Rollwenzelei
Bis in sein 40. Lebensjahr ist der Schriftsteller Jean Paul ein unsteter Zeitgenosse. Oft wechselt er den Wohnort, bis er sich 1804 endlich in Bayreuth niederlässt, wo er die nächsten zwanzig Jahre bis zu seinem Tod verbringt. Zum Arbeiten verlässt er allerdings die Stadt und marschiert, den Pudel an seiner Seite, die Königsallee in Richtung Eremitage, um – damals noch jenseits der Stadtgrenze – bei Friedrich und Anna Dorothea Rollwenzel einzukehren, die ihm im ersten Stock ihres Hauses eine eigene Schreibstube einrichten und bei Bedarf Bier und die geliebten Pellkartoffeln servieren. 15 Jahre lang weilt Richter so gut wie täglich in der Rollwenzelei, erst in den Jahren vor seinem Tod werden die Besuche seltener, auch weil der Schriftsteller erkrankt und zu erblinden beginnt.
Das Haus der Rollwenzels stammt aus dem 16. Jahrhundert, anfangs fungiert es als Zollhäuschen zu Colmberg. Als Jean Paul dort einzukehren beginnt, gehört das Haus noch dem Staat, und an einem Schankrecht mangelt es den Rollwenzels ebenfalls. Letzteres wird am 1. November 1809 erteilt – laut Legende von Napoleon höchstpersönlich, da Anna Dorothea Rollwenzel einen verwundeten französischen Soldaten aufnimmt und gesund pflegt. Im Jahr 1812 kaufen die Rollwenzels das Haus, seither befindet es sich, soweit bekannt, in Privatbesitz. Ein kürzlich auf dem Dachboden des Hauses gefundener „Auszug aus dem Grundsteuer-Kataster der Steuergemeinde Colmdorf“ verzeichnet nach den Rollwenzels eine Reihe verschiedener Besitzer, bis 1876 – im Jahr der Eröffnung der Festspiele – Friedrich Justinus das offiziell „Chaussee-Haus“ oder auch „Traiteur-Haus“ (nach dem Beruf des Besitzers) genannte Gebäude erwirbt. Fortan wird es innerhalb der Familien vererbt, als aktuelle Besitzerin wird seit 2001 Justinus´ Urenkelin Gertrud, verheiratete Sommer, genannt.
Im Mai 2006 gründet sich der Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e.V., bereits ein Jahr später gibt es erste Konzepte für die Restaurierung der Dichterstube und von deren Exponaten. Benefizveranstaltungen und Spenden bringen binnen zwei Jahren endlich die erforderliche Summe zusammen, so dass ab Januar 2009 mit den Arbeiten an einzelnen Ausstellungsstücken und im September desselben Jahres mit dem Umbau und der Renovierung des Hauses begonnen werden kann. Im November 2010 ist das kleinste Museum Bayreuths (und womöglich auch das kleinste Deutschlands) fertig gestellt: „Das ist die Stube! Hier hat Jean Paul seit zwanzig Jahren fast tagtäglich gesessen und geschrieben; hier an diesem Tische hat er gearbeitet, viel gearbeitet, ach Gott, er hat sich zu Tode gearbeitet.“ (Anna Dorothea Rollwenzel über Jean Paul, kurz nach seinem Tod)
Über 50.000 Besucher aus der ganzen Welt haben sich von 1876 bis 2004 in die elf Gästebücher der Rollwenzelei eingetragen, die mit Hilfe des Bezirks Oberfranken restauriert wurden und in der Rollwenzelei auch in digitalisierter Form zugänglich sind. Berühmt wurde der Eintrag des Berliner Kritikers Alfred Kerr von 1902 zu Jean Paul: „Vergessen dich die Deutschen heut? Du bist der Meister von Bayreuth!“
Bis in sein 40. Lebensjahr ist der Schriftsteller Jean Paul ein unsteter Zeitgenosse. Oft wechselt er den Wohnort, bis er sich 1804 endlich in Bayreuth niederlässt, wo er die nächsten zwanzig Jahre bis zu seinem Tod verbringt. Zum Arbeiten verlässt er allerdings die Stadt und marschiert, den Pudel an seiner Seite, die Königsallee in Richtung Eremitage, um – damals noch jenseits der Stadtgrenze – bei Friedrich und Anna Dorothea Rollwenzel einzukehren, die ihm im ersten Stock ihres Hauses eine eigene Schreibstube einrichten und bei Bedarf Bier und die geliebten Pellkartoffeln servieren. 15 Jahre lang weilt Richter so gut wie täglich in der Rollwenzelei, erst in den Jahren vor seinem Tod werden die Besuche seltener, auch weil der Schriftsteller erkrankt und zu erblinden beginnt.
Das Haus der Rollwenzels stammt aus dem 16. Jahrhundert, anfangs fungiert es als Zollhäuschen zu Colmberg. Als Jean Paul dort einzukehren beginnt, gehört das Haus noch dem Staat, und an einem Schankrecht mangelt es den Rollwenzels ebenfalls. Letzteres wird am 1. November 1809 erteilt – laut Legende von Napoleon höchstpersönlich, da Anna Dorothea Rollwenzel einen verwundeten französischen Soldaten aufnimmt und gesund pflegt. Im Jahr 1812 kaufen die Rollwenzels das Haus, seither befindet es sich, soweit bekannt, in Privatbesitz. Ein kürzlich auf dem Dachboden des Hauses gefundener „Auszug aus dem Grundsteuer-Kataster der Steuergemeinde Colmdorf“ verzeichnet nach den Rollwenzels eine Reihe verschiedener Besitzer, bis 1876 – im Jahr der Eröffnung der Festspiele – Friedrich Justinus das offiziell „Chaussee-Haus“ oder auch „Traiteur-Haus“ (nach dem Beruf des Besitzers) genannte Gebäude erwirbt. Fortan wird es innerhalb der Familien vererbt, als aktuelle Besitzerin wird seit 2001 Justinus´ Urenkelin Gertrud, verheiratete Sommer, genannt.
Im Mai 2006 gründet sich der Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e.V., bereits ein Jahr später gibt es erste Konzepte für die Restaurierung der Dichterstube und von deren Exponaten. Benefizveranstaltungen und Spenden bringen binnen zwei Jahren endlich die erforderliche Summe zusammen, so dass ab Januar 2009 mit den Arbeiten an einzelnen Ausstellungsstücken und im September desselben Jahres mit dem Umbau und der Renovierung des Hauses begonnen werden kann. Im November 2010 ist das kleinste Museum Bayreuths (und womöglich auch das kleinste Deutschlands) fertig gestellt: „Das ist die Stube! Hier hat Jean Paul seit zwanzig Jahren fast tagtäglich gesessen und geschrieben; hier an diesem Tische hat er gearbeitet, viel gearbeitet, ach Gott, er hat sich zu Tode gearbeitet.“ (Anna Dorothea Rollwenzel über Jean Paul, kurz nach seinem Tod)
Über 50.000 Besucher aus der ganzen Welt haben sich von 1876 bis 2004 in die elf Gästebücher der Rollwenzelei eingetragen, die mit Hilfe des Bezirks Oberfranken restauriert wurden und in der Rollwenzelei auch in digitalisierter Form zugänglich sind. Berühmt wurde der Eintrag des Berliner Kritikers Alfred Kerr von 1902 zu Jean Paul: „Vergessen dich die Deutschen heut? Du bist der Meister von Bayreuth!“