Weiden, Altes Rathaus: Dichter-Stelldichein
Das älteste Rathaus Weidens (errichtet um 1400) steht ursprünglich etwas abseits inmitten eines kleinen Marktplatzes im „Putzwinkel“, der heutigen Pfannenstielgasse. Durch die räumliche Ausdehnung der Ortsanlage entlang der durchziehenden „Goldenen Straße“ gen Osten kommt es später zur Erbauung des zentraleren, heutigen Alten Rathauses. Das gegenwärtige Rathausgebäude geht auf einen Bau zurück, der nach dem großen Stadtbrand von 1536 in den Jahren von 1539 bis 1545 Renaissance-Gestalt annimmt. Der große Sitzungssaal mit der eindrucksvollen Balkendecke dient heute vorwiegend als Trauungssaal. Vor dem Alten Rathaus befindet sich ein „Goldener Brunnen“ nach Nürnberger Vorbild, eine Messingplatte erinnert noch daran.
Von 1914 bis 1917 wird das Rathaus umgebaut, und es entsteht der spätgotische Giebelvorbau mit „Lichtmännlein“ sowie die Freitreppe. Unter dem Dachgiebel zeugt ein Mosaik von der urkundlichen Erwähnung Weidens 1241 durch Kaiser Konrad IV. – geschaffen 1937 durch den Weidener Kunstmaler Eduard Götz. Das gegenwärtige Glockenspiel wird 1983 installiert. Im Erdgeschoss des Alten Rathauses sind seit 1981 wieder – wie schon im Mittelalter – Verkaufsläden eingerichtet. Ein eigenes Café lädt Touristen und Einheimische zum Verweilen ein.
Das Alte Rathaus ist früher nicht nur Verwaltungsgebäude, sondern auch Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. So finden hier Tanzveranstaltungen und nachweislich seit 1542 auch Theateraufführungen statt, die durch die Alumnen der Weidener Lateinschule (heute Altes Schulhaus bzw. Stadtmuseum/-archiv) aufgeführt werden. Immer wieder setzen zudem Vertreter der Literatur im Bereich des Rathauses ihre Akzente:
Tobias Clausnitzer hält vorm Alten Rathaus am 1. Januar 1649 seine sogenannte Weidener Friedenspredigt mit dem vorangestellten Motto: „Er, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden allenthalben und auf allerlei Weise!“ Im April 1895 wird der große Sitzungssaal des Rathauses zu einem Schauprozess umfunktioniert. Angeklagt sind die Initiatoren der sogenannten „Fuchsmühler Holzschlacht“ (1894). Unter der Schlacht versteht man die blutig endenden Ereignisse von 1894 um die Holzrechte im Fuchsmühler Wald, die weit über die bayerischen Grenzen hinweg Aufmerksamkeit nach sich ziehen. Verteidiger der Aufrührer ist der Münchner Rechtsanwalt und Lustspielautor Max Bernstein.
Altes Rathaus mit Oberer Markt © Thomas Kujat, Tourist-Information Weiden i.d. OPf.
1935 unternimmt der Schweizer Schriftsteller Jakob Schaffner (1875-1944), der offen mit dem NS-Gedankengut sympathisiert, eine „Reise in das ostbayerische Burgenland, der so genannten Oberpfalz“. Daraus entsteht sein Reisebericht Türme und Wolken. Eine Burgenlandfahrt (1937), worin auch das Alte Rathaus Erwähnung findet: „In der Innenstadt sehen wir [...] einen Markt von kräftiger bürgerlicher Ausgestaltung, und mitten darauf ein aufgeschlagenes Tanzpodium aus Brettern mit Fahnenstangen. Zum erstenmal begegnet hier die Zweiteilung des langen Marktrechtecks in zwei ungleiche Hälften durch das quergestellte Rathaus [...].“ Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kommt auf seiner Heimreise von München nach Dresden im Juni 1945 der deutsch-jüdische Professor für Romanistik Victor Klemperer (1881-1960) nach Weiden – festgehalten in Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945 (1995): „Wir wanderten zur Stadt hinein, ich ging wieder auf die Kommandantur [die sich im Alten Rathaus befindet], ich fand selbst mit Hilfe der Polizei, die mit einem Schluck Bier aushalf, keine Eß- und Trinkmöglichkeit [...].“
Die Max-Reger-Medaille, seit 1938 kulturelle Auszeichnung Weidens, wird nicht nur an Musiker und Musikvermittler verliehen, sondern auch an Autoren. So erhalten am 7. Juni 1953 im Alten Rathaus der Schriftsteller und Arzt Dr. Heinz Schauwecker sowie der Mundart- und Heimatdichter Anton Wurzer diesen städtischen Kulturpreis. Am Vorabend seiner Laudatio auf den „Kopffüssler“-Maler und Plastiker Horst Antes am 15. Oktober 1983 liest der Münchner Schriftsteller Horst Bienek im großen Sitzungssaal des Alten Rathauses aus Erde und Feuer, dem vierten Teil seiner beeindruckenden Gleiwitz-Tetralogie, der „Beschreibung einer Provinz“.
