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Deutsche Ganghofer-Gesellschaft

Im Juli 1882 wird in Mühldorf am Inn Peter Ostermayr geboren. Bereits ein Jahr später zieht die Familie – Peter hat einen sechs Jahre älteren Bruder, Franz – nach München. Die Eltern eröffnen dort ein Photo-Portrait-Atelier. Das Interesse für das Fotografische ist den beiden Brüdern mithin in die Wiege gelegt, und so gründen sie bereits 1906, begeistert auch von ihrem ersten Kinobesuch, die erste Filmfirma in München, die „Original Physiograph Comp.“. Nach der geschäftlichen Trennung der Brüder widmet sich Peter Ostermayr seiner neuen Firma „Münchner Kunstfilm Peter Ostermayr“ (1910), die 1918 in der „Münchner Lichtspielkunst GmbH“ aufgeht, die wegen ihrer Abkürzung M.L.K. „Emelka“ genannt und bald zum Konzern ausgebaut wird. Wichtiger Baustein hierfür ist der Erwerb des Geländes im Grünwalder Stadtteil Geiselgasteig, vor den Toren Münchens (wo heute die Bavaria Film AG zuhause ist, die 1932 aus der Emelka hervorgeht). Der erste Film, der 1920 in den neuen Studios gedreht wird, basiert auf einem Roman von Ludwig Ganghofer. Regie bei Der Ochsenkrieg führt Peter Ostermayrs Bruder Franz, der sich als Regisseur Franz Osten nennt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, während dessen er als selbständiger Produzent für die UFA tätig ist, errichtet Peter Ostermayr erneut eine Filmfirma in München, deren erste Produktion erneut eine Ganghofer-Verfilmung darstellt, diesmal des Volksstücks Der Geigenmacher von Mittenwald. Die Gründung der Deutschen Ganghofer-Gesellschaft (DGG) fünf Jahre später, anlässlich des 100. Geburtstags des Schriftstellers am 7. Juli 1955, erscheint mithin als logische Konsequenz von Ostermayrs fortgesetztem Bemühen um das Werk von Ludwig Ganghofer und dessen medialer Präsenz. Am 10. Juli 1955 tritt die Gesellschaft erstmals in der Königlichen Villa in Berchtesgaden unter der Ehrenpräsidentschaft von S. K. H. Rupprecht Kronprinz von Bayern zusammen. Gründungsvorsitzender der DGG wird Dr. Anton Grassl,  Vorsitzender des Bayerischen Jugendherbergswerkes. Peter Ostermayr führt nach dem Tod des bayerischen Kronprinzen am 2. August 1955 die Ehrenpräsidentschaft bis zu seinem eigenen Tod weiter. Als Ziele der Gesellschaft gelten die Jugendarbeit, insbesondere die Gründung einer Ganghofer-Jugendherberge in den bayerischen Alpen, die durch die Errichtung einer solchen auf den Buckelweisen bei Mittenwald bereits im Jahr 1957 verwirklicht wird, sowie die Einrichtung eines Ganghofer-Schriftstellerpreises für Nachwuchsschriftsteller. Als Peter Ostermayr 1967 verstirbt, überlebt auch die DGG diesen Verlust nicht und wird wenig später aufgelöst.

Über 15 Jahre später gründet der damalige Kaufbeurer Stadtrat Karl Ilgenfritz, Erfinder der Stadtolympiade Kaufbeuren (seit 1978), aus dem Stadtolympiade-Verein und der „Initiative Neugablonz“ heraus die „Ganghofer-Initiative“. Schon drei Jahre später, am 20. Juli 1986, und in Kenntnis der früheren DGG von Peter Ostermayr erfolgt die erneute Gründung der Deutschen Ganghofer-Gesellschaft. Die Zielsetzungen dieser zweiten DGG entsprechen den Aufgaben einer literatur-forschenden Gesellschaft, wobei darin bereits ein zeitgemäßer naturpflegerischer Auftrag, der aus Ludwig Ganghofers Leben und Werk unmittelbar abgeleitet wird, eigenständig definiert ist. Dabei werden die Tätigkeitsmerkmale der DGG auch und gerade von vielen „klischeebefreienden“ Erkenntnissen geprägt. Insbesondere die Geschichtlichkeit, also die historischen, aber auch die sozialen und die naturphilosophischen Dimensionen, die viele Werkinhalte prägen, kommen vital zum Ausdruck. Seit Ende der 1990er Jahre erfolgt die monatliche Herausgabe von Ganghofer aktuell. Darüber hinaus steht die DGG mit vielen internationalen, vor allem wissenschaftlichen Personen und Institutionen in Verbindung.

Mit der Virtuellen Ganghoferstraße initiiert die Deutsche Ganghofer-Gesellschaft im Jahr 2010 eine neuartige  Verknüpfung der Lebens- und Werkorte Ludwig Ganghofers. Die virtuelle Ganghoferstraße, die über die Website der Stadt Kaufbeuren zugänglich ist, wird in den Rundschau-Nachrichten des Bayerischen Fernsehens und in der Bayerischen Staatszeitung als beispielgebendes Modell vorgestellt. Im Rahmen der ständigen Bemühungen, weitere zeitgemäße literarische Vermittlungsebenen zu schaffen, wird zudem das Bildungs- und Erholungswerk der DGG gegründet. Damit sollen bildungs- und erholungssuchende Menschen über die virtuelle Ganghoferstraße an die tatsächlichen, oft Regionen übergreifenden literarischen Landschaften herangeführt werden – getreu der von Johann Wolfgang Goethe früh geprägten  kulturtouristischen Leit-Idee und gleichsam als Handlungsanleitung dafür: „Wer das Dichten will verstehen, muss ins Land der Dichtung gehen; wer den Dichter will verstehen, muss in Dichters Lande gehen.“

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