter vieler Gruppenmitglieder. Der technisch versierte Willy Hörmann erstellt die Aufnahmen und fertigt 1996 daraus zunächst Musikkassetten mit 33 Gedichten der 12 damals noch aktiven Autoren Luise Krautwurst, Anton Rist, Hilde Heer, Pius Lotter, Maja/Maya Büchner, Gustl Hörmann, Rosa/Rosl Schneider, Hans Mayer, Erna Schmid, Manfred Hartmann, Hilde Stich und Willy Hörmann. Willy Hörmann erstellt zusätzlich das Beiheft zur CD „A Hoigarte zwische Pfrontar Spinnar“ mit Fotos und Werkverzeichnissen dieser 12 Autoren. 2015 erfolgt die Digitalisierung der Musikdaten zu einer Doppel-CD.
Mittlerweile ist die Gruppierung nicht mehr aktiv. Der engagierte Mundartdichter Manfred Hartmann, der den Pfrontner Hoigarte jahrelang moderiert hat, ist im November 2018 verstorben. Noch am Leben sind im November 2019 Hilde Heer, Hilde Stich, Veronika Schneider und Willy Hörmann, der in seinem Privatarchiv viele Erinnerungsstücke an die Pfrontar Spinnar verwahrt.
Titelblatt des von Willy Hörmann zusätzlich zur CD A Hoigarte erstellten Beihefts „A Hoigarte zwische Pfrontar Spinnar“ (1996), mit Werkverzeichnissen und jeweils einem Foto der 12 Pfrontar Spinnar © Willy Hörmann, Privatarchiv
Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.
Hartmann, Manfred: Spinnfäde (CD 1994, 2016): Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Hörmann, Willy und Gustl: Heiteres und Besinnliches vo de „Barthlar“, Doppel-CD, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Hörmann, Willy (Doppel-CD, 2013): Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Ders. (CD, 2013): Original Sealg'strickte mit Allgäuer Hoimat-Versla, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Ders. (CD): Iaz red i, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.
Verschiedene CDs von Willy Hörmann, z.T. sind die gleichen Gedichte auf mehreren CDs.
Lotter, Pius (1985): Pfrontar Spinnar und Originale, Verlag für Heimatpflege Kempten im Heimatbund Allgäu e.V.
Pfrontar Spinnar: A Hoigarte (Doppel-CD; 1996, 2015) mit Original-Tonaufnahmen von selbst gelesenen 33 Gedichten der 12 Autoren Luise Krautwurst, Hilde Heer, Pius Lotter, Hildegard Stich, Gustl Hörmann, Hans Mayer, Manfred Hartmann, Anton Rist, Erna Schmid, Maja Büchner, Willy Hörmann und Rosl Schneider. Aufnahme und Herstellung der Doppel-CD durch Willy Hörmann.
Rist, Anton: Hoize Done (CD, 1998) mit Original-Tonaufnahmen von Anton Rist, sieben Gedichte, Aufnahme und Herstellung der CD durch Willy Hörmann.