Info
https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbinstitutions/coverflow/Lyrikkabinett_Mnchen_klein.jpg
Das Magazin des Lyrik Kabinetts © Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83a
80799 München
Leitung: Dr. Holger Pils
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10.00-12.00 Uhr und 13.00-17.00 Uhr
Telefon: 089 / 34-6299
Fax: 089 / 34-5395
Website
Kontakt:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Lyrik Kabinett

Die Stiftung Lyrik Kabinett fördert die Lyrik und ihre Vermittlung. Entstanden aus einer privaten, mäzenatischen Initiative, wirbt sie für die Poesie aller Sprachen und Zeiten und gibt ihr einen festen Ort. Als ausschließlich der Dichtung gewidmetes Forum ist es in dieser Form in Deutschland einmalig. Auf internationaler Ebene entspricht das Lyrik Kabinett den Poesiezentren in anderen Ländern, wie etwa den französischen Maisons de la Poésie oder der englischen London Poetry Library. Unterstützt wird das Lyrik Kabinett von einem Freundeskreis.

Die gemeinnützige Stiftung Lyrik Kabinett verfolgt ihre Ziele in vier Kernbereichen:

Bibliothek:
Das Lyrik Kabinett unterhält die zweitgrößte auf Lyrik spezialisierte Bibliothek Europas mit aktuell ca. 68.000 Medien: deutschsprachige und internationale Lyrik, darunter auch zahlreiche hochwertige Künstlerbücher, Audio- und Videomedien, Zeitschriften etc. Die Bibliothek wird pro Jahr systematisch um ca. 2.500 Einheiten erweitert und steht jedermann zur Nutzung offen.

Veranstaltungen:
Die Stiftung richtet jährlich etwa 45 Veranstaltungen zur internationalen Lyrik aus (bislang ca. 1.300): Lesungen mit zeitgenössischen Dichterinnen und Dichtern aus aller Welt und Veranstaltungen zu Autorinnen und Autoren von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Alle Lesungen werden durch Mitschnitte dokumentiert.

Publikationen:
In verschiedenen Reihen publiziert die Stiftung ausgewählte poetische oder poetologische Werke: die Edition Lyrik Kabinett im Carl Hanser Verlag, die Reihe der bibliophilen Blauen Bücher, die Münchner Reden zur Poesie, die Zwiesprachen im Verlag Das Wunderhorn, außerdem den Gedichtekalender Zilpzalp.

Bildung:
Das seit über einem Jahrzehnt erfolgreiche pädagogische Modellprojekt „Lust auf Lyrik“ eröffnet Schülerinnen und Schülern einen kreativen Zugang zur Poesie.

Darüber hinaus unterstützt das Lyrik Kabinett die Begegnungen von Dichtern und Initiativen der freien Szene und engagiert sich in Kooperationen zur Literaturförderung. Es wirbt für die Poesie in der Öffentlichkeit durch Projekte wie die jährlichen Lyrik-Empfehlungen und steht allen Lyrik-Interessierten – Dichtern, Übersetzern, Herausgebern, Studenten, Wissenschaftlern, Journalisten und Liebhabern – mit seinen Beständen für Auskünfte zur Verfügung.

Mit sämtlichen Aktivitäten möchte die Stiftung allen Menschen ermöglichen (wie es die Stifterin Ursula Haeusgen formulierte), „die Schönheit und Faszination der poetischen Sprache – der Muttersprache des Menschengeschlechts (J.G. Hamann) – für sich zu entdecken und sich an ihr zu freuen: an ihren vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten und an ihrem Kommunikationspotential“.

Geschichte der Institution

„Ich hatte in anderen Buchläden Gedichte immer nur in der hintersten Ecke und in kleiner Auswahl gefunden – da wollte ich mit meiner Buchhandlung ausschließlich für Poesie endlich ein Zeichen setzen“: So die Kauffrau und Unternehmerstochter Ursula Haeusgen zur Begründung, weshalb sie im April 1989 mit einer Lesung von Wolfdietrich Schnurre eine auf Lyrik spezialisierte Buchhandlung eröffnet. Die Buchhandlung residiert anfangs in der Herzog-Rudolf-Straße 6, später in der nahe gelegenen Maximilianstraße. Doch Haeusgens „Hoffnung, das wohlhabende Publikum der Maximilianstraße würde anstelle von Cashmere-Pullovern ab und zu auch Lyrik kaufen“, erfüllt sich nicht. 1994 gibt sie die Buchhandlung auf, gründet einen Verein und schenkt ihm die verbleibenden Bestände der Buchhandlung, darunter erste, sehr wertvolle Künstlerbücher.

Seine nächste Beheimatung findet das Lyrik Kabinett in Seminarräumen des Instituts für Komparatistik in der Schellingstraße 3, 2003 gründet Ursula Haeusgen mit ihrem Privatvermögen eine Stiftung. Die Ludwig-Maximilians-Universität überlässt ihr ein altes Atelierhäuschen sowie das zugehörige Grundstück in der Amalienstraße zur Pacht. Die Stiftung finanziert einen Neubau, der sowohl den räumlichen als auch den ästhetischen Bedürfnissen der Sammlung Rechnung trägt.

Im März 2005 wird das neue Lyrik Kabinett eröffnet: Den Weg in den Hinterhof pflastern Steine mit der Aufschrift „Poesie“, blaues Licht beleuchtet die Szenerie, im Vorhof wie im Innern findet man Werke der Bildenden Kunst. Hier sind nun die immer umfangreicheren Bestände, die Künstlerbücher und auch zahlreiche von Haeusgen gesammelte Kunstwerke für die Öffentlichkeit zugänglich. 

Ansicht von außen, Podium und Ansicht bei Nacht © Lyrik Kabinett

Im Sommer des Jahres 2010 zieht sich Ursula Haeusgen aus der operativen Leitung des Lyrik Kabinetts zurück – Geschäftsführerin wird zunächst Dr. Maria Gazzetti (zuvor Leiterin des Frankfurter Literaturhauses). 2014 übernimmt Dr. Holger Pils die Leitung, der zuvor das Buddenbrookhaus in Lübeck geleitet hatte. Er ist seit 2018 auch geschäftsführender Vorstand der Stiftung.

Im Januar 2021 stirbt die große Mäzenin der Poesie. Die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, die ihr noch zu Lebzeiten verliehen worden war, konnte ihr aus Gründen der Covid-Pandemie nicht mehr öffentlich übergeben werden. Staatsminister Sibler betonte bei der posthumen Übergabe im Lyrik Kabinett: „Menschen wie Ursula Haeusgen sind beispielgebend dafür, was privates Engagement für Kunst bewirken kann“.

Ursula Haeusgen © Markus Sippl

Verwandte Inhalte
Städteporträts
Städteporträts
Journal
Mehr