Info
Friedrich-Rückert-Straße 13
96450 Coburg
Öffnungszeiten: Nach Vereinbarung.
Telefon: 09561/66308
Website

Friedrich-Rückert-Gedächtnisstätte

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Der Nattermannshof in Coburg-Neuses (c) Literaturportal Bayern

Im Oktober 1820 zieht der Orientalist Friedrich Rückert nach Coburg, um in der Hofbibliothek seine Forschungen voranzutreiben. Seinen Wohnsitz nimmt er gegenüber der Ehrenburg im Haus des Archivrats Fischer und lernt dort dessen Stieftochter Luise Wiethaus-Fischer (1797-1857) kennen und lieben; die beiden heiraten im Dezember 1821. Im Besitz der Familie Fischer befindet sich das Gut „Nattermannshof“ vor den Toren Coburgs, in Neuses. Im Oktober 1838 erwirbt Friedrich Rückert den „Nattermannshof“ von seiner Schwiegermutter, um ihn als Familienstammsitz zu nutzen; unweit des Gebäudes lässt er 1846 das Goldberghäuschen errichten, das ihm als Arbeitsstätte und Rückzugsort dient.

Im Jahr 1841 erhält Rückert einen Ruf an die Universität Berlin, doch in der preußisch geprägten Großstadt wird er nie heimisch. Im März 1848, am Vorabend der Revolution, beendet er seine akademische Karriere und kehrt für immer nach Neuses zurück:

Neuer Sitz im alten Coburg,
Mir im Herbst ein neuer Lenz,
Meine kleine Freudenfrohburg,
Ehrenburg und Residenz!
Dessen Schatten ein Vertrauter
Meiner Einsamkeiten sprießt,
Wo die Lauter hell und lauter
Meinem Zaun vorüberfließt.

Drei Jahre nach Rückerts Tod (1866) wird im Park des Guts ein Denkmal errichtet.

Das Grab Friedrich Rückerts, in dem auch seine neun Jahre vor ihm verstorbene Frau beerdigt wurde, befindet sich auf dem alten Friedhof in Neuses, gleich neben dem „Nattermannshof“. Das Anwesen selbst ist weiterhin in den Händen der Familie Rückert und wird auch von diesen bewohnt. Das Gebäude wurde sorgfältig instand gesetzt und kann nach telefonischer Voranmeldung besichtigt werden.

(c) Literaturportal Bayern

Die Rückert-Statue im Park hinter dem „Nattermannshof“ (c) Literaturportal Bayern

Bei einer Besichtigung beeindruckt der Biedermeier-Garten voller weißer, roter und rosafarbener Rosen. Der erste Stock ist mit Biedermeier-Möbeln eingerichtet. Alle Gegenstände und Möbelstücke, die noch aus der Zeit Rückerts im Familienbesitz im „Nattermannshof“ erhalten geblieben waren, sind dort zu besichtigen, beispielsweise ein Tischchen, das Ludwig I. Rückert als Geschenk vermacht hatte. Die beiden waren sich während Rückerts Rom-Aufenthalt 1818 begegnet.

Der Biedermeiergarten des „Nattermannshofes" (c) Literaturportal Bayern

Eine Besonderheit ist das Arbeitszimmer Rückerts mit Schreibtisch, Zettelkasten und Handbibliothek. Es ist die ganzen Jahre im Originalzustand belassen worden.

Links das original eingerichtete Arbeitszimmer Rückerts, in der Mitte das Schwalbennest im Arbeitszimmer, rechts ein Wohnraum mit Biedermeier-Einrichtung (c) Literaturportal Bayern

Die erste Erwähnung der 1934 nach Coburg eingemeindeten Ortschaft Neuses datiert auf 1289. Die damalige Bezeichnung „Nvesez“ und „Niusez“ wird als „neuer Sitz“ gedeutet; gemeint ist wohl ein ritterlicher Ansitz. Dieser Ansitz geht 1346 im Tausch gegen das Rittergut Waldsachsen von Dietrich von Coburg an Graf Heinrich von Henneberg. Um 1600 gehört das Gut den Rosenauern, von denen es über den herzoglichen Kammerschreiber Peter Popp und die Familie Nattermann – die 1776 dort den „Nattermannshof“ errichtet – in den Besitz des herzoglich-coburgischen Hofarchivars Johann Albrecht Fischer gelangt, den Schwiegervater Rückerts.