Oberstdorf-Kornau: Haus Bonatz. Arthur Maximilian Miller Stiftung
Arthur Maximilian Miller (beigesetzt im Waldfriedhof Oberstdorf)
* 16. Juni 1901 in Mindelheim, † 18. Februar 1992 in Ottobeuren
Volksschullehrer und Dichter
1938 wird Arthur Maximilian Miller als Lehrer und Schulleiter an die einklassige Dorfschule nach Kornau bei Oberstdorf versetzt.
Standort: Kornau, Haus Bonatz
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Zur Geschichte des Hauses
Der renommierte Stuttgarter Architekt Paul Bonatz (1877-1956), der mit seiner Frau Helene regelmäßig seine Urlaube in der Region Oberstdorf verbringt, erwirbt 1935 einen Bauplatz in Kornau und lässt dort ein Ferienhaus errichten. Das schlichte Holzhaus – von Bonatz bewusst an die im Allgäu übliche Bauweise angelehnt – wird in rund drei Monaten fertiggestellt. Von 1936 bis 1942 nutzt die Familie Bonatz das Kornauer Haus als Ferienhaus; zum festen Wohnort wird es 1942, als die Familie Stuttgart verlassen muss, um der drohenden Bombardierung zu entkommen. Paul Bonatz selbst lebt ab 1943 in der Türkei, er ist auf Einladung des türkischen Kultusministeriums als Berater in Ankara tätig und nimmt 1946 den Ruf als Professor an die Universität Istanbul an. Seine Frau Helene, die Tochter Susanne Dübbers und die drei Enkel bleiben in Kornau. Durch den Schulbesuch der Kinder entsteht schon bald ein freundschaftlicher Kontakt zu deren Lehrer Arthur Maximilian Miller und seiner Frau Magdalena, die im Schulhaus wohnen. Arthur Maximilian Miller (1901-1992), der ab 1938 als Lehrer an der kleinen Dorfschule Kornau tätig ist, hat zu diesem Zeitpunkt bereits seine ersten Romane wie Herr Jörg von Frundsberg (1928), Das Jahr der Reife (1931) sowie Hammerschmiede (1938) veröffentlicht. Auch im Haus Bonatz werden seine Werke gelesen, man verbringt viel Zeit miteinander. 1950 kehrt die Familie Bonatz nach Stuttgart zurück. Um den Wiederaufbau ihres zerstörten Wohnhauses finanzieren zu können, muss das Kornauer Häuschen 1953 verkauft werden; zu einem Freundschaftspreis geht es an das Ehepaar Miller. Vor allem Helene Bonatz fällt der Abschied schwer, sie schreibt ins Gästebuch: „Es ist das Ende eines unwiederbringlichen Paradieses.“ Miller drückt in seinem Brief vom 3. März 1953 an Paul Bonatz seine Freude über den Kauf aus: „Ich betrachte es als ein großes Glück in dieses Haus einmal einziehen zu dürfen. Es atmet die Heiterkeit und Freiheit deines Geistes.“
Dichterhaus Oberstdorf, Haus Bonatz. Foto: Bezirk Schwaben © Bezirk Schwaben
Im Gästebuch der Familie Bonatz findet sich unter dem Datum 29. September 1950 Millers „Abschiedsgedicht“:
Abschied von Kornau
Goldne Tage, lange während,
ausgetrunken bis zum Rest,
wo der Dinge, sich verklärend,
mich umsingen wie zum Fest!
Doch schon schwebt die späte Bläue,
und der Nebel steigt und schwillt...
und das Alte, der Getreue
sinkt wie ein verwischend Bild.
Sinkt den Augen, nicht dem Herzen:
hier bewahrt es Licht und Kraft,
und aus Tränen und aus Schmerzen
wächst geheim die Meisterkraft.
Innenansicht Dichterhaus Oberstdorf, Haus Bonatz. Foto: Bezirk Schwaben © Bezirk Schwaben
Arthur Maximilian Miller und das Dichterhaus
Mehr als drei Jahrzehnte verbringt Miller mit seiner Frau in diesem Haus, das er schon bald als seine „Dichterei“ bezeichnet. Nach dem Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand 1959 kann er sich dort ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen. Miller veröffentlicht im Laufe seines Lebens nahezu 100 selbständige Bücher und Schriften. Zahlreiche seiner Werke entstehen in den Kornauer Jahren. 1989 ziehen er und seine Frau aus Altersgründen in ein Seniorenappartementhaus in Ottobeuren.
Die heutige Nutzung des Dichterhauses
Bereits zu Lebzeiten Millers wird die Arthur-Maximilian-Miller-Stiftung eingerichtet. Seinem letzten Willen folgend geht der persönliche und künstlerische Nachlass nach seinem Tod 1992 auf den Bezirk Schwaben über. 2010 wird das Haus in Oberstdorf-Kornau grundlegend renoviert und als Museum „Haus Bonatz. Arthur Maximilian Miller Stiftung“ neu eröffnet. Eine Dauerausstellung im Erd- und Obergeschoss informiert sowohl über die Familie Bonatz als auch über das Leben und Werk Millers. Das denkmalgeschützte Haus bietet mit Mobiliar und Bibliothek die Möglichkeit der Begegnung mit dem geistigen Vermächtnis des Dichters. Im Treppenhaus sind zudem einige seiner Scherenschnitte ausgestellt. Ein kleiner Vortragsraum im Keller mit einer großen Türe in den Garten wird für Ausstellungen genutzt und kann für kleinere Veranstaltungen (Lesungen und Konzerte) gemietet werden. (Die Verwaltung des Hauses hat der Bezirk Schwaben nun auf den Verein Villa Jauss übertragen.)
