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Karolinenplatz 3
80333 München
Leitung: Dr. Meike Zwingenberger
Öffnungszeiten: Mo-Do: 10-17 Uhr, Fr: 14-20 Uhr, Sa: 10-18 Uhr (Ausstellung); Mo-Fr: 14-18 Uhr (Recherchezentrum)
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Amerikahaus München

Im Oktober 1945 wird von der amerikanischen Militärbehörde in der Medizinischen Lesehalle am Beethovenplatz in München ein „American Reading Room“ eingerichtet, die erste Institution dieser Art in der Welt. Die zunächst nur beschränkt zugängliche Bibliothek wird im Januar 1946 für die Allgemeinheit geöffnet. Eine Buchspende mit deutscher Exilliteratur ergänzt die rund 500 amerikanischen Bücher und 20 Zeitschriften.

Die stetig wachsende Bibliothek muss noch zweimal umziehen, bis sie im Juli 1948 in dem ehemaligen „Führerbau“ in der Arcisstraße unterkommt, in dem heute die Musikhochschule beheimatet ist. Die Münchner nennen das amerikanische Informationszentrum bald „Amerikahaus“, ein Name, den die Amerikaner übernehmen. Das Angebot umfasst inzwischen eine Bibliothek mit 36.000 Bänden, einen Zeitschriftenlesesaal, eine Kinderbücherei, eine Schallplatten- und eine Filmabteilung. Dazu kommen ein Konzertsaal, mehrere Vortrags- und Unterrichtsräume sowie großzügige Ausstellungsflächen.

Am 13. Mai 1957 wird auf dem Gelände des zerstörten Lotzbeck-Palais am Karolinenplatz das vom Architekten Karl Fischer entworfene und vom Bayerischen Landbauamt errichtete neue Gebäude des Amerikahauses eröffnet. Der Freistaat Bayern stellt den Grund zur Verfügung und übernimmt den größten Teil der Baukosten. Auch heute noch ist das Haus nach wie vor bayerisches Eigentum.

Da Amerikahäuser in Deutschland die Demokratisierung der Deutschen anhand des Vorbilds Amerika voran bringen sollen, indem sie nicht Propaganda betreiben, sondern die Vielfalt der amerikanischen Kultur, Politik und Gesellschaft differenziert darstellen, entwickelt sich das Amerikahaus München schnell zu einer der wichtigsten Institutionen des Münchner Kulturlebens und zieht monatlich durchschnittlich 80.000 Menschen an. Bücherbusse und Filmmobile erreichen auch die Gemeinden im Münchner Umland. Finanziert werden diese Aktivitäten zunächst von der amerikanischen Militärregierung, später von der United States Information Agency (USIA).

Im Verlaufe des beginnenden Kalten Krieges wandelt sich der Auftrag hin zur Festigung der transatlantischen Beziehungen. Neben der deutschen Begeisterung für das Amerika John F. Kennedys oder der Mondlandung stellen Krisensituationen wie der Vietnamkrieg und die Konflikte und Widersprüche in der amerikanischen Gesellschaft besondere Herausforderungen an die Arbeit des Amerikahauses. In dieser Zeit wird es auch zum Ziel zahlreicher Proteste. Diese Auseinandersetzungen ändern jedoch nichts an dessen kultureller Bedeutung, gerade auch bei der kritischen Jugend.

Im Rahmen von Sparmaßnahmen der US-Regierung wird die Arbeit der USIA im Amerikahaus im Juni 1997 eingestellt, ein Teil davon im US Generalkonsulat fortgeführt. Die öffentliche Bibliothek, die Beratungsstelle für den Jugendaustausch und das Veranstaltungsprogramm stehen vor dem Ende – und es zeigt sich, wie wichtig das Amerikahaus für die Landeshauptstadt und ganz Bayern geworden ist: Eine Initiative, das Haus als bayerische Institution weiter zu führen, findet breite Unterstützung in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Die Freunde des Amerika Hauses e.V., aus dem später der heutige Amerikahaus Verein e.V. hervorgeht, führen die Arbeit zunächst in eingeschränktem Umfang weiter, bis im Januar 1998 mit der Gründung des Bayerisch-Amerikanischen Zentrums im Amerikahaus München e.V. ein neues Kapitel in der Geschichte des Amerikahauses aufgeschlagen wird. Im Frühjahr 2012 kämpft dieser Verein um seinen Verbleib in dem Haus von Karl Fischer, da die Bayerische Staatsregierung einen Umzug in das nahe gelegene Gebäude der Staatlichen Lotterie-Verwaltung favorisiert.