Mit Sandra Paretti beginnen die 1. Weidener Literaturtage „1945 – Wie war das eigentlich?“ im Mai 1985. Sie kommt aus Zürich angereist und erzählt im großen Sitzungssaal aus ihrem Leben, festgehalten in ihrer Mutter-Hommage Das Echo Deiner Stimme (1980). Walter Höllerer trägt dort aus Anlass des 40-jährigen Gründungsjubiläums der Weidener Tageszeitung Der neue Tag am 31. Mai 1986 den Festvortrag Die Weidener Rede. Mittelpunkt am Rand vor, „über Provinzialität und Einsichten in der Region“. Sein Fazit wird berühmt: „Provinz ist, was du daraus machst!“ Und während im November 1989 in Berlin die Mauer fällt, hält der Hamburger Schriftsteller, Publizist und Regisseur Ralph Giordano (1923-2014) i.R. der Woche der Brüderlichkeit eine Lesung aus seinem Buch Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Die Pläne der Nazis nach dem Endsieg.
Bei den 7. Weidener Literaturtagen im Mai 1991 diskutieren Höllerer und Wolf Peter Schnetz vor dem Alten Rathaus im Rahmen einer BR-Liveschaltung unter Moderation von Fritz Wiedemann (Ostbayern-Studio Regensburg). Diese Open-Air-Veranstaltung vor Rathauskulisse wird jahrelang praktiziert, wobei Passanten als Live-Diskutanten mit einbezogen werden. Am 1. Dezember 1991 präsentiert im historischen Sitzungssaal die tschechische Schriftstellerin und Beraterin des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, Eda Kriseova (*1940), unter der Moderation des tschechischen Verlegers und Publizisten Tomas Kosta (1925-2016) die autorisierte Biographie Vaclav Havel. Dichter und Präsident. Die Buchvorstellung mit zahlreichen deutschen und tschechischen Gästen ist bewusst gewählt, da Kriseova (zus. mit Jiři Gruša) bereits im Mai 1989 an den 5. Weidener Literaturtagen „Tschechoslowakei – Literatur eines Nachbarlandes“ teilgenommen hat.
Hera Lind (*1957), die ihre Kindheit in Pressath/Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab verbringt, lässt in ihrem Unterhaltungsroman Die Zauberfrau (1995) satirisch-ironisch die Ereignisse ihres Aufenthalts bei den 10. Weidener Literaturtagen im Mai 1994 Revue passieren: „Auf dem Marktplatz war ein buntes Treiben: Überall hingen meine Plakate [...] Und darüber ein schräger Aufkleber: AUSVERKAUFT.“ „Vor dem fahnengeschmückten Rathaus“ lässt sich ihr Alter Ego, die Autorin Charlotte Pfeffer im Rathauscafé nieder. Bei ihrer Hotelankunft weiß sie: „ich bin froh, dass ich nach Weiden in der Oberpfalz gereist bin.“
Großer Sitzungssaal © Thomas Kujat, Tourist-Information Weiden i.d. OPf.
Am 23. September 1995 verleiht die Vereinigung der Freunde Bayerischer Literatur unter Vorsitz von Rechtsanwalt Emmanuel Besold und Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser vom Institut für Bayerische Literaturgeschichte an der Universität München im großen Sitzungssaal des Alten Rathauses den ersten Literaturpreis der Münchner Literaturzeitschrift Literatur in Bayern an den Essayisten, Verleger und langjährigen Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Prof. Dr. Heinz Friedrich (1922-2004). Laudator ist Herbert Rosendorfer, der anschließend aus seinem Weiden-Roman Ein Liebhaber ungerader Zahlen (1994) liest.
