Waldemar-Bonsels-Stiftung
Waldemar Bonsels (1880-1952) war kein klassischer Kinderbuchautor. Sein literarisches Werk reicht von Kriegs- und Reisereportagen über Kriminalgeschichten, Gedichte und erotische Erzählungen bis hin zu philosophischen Schriften. Popularität erlangte er jedoch schon zu Lebzeiten vor allem durch eine bestimmte Figur: seine kleine, freche, schlaue Biene Maja. Die Waldemar-Bonsels-Stiftung nimmt diese Bekanntheit zum Ausgangspunkt, um bei ihren Förderprojekten eine Zielgruppe besonders im Blick zu haben: Kinder und Jugendliche.
Gegründet wurde die Stiftung 1977 von Bonsels‘ dritter Ehefrau und Alleinerbin Rose-Marie Bonsels. Zu Beginn bestand der Zweck vorrangig in der Erhaltung von Bonsels‘ Werk und in der Förderung buch- und literaturwissenschaftlicher Forschung. Seit damals hat die Stiftung ihr Tätigkeitsspektrum kontinuierlich erweitert, ihr Profil geschärft und ihren Sitz von Ambach am Starnberger See, für lange Zeit Bonsels‘ Wahlheimat, nach München verlegt.
Auch heute widmet sie sich Aktivitäten zur Pflege der Erinnerung an Leben und Werk Bonsels‘, versteht sich dabei aber auch als gesellschaftsverantwortlicher Akteur, der die Vergangenheit und Gesinnung des Namensgebers immer wieder kritisch hinterfragt. So wurde Bonsels‘ opportunistisches, antisemitismusnahes Verhalten während des Nationalsozialismus auf diversen Tagungen diskutiert und in der eigens in Auftrag gegebenen Biografie von Bernhard Viel thematisiert.
Verantwortungsvoll und digital – Richtung Zukunft
Der offene Umgang der Stiftung mit Bonsels‘ Person und Werk setzt sich in aktuellen und geplanten Digitalisierungsprojekten fort. Derzeit wird Bonsels‘ Nachlass, bestehend aus etwa 90 Archivkassetten, die sich im Literaturarchiv der Monacensia befinden, in einem zweijährigen Vorhaben von der Kulturwissenschaftlerin Christina Lemmen gesichtet, digitalisiert und verschlagwortet. Ab März 2020 wird Bonsels‘ Hinterlassenschaft so nach und nach über monacensia-digital.de weltweit zugänglich. Eine ähnliche Idee besteht auch für Bonsels‘ Villa am Starnberger See: Sie soll gleichsam „digitalisiert“ werden, sodass man per Mausklick einen virtuellen Rundgang durch das Haus machen kann.
Gesellschaftsverantwortung zeigt die Stiftung gleichermaßen in der Wissenschaftsförderung, vor allem aber in den von ihr geförderten Projekten für Kinder und Jugendliche. Regina Sasse, die Geschäftsstellenleiterin der Stiftung, begründet diesen Fokus so: „Es ist einfach sichtbar, dass in unserer Gesellschaft, sei es in Schulen, im musealen Umfeld oder wo auch immer, die Lern- und Kreativfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zunehmend weniger Raum finden. Da fühlt sich unsere Stiftung besonders verantwortlich.“ Die Bandbreite ihrer Aktivitäten ist dabei enorm groß; sie umfasst die verschiedensten Kulturbereiche und unterstützt die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen beim Auf- und Ausbau unterschiedlichster kreativer Kompetenzen.
Von links nach rechts: Waldemar Bonsels in Ambach (© Nachlass von Waldemar Bonsels), Buchcover Der Honigsammler, SpielLust Gauting mit "Katzelmacher" (© Werner Gruban, Theaterforum Gauting e.V.)
In der Reihe Lust auf Lyrik der Stiftung Lyrik Kabinett arbeiten beispielsweise bekannte Dichterinnen und Dichter mit Schulklassen zusammen, die spielerisch an die Lyrik herangeführt und zum Verfassen eigener Texte ermuntert werden. Ein LiteraturCamp der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Internationalen Jugendbibliothek und des Literaturhaus München gab Jugendlichen ab 15 Jahren wiederum unlängst die Möglichkeit, sich eine fundierte Meinung rund um das Thema Gerechtigkeit zu bilden und diese literarisch und journalistisch zu formulieren.
