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Friedrich Rückert auf einer Zeichnung seines Freundes Carl Barth, 1818

Erlangen, Südliche Stadtmauerstraße 28: Rückerts Wohnhaus

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Das Egloffsteinsche Palais an der Südlichen Stadtmauerstraße: 3. Wohnsitz der Familie Rückert (c) Literaturportal Bayern

Während die heutige Goethestraße eine sehr gute Adresse war, lebten „hinter der Mauer“, in der Nähe des berüchtigten Bohlenplatzes, vor allem „kleine Leute“. Aber das Haus in der Südlichen Stadtmauerstraße, in das die Rückerts jetzt zogen, hatte viele Vorteile. Vor allem gehörte es der Stadt, folglich lebte dort kein Hausbesitzer - eine Konstellation, mit der die Rückerts in der Goethestraße keine allzu guten Erfahrungen gemacht haben.

Bei dem Haus handelt sich um das Rückgebäude des Egloffsteinschen Palais, das Carl Maximilian Freiherr von Egloffstein 1718 erbauen ließ. Um 1750 errichtete die Stadt dort ein Waisenhaus und eine Armenschule. Von 1836 bis 1860 war eine Tabakfabrik dort untergebracht, später die Gewerbeschule, heute die Volkshochschule und das Deutsch-Französische Institut. Ab 1778 wurde die Wohnung im 1. Stock vermietet. Im Mietvertrag für Prof. Rückert wird sie so beschrieben: „Diese Wohnung besteht in der ganzen, eine Stiege hoch befindlichen Etage. Hierzu gehört noch ein Keller im Hause, ein Brunnen und ein Waschhaus im Hofe, eine Pferdestallung, eine Holzlege, eine Remise, ein dem Haus gegenüber liegendes Gärtchen und der größere Teil des 2 Stiegen hoch befindlichen Bodens.“

Die Gedenktafel am Egloffsteinschen Palais erinnert an die ehemaligen Hausbewohner Rückert. (c) Literaturportal Bayern

Es gab elf Zimmer zum Heizen, zwei Kammern, ein Kabinett, eine schöne Küche und eine Speisekammer. Die Wohnung war hell, und man hatte über die mit Efeu bewachsene Stadtmauer einen weiten Blick über die damals freie Landschaft. Luise war begeistert von dem neuen Quartier und scheute keine Mühe und Kosten, alles schön herzurichten.

In diesem Haus wurde den Rückerts am 9. Januar 1832 das siebte Kind geschenkt, Carl Julius, das aber schon am nächsten Tag verstarb. Traurig war auch die Jahreswende 1833/34, als die beiden jüngsten Kinder einer Scharlach-Epidemie erlagen. Es gab aber auch frohe Stunden und geselligen Verkehr mit Kollegen. Am 26.6.1835 wurde Marie Renate geboren, am 27.1.1837 Franz Wolfgang Friedrich (Fritz).

Friedrich Rückert als Vater

Wie aus Briefen Luises an ihre Familie hervorgeht, war Friedrich Rückert keine große Hilfe bei der Kindererziehung. Das Vatersein und die damit verbundenen pädagogischen Pflichten haben ihn aber zu literarischen Betrachtungen angeregt, die vor allem in "Die Weisheit des Brahmanen" einflossen. Über seine pädagogischen Fähigkeiten urteilte er selber:

Meine Kinder, die zu ziehn
Mir nicht war die Kunst verliehn,
Wuchsen auf in Bausch und Bogen,
Wie ich selbst einst, ungezogen,

Und nur eins half mir die Zucht,
Die ich manchesmal versucht,
Daß ich ein'ges glatt gerieben
An mir selbst, was rauh geblieben.

 

Vom Erlanger Rückert-Kreis, der Volkshochschule und der Stadt wurde im Hof des Palais' eine Schautafel mit den wichtigsten Angaben über die Familie untergebracht und ein Kunstwerk zur Erinnerung an Luise Rückert aufgestellt: eine "Bienenbeute", ein zur Figur geformter hoher Baumstamm. (c) Literaturportal Bayern


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Verfasser: Erlanger Rückert-Kreis / Literaturportal Bayern

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