Friedrich Brandl wandert am 9. August 2006 mit seinen Schriftstellerkollegen Harald Grill und Bernhard Setzwein entlang der „Goldenen Straße“ weiter nach Amberg. Ihr Weg – zeitweise begleitet von Weidens Zweitem Bürgermeister Lothar Höher – führt auch über den Unteren Markt zum Alten Rathaus. In seinem längeren Gedicht Begegnungen (2007) hält Brandl seine Eindrücke fest:
die melodie trägt die gedanken hinüber zum alten rathaus
und zum dortigen kulturamtsleiter bernhard m. baron
die weidener literaturtage gehen auf ihn zurück
und sind seit mehr als zwanzig jahren
treffpunkt bekannter und noch nicht so bekannter autorinnen und autoren
da sitzen im straßencafé am unteren markt
margret hölle und eugen oker
walter höllerer und josef hruby
werner fritsch und bernhard setzwein
barbara krohn und harald grill
ich setz mich leis dazu
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf.
Baron, Bernhard M.; Bayer, Karl (1983): Eisner in Weiden. In: Oberpfälzer Heimat 27, S. 96-101.
Brandl, Friedrich; Setzwein, Bernhard; Grill, Harald (2009): Zu Fuß auf der Goldenen Straße. Eine literarische Wanderung von Pilsen nach Amberg. München, S. 132f.
Gagel, Ernst (1975): Der Marktplatz der Stadt. In: Weiden in der Oberpfalz. Max-Reger-Stadt. Von den Anfängen bis heute. Aßling/München, S. 101-108.
Gotzmann, Werner (1987): Walter Höllerers Welteierkundungen. Weiden i.d. OPf., S. 197ff.
Hoffmann, Helene (1959): Weidens Schulgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 3). Weiden i.d. OPf., S. 12.
Karasek, Hellmuth (1998): Die Montagsglosse: Olle Joethen. In: Der Tagesspiegel, Kultur, Nr. 16512, 9. November.
Oberhauser, Fred; Kahrs, Axel (2008): Literarischer Führer Deutschland. Frankfurt am Main/Leipzig, S. 1239f.
Wolfsteiner, Alfred (1993): Die Fuchsmühler Holzschlacht 1894. Chronologie eines Skandals. Pressath.
Zückert, Gerhard (1981): Weiden. Wandlungen einer Stadt in der Oberpfalz (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 18). Weiden i.d. OPf.
Externe Links:
Das älteste Rathaus Weidens (errichtet um 1400) steht ursprünglich etwas abseits inmitten eines kleinen Marktplatzes im „Putzwinkel“, der heutigen Pfannenstielgasse. Durch die räumliche Ausdehnung der Ortsanlage entlang der durchziehenden „Goldenen Straße“ gen Osten kommt es später zur Erbauung des zentraleren, heutigen Alten Rathauses. Das gegenwärtige Rathausgebäude geht auf einen Bau zurück, der nach dem großen Stadtbrand von 1536 in den Jahren von 1539 bis 1545 Renaissance-Gestalt annimmt. Der große Sitzungssaal mit der eindrucksvollen Balkendecke dient heute vorwiegend als Trauungssaal. Vor dem Alten Rathaus befindet sich ein „Goldener Brunnen“ nach Nürnberger Vorbild, eine Messingplatte erinnert noch daran.
Von 1914 bis 1917 wird das Rathaus umgebaut, und es entsteht der spätgotische Giebelvorbau mit „Lichtmännlein“ sowie die Freitreppe. Unter dem Dachgiebel zeugt ein Mosaik von der urkundlichen Erwähnung Weidens 1241 durch Kaiser Konrad IV. – geschaffen 1937 durch den Weidener Kunstmaler Eduard Götz. Das gegenwärtige Glockenspiel wird 1983 installiert. Im Erdgeschoss des Alten Rathauses sind seit 1981 wieder – wie schon im Mittelalter – Verkaufsläden eingerichtet. Ein eigenes Café lädt Touristen und Einheimische zum Verweilen ein.