Im Theaterbereich wird etwa der Gautinger Jugendtheaterclub SpielLust gefördert, der im letzten Jahr erfolgreich Katzelmacher von Rainer Werner Fassbinder auf die Bühne brachte. Auch musikalische Kinderlesungen zur Biene Maja von Schauspieler Stefan Wilkening und Musiker Stefan Blum finden Unterstützung. Und bei Stretch your view, einem Projekt am Haus der Kunst, werden Schulklassen zu Museumskennern und führen nach gemeinsamen Vorbereitungen die eigenen Eltern durch ihre Lieblingsstücke diverser Kunstausstellungen.
Mut macht stolz
Bei all diesen Projekten konnte und kann die Waldemar-Bonsels-Stiftung Unterstützung liefern. Dafür werden die Förderer aber auch immer wieder mit wunderbaren Aufführungen und Präsentationen belohnt. Regina Sasse ist stets gerne vor Ort dabei: „Es ist jedes Mal wunderbar, zu sehen, wie mutig die Kinder plötzlich werden. Da sind wir dann unheimlich stolz darauf, dass wir solche Projekte gefunden haben und unterstützen dürfen.“
Seit 2019 ist die Stiftung auch operativ mit einem eigenen Projekt tätig – der SingPause. Schülerinnen und Schüler einer Münchner Grundschule dürfen hier, angeleitet von ausgebildeten Musikprofis, zweimal pro Woche für 20 Minuten gemeinsam singen. Dabei erarbeiten sie sich musikalische Grundkenntnisse und ein breites, internationales Liederrepertoire. Das Konzept hat sich an Düsseldorfer Grundschulen bereits erfolgreich etabliert; durch die Waldemar-Bonsels-Stiftung ist es nun nach Bayern gekommen.
Dass sich alle Eindrücke und Erfahrungen aus dieser bunten Mischung an Förderprojekten in ihr bündeln, ist für die Stiftung ein großes Glück. Die Projektpartner untereinander könnten dagegen noch stärker direkt voneinander profitieren. Ein Ziel für das kommende Jahr ist daher, die gegenseitige Vernetzung zu stärken.
Waldemar Bonsels (1880-1952) war kein klassischer Kinderbuchautor. Sein literarisches Werk reicht von Kriegs- und Reisereportagen über Kriminalgeschichten, Gedichte und erotische Erzählungen bis hin zu philosophischen Schriften. Popularität erlangte er jedoch schon zu Lebzeiten vor allem durch eine bestimmte Figur: seine kleine, freche, schlaue Biene Maja. Die Waldemar-Bonsels-Stiftung nimmt diese Bekanntheit zum Ausgangspunkt, um bei ihren Förderprojekten eine Zielgruppe besonders im Blick zu haben: Kinder und Jugendliche.
Gegründet wurde die Stiftung 1977 von Bonsels‘ dritter Ehefrau und Alleinerbin Rose-Marie Bonsels. Zu Beginn bestand der Zweck vorrangig in der Erhaltung von Bonsels‘ Werk und in der Förderung buch- und literaturwissenschaftlicher Forschung. Seit damals hat die Stiftung ihr Tätigkeitsspektrum kontinuierlich erweitert, ihr Profil geschärft und ihren Sitz von Ambach am Starnberger See, für lange Zeit Bonsels‘ Wahlheimat, nach München verlegt.
Auch heute widmet sie sich Aktivitäten zur Pflege der Erinnerung an Leben und Werk Bonsels‘, versteht sich dabei aber auch als gesellschaftsverantwortlicher Akteur, der die Vergangenheit und Gesinnung des Namensgebers immer wieder kritisch hinterfragt. So wurde Bonsels‘ opportunistisches, antisemitismusnahes Verhalten während des Nationalsozialismus auf diversen Tagungen diskutiert und in der eigens in Auftrag gegebenen Biografie von Bernhard Viel thematisiert.
Verantwortungsvoll und digital – Richtung Zukunft
Der offene Umgang der Stiftung mit Bonsels‘ Person und Werk setzt sich in aktuellen und geplanten Digitalisierungsprojekten fort. Derzeit wird Bonsels‘ Nachlass, bestehend aus etwa 90 Archivkassetten, die sich im Literaturarchiv der Monacensia befinden, in einem zweijährigen Vorhaben von der Kulturwissenschaftlerin Christina Lemmen gesichtet, digitalisiert und verschlagwortet. Ab März 2020 wird Bonsels‘ Hinterlassenschaft so nach und nach über monacensia-digital.de weltweit zugänglich. Eine ähnliche Idee besteht auch für Bonsels‘ Villa am Starnberger See: Sie soll gleichsam „digitalisiert“ werden, sodass man per Mausklick einen virtuellen Rundgang durch das Haus machen kann.
Gesellschaftsverantwortung zeigt die Stiftung gleichermaßen in der Wissenschaftsförderung, vor allem aber in den von ihr geförderten Projekten für Kinder und Jugendliche. Regina Sasse, die Geschäftsstellenleiterin der Stiftung, begründet diesen Fokus so: „Es ist einfach sichtbar, dass in unserer Gesellschaft, sei es in Schulen, im musealen Umfeld oder wo auch immer, die Lern- und Kreativfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zunehmend weniger Raum finden. Da fühlt sich unsere Stiftung besonders verantwortlich.“ Die Bandbreite ihrer Aktivitäten ist dabei enorm groß; sie umfasst die verschiedensten Kulturbereiche und unterstützt die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen beim Auf- und Ausbau unterschiedlichster kreativer Kompetenzen.
Von links nach rechts: Waldemar Bonsels in Ambach (© Nachlass von Waldemar Bonsels), Buchcover Der Honigsammler, SpielLust Gauting mit "Katzelmacher" (© Werner Gruban, Theaterforum Gauting e.V.)
In der Reihe Lust auf Lyrik der Stiftung Lyrik Kabinett arbeiten beispielsweise bekannte Dichterinnen und Dichter mit Schulklassen zusammen, die spielerisch an die Lyrik herangeführt und zum Verfassen eigener Texte ermuntert werden. Ein LiteraturCamp der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Internationalen Jugendbibliothek und des Literaturhaus München gab Jugendlichen ab 15 Jahren wiederum unlängst die Möglichkeit, sich eine fundierte Meinung rund um das Thema Gerechtigkeit zu bilden und diese literarisch und journalistisch zu formulieren.
Im Theaterbereich wird etwa der Gautinger Jugendtheaterclub SpielLust gefördert, der im letzten Jahr erfolgreich Katzelmacher von Rainer Werner Fassbinder auf die Bühne brachte. Auch musikalische Kinderlesungen zur Biene Maja von Schauspieler Stefan Wilkening und Musiker Stefan Blum finden Unterstützung. Und bei Stretch your view, einem Projekt am Haus der Kunst, werden Schulklassen zu Museumskennern und führen nach gemeinsamen Vorbereitungen die eigenen Eltern durch ihre Lieblingsstücke diverser Kunstausstellungen.
Mut macht stolz
Bei all diesen Projekten konnte und kann die Waldemar-Bonsels-Stiftung Unterstützung liefern. Dafür werden die Förderer aber auch immer wieder mit wunderbaren Aufführungen und Präsentationen belohnt. Regina Sasse ist stets gerne vor Ort dabei: „Es ist jedes Mal wunderbar, zu sehen, wie mutig die Kinder plötzlich werden. Da sind wir dann unheimlich stolz darauf, dass wir solche Projekte gefunden haben und unterstützen dürfen.“
Seit 2019 ist die Stiftung auch operativ mit einem eigenen Projekt tätig – der SingPause. Schülerinnen und Schüler einer Münchner Grundschule dürfen hier, angeleitet von ausgebildeten Musikprofis, zweimal pro Woche für 20 Minuten gemeinsam singen. Dabei erarbeiten sie sich musikalische Grundkenntnisse und ein breites, internationales Liederrepertoire. Das Konzept hat sich an Düsseldorfer Grundschulen bereits erfolgreich etabliert; durch die Waldemar-Bonsels-Stiftung ist es nun nach Bayern gekommen.
Dass sich alle Eindrücke und Erfahrungen aus dieser bunten Mischung an Förderprojekten in ihr bündeln, ist für die Stiftung ein großes Glück. Die Projektpartner untereinander könnten dagegen noch stärker direkt voneinander profitieren. Ein Ziel für das kommende Jahr ist daher, die gegenseitige Vernetzung zu stärken.
Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Marina Babl