Das Alte Rathaus ist früher nicht nur Verwaltungsgebäude, sondern auch Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. So finden hier Tanzveranstaltungen und nachweislich seit 1542 auch Theateraufführungen statt, die durch die Alumnen der Weidener Lateinschule (heute Altes Schulhaus bzw. Stadtmuseum/-archiv) aufgeführt werden. Immer wieder setzen zudem Vertreter der Literatur im Bereich des Rathauses ihre Akzente:
Tobias Clausnitzer hält vorm Alten Rathaus am 1. Januar 1649 seine sogenannte Weidener Friedenspredigt mit dem vorangestellten Motto: „Er, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden allenthalben und auf allerlei Weise!“ Im April 1895 wird der große Sitzungssaal des Rathauses zu einem Schauprozess umfunktioniert. Angeklagt sind die Initiatoren der sogenannten „Fuchsmühler Holzschlacht“ (1894). Unter der Schlacht versteht man die blutig endenden Ereignisse von 1894 um die Holzrechte im Fuchsmühler Wald, die weit über die bayerischen Grenzen hinweg Aufmerksamkeit nach sich ziehen. Verteidiger der Aufrührer ist der Münchner Rechtsanwalt und Lustspielautor Max Bernstein.
Altes Rathaus mit Oberer Markt © Thomas Kujat, Tourist-Information Weiden i.d. OPf.
1935 unternimmt der Schweizer Schriftsteller Jakob Schaffner (1875-1944), der offen mit dem NS-Gedankengut sympathisiert, eine „Reise in das ostbayerische Burgenland, der so genannten Oberpfalz“. Daraus entsteht sein Reisebericht Türme und Wolken. Eine Burgenlandfahrt (1937), worin auch das Alte Rathaus Erwähnung findet: „In der Innenstadt sehen wir [...] einen Markt von kräftiger bürgerlicher Ausgestaltung, und mitten darauf ein aufgeschlagenes Tanzpodium aus Brettern mit Fahnenstangen. Zum erstenmal begegnet hier die Zweiteilung des langen Marktrechtecks in zwei ungleiche Hälften durch das quergestellte Rathaus [...].“ Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kommt auf seiner Heimreise von München nach Dresden im Juni 1945 der deutsch-jüdische Professor für Romanistik Victor Klemperer (1881-1960) nach Weiden – festgehalten in Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945 (1995): „Wir wanderten zur Stadt hinein, ich ging wieder auf die Kommandantur [die sich im Alten Rathaus befindet], ich fand selbst mit Hilfe der Polizei, die mit einem Schluck Bier aushalf, keine Eß- und Trinkmöglichkeit [...].“
Die Max-Reger-Medaille, seit 1938 kulturelle Auszeichnung Weidens, wird nicht nur an Musiker und Musikvermittler verliehen, sondern auch an Autoren. So erhalten am 7. Juni 1953 im Alten Rathaus der Schriftsteller und Arzt Dr. Heinz Schauwecker sowie der Mundart- und Heimatdichter Anton Wurzer diesen städtischen Kulturpreis. Am Vorabend seiner Laudatio auf den „Kopffüssler“-Maler und Plastiker Horst Antes am 15. Oktober 1983 liest der Münchner Schriftsteller Horst Bienek im großen Sitzungssaal des Alten Rathauses aus Erde und Feuer, dem vierten Teil seiner beeindruckenden Gleiwitz-Tetralogie, der „Beschreibung einer Provinz“.
Mit Sandra Paretti beginnen die 1. Weidener Literaturtage „1945 – Wie war das eigentlich?“ im Mai 1985. Sie kommt aus Zürich angereist und erzählt im großen Sitzungssaal aus ihrem Leben, festgehalten in ihrer Mutter-Hommage Das Echo Deiner Stimme (1980). Walter Höllerer trägt dort aus Anlass des 40-jährigen Gründungsjubiläums der Weidener Tageszeitung Der neue Tag am 31. Mai 1986 den Festvortrag Die Weidener Rede. Mittelpunkt am Rand vor, „über Provinzialität und Einsichten in der Region“. Sein Fazit wird berühmt: „Provinz ist, was du daraus machst!“ Und während im November 1989 in Berlin die Mauer fällt, hält der Hamburger Schriftsteller, Publizist und Regisseur Ralph Giordano (1923-2014) i.R. der Woche der Brüderlichkeit eine Lesung aus seinem Buch Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Die Pläne der Nazis nach dem Endsieg.
Bei den 7. Weidener Literaturtagen im Mai 1991 diskutieren Höllerer und Wolf Peter Schnetz vor dem Alten Rathaus im Rahmen einer BR-Liveschaltung unter Moderation von Fritz Wiedemann (Ostbayern-Studio Regensburg). Diese Open-Air-Veranstaltung vor Rathauskulisse wird jahrelang praktiziert, wobei Passanten als Live-Diskutanten mit einbezogen werden. Am 1. Dezember 1991 präsentiert im historischen Sitzungssaal die tschechische Schriftstellerin und Beraterin des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, Eda Kriseova (*1940), unter der Moderation des tschechischen Verlegers und Publizisten Tomas Kosta (1925-2016) die autorisierte Biographie Vaclav Havel. Dichter und Präsident. Die Buchvorstellung mit zahlreichen deutschen und tschechischen Gästen ist bewusst gewählt, da Kriseova (zus. mit Jiři Gruša) bereits im Mai 1989 an den 5. Weidener Literaturtagen „Tschechoslowakei – Literatur eines Nachbarlandes“ teilgenommen hat.
Hera Lind (*1957), die ihre Kindheit in Pressath/Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab verbringt, lässt in ihrem Unterhaltungsroman Die Zauberfrau (1995) satirisch-ironisch die Ereignisse ihres Aufenthalts bei den 10. Weidener Literaturtagen im Mai 1994 Revue passieren: „Auf dem Marktplatz war ein buntes Treiben: Überall hingen meine Plakate [...] Und darüber ein schräger Aufkleber: AUSVERKAUFT.“ „Vor dem fahnengeschmückten Rathaus“ lässt sich ihr Alter Ego, die Autorin Charlotte Pfeffer im Rathauscafé nieder. Bei ihrer Hotelankunft weiß sie: „ich bin froh, dass ich nach Weiden in der Oberpfalz gereist bin.“
Großer Sitzungssaal © Thomas Kujat, Tourist-Information Weiden i.d. OPf.
Am 23. September 1995 verleiht die Vereinigung der Freunde Bayerischer Literatur unter Vorsitz von Rechtsanwalt Emmanuel Besold und Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser vom Institut für Bayerische Literaturgeschichte an der Universität München im großen Sitzungssaal des Alten Rathauses den ersten Literaturpreis der Münchner Literaturzeitschrift Literatur in Bayern an den Essayisten, Verleger und langjährigen Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Prof. Dr. Heinz Friedrich (1922-2004). Laudator ist Herbert Rosendorfer, der anschließend aus seinem Weiden-Roman Ein Liebhaber ungerader Zahlen (1994) liest.
Friedrich Brandl wandert am 9. August 2006 mit seinen Schriftstellerkollegen Harald Grill und Bernhard Setzwein entlang der „Goldenen Straße“ weiter nach Amberg. Ihr Weg – zeitweise begleitet von Weidens Zweitem Bürgermeister Lothar Höher – führt auch über den Unteren Markt zum Alten Rathaus. In seinem längeren Gedicht Begegnungen (2007) hält Brandl seine Eindrücke fest:
die melodie trägt die gedanken hinüber zum alten rathaus
und zum dortigen kulturamtsleiter bernhard m. baron
die weidener literaturtage gehen auf ihn zurück
und sind seit mehr als zwanzig jahren
treffpunkt bekannter und noch nicht so bekannter autorinnen und autoren
da sitzen im straßencafé am unteren markt
margret hölle und eugen oker
walter höllerer und josef hruby
werner fritsch und bernhard setzwein
barbara krohn und harald grill
ich setz mich leis dazu
Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf.
Baron, Bernhard M.; Bayer, Karl (1983): Eisner in Weiden. In: Oberpfälzer Heimat 27, S. 96-101.
Brandl, Friedrich; Setzwein, Bernhard; Grill, Harald (2009): Zu Fuß auf der Goldenen Straße. Eine literarische Wanderung von Pilsen nach Amberg. München, S. 132f.
Gagel, Ernst (1975): Der Marktplatz der Stadt. In: Weiden in der Oberpfalz. Max-Reger-Stadt. Von den Anfängen bis heute. Aßling/München, S. 101-108.
Gotzmann, Werner (1987): Walter Höllerers Welteierkundungen. Weiden i.d. OPf., S. 197ff.
Hoffmann, Helene (1959): Weidens Schulgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 3). Weiden i.d. OPf., S. 12.
Karasek, Hellmuth (1998): Die Montagsglosse: Olle Joethen. In: Der Tagesspiegel, Kultur, Nr. 16512, 9. November.
Oberhauser, Fred; Kahrs, Axel (2008): Literarischer Führer Deutschland. Frankfurt am Main/Leipzig, S. 1239f.
Wolfsteiner, Alfred (1993): Die Fuchsmühler Holzschlacht 1894. Chronologie eines Skandals. Pressath.
Zückert, Gerhard (1981): Weiden. Wandlungen einer Stadt in der Oberpfalz (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 18). Weiden i.d. OPf.