Ausstellung der Tripp-Illustrationen zu (l.) Otfried Preußlers Räuber Hotzenplotz im Kellerraum mit Bastel- und Rätselangeboten für die ganze Familie / zu (r.) Michael Endes Jim Knopf im Treppenhaus des Kellergeschosses. Fotos: Rosmarie Mair.
Sonderausstellung „Reise in die Kinderzeit – Räuber Hotzenplotz, Jim Knopf & Co.“
2019 bis 2021 ist das Haus Bonatz Ausstellungsort für „Reise in die Kinderzeit – Räuber Hotzenplotz, Jim Knopf & Co.“ Dabei werden im Erdgeschoß und Keller ausgewählte Illustrationen des in Tiefenbach ansässigen Schriftstellers, Graphikers und bedeutenden Illustrators Franz-Josef Tripp (1915-1978) aus Jim Knopf und Räuber Hotzenplotz ausgestellt – als handkolorierte Blätter seines Sohns Jan Peter Tripp (geb. 1945 in Oberstdorf), der heute als Maler und Graphiker im Elsass lebt und arbeitet.
Besichtigungszeiten: Von Mai bis Oktober jeweils am 3. Sonntag im Monat von 14:00 bis 17:00 Uhr
Adresse: Dichterhaus Kornau, Hausnr. 51, 87561 Oberstdorf-Kornau
Anfahrt:
Mit dem Auto: bis zum Parkplatz der Söllereckbahn. Vom westlichen Ende des Parkplatzes führt ein Fußweg in wenigen Minuten zum Dichterhaus.
Mit dem Bus: Buslinie Oberstdorf-Kleinwalsertal: Haltestellen Söllereckbahn, Kornau, Reute (Hotel Oberstdorf)
Zu Fuß: Von Oberstdorf (westlicher Ortsrand) über die Walserbrücke bis zum Jauchenkreuz. Auf der Anhöhe von Reute angelangt, geht es ein kurzes Stück an der B19 entlang bis zum Ortseingang von Kornau.
Arthur Maximilian Miller (beigesetzt im Waldfriedhof Oberstdorf)
* 16. Juni 1901 in Mindelheim, † 18. Februar 1992 in Ottobeuren
Volksschullehrer und Dichter
1938 wird Arthur Maximilian Miller als Lehrer und Schulleiter an die einklassige Dorfschule nach Kornau bei Oberstdorf versetzt.
Standort: Kornau, Haus Bonatz
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Zur Geschichte des Hauses
Der renommierte Stuttgarter Architekt Paul Bonatz (1877-1956), der mit seiner Frau Helene regelmäßig seine Urlaube in der Region Oberstdorf verbringt, erwirbt 1935 einen Bauplatz in Kornau und lässt dort ein Ferienhaus errichten. Das schlichte Holzhaus – von Bonatz bewusst an die im Allgäu übliche Bauweise angelehnt – wird in rund drei Monaten fertiggestellt. Von 1936 bis 1942 nutzt die Familie Bonatz das Kornauer Haus als Ferienhaus; zum festen Wohnort wird es 1942, als die Familie Stuttgart verlassen muss, um der drohenden Bombardierung zu entkommen. Paul Bonatz selbst lebt ab 1943 in der Türkei, er ist auf Einladung des türkischen Kultusministeriums als Berater in Ankara tätig und nimmt 1946 den Ruf als Professor an die Universität Istanbul an. Seine Frau Helene, die Tochter Susanne Dübbers und die drei Enkel bleiben in Kornau. Durch den Schulbesuch der Kinder entsteht schon bald ein freundschaftlicher Kontakt zu deren Lehrer Arthur Maximilian Miller und seiner Frau Magdalena, die im Schulhaus wohnen. Arthur Maximilian Miller (1901-1992), der ab 1938 als Lehrer an der kleinen Dorfschule Kornau tätig ist, hat zu diesem Zeitpunkt bereits seine ersten Romane wie Herr Jörg von Frundsberg (1928), Das Jahr der Reife (1931) sowie Hammerschmiede (1938) veröffentlicht. Auch im Haus Bonatz werden seine Werke gelesen, man verbringt viel Zeit miteinander. 1950 kehrt die Familie Bonatz nach Stuttgart zurück. Um den Wiederaufbau ihres zerstörten Wohnhauses finanzieren zu können, muss das Kornauer Häuschen 1953 verkauft werden; zu einem Freundschaftspreis geht es an das Ehepaar Miller. Vor allem Helene Bonatz fällt der Abschied schwer, sie schreibt ins Gästebuch: „Es ist das Ende eines unwiederbringlichen Paradieses.“ Miller drückt in seinem Brief vom 3. März 1953 an Paul Bonatz seine Freude über den Kauf aus: „Ich betrachte es als ein großes Glück in dieses Haus einmal einziehen zu dürfen. Es atmet die Heiterkeit und Freiheit deines Geistes.“
Dichterhaus Oberstdorf, Haus Bonatz. Foto: Bezirk Schwaben © Bezirk Schwaben
Im Gästebuch der Familie Bonatz findet sich unter dem Datum 29. September 1950 Millers „Abschiedsgedicht“:
Abschied von Kornau
Goldne Tage, lange während,
ausgetrunken bis zum Rest,
wo der Dinge, sich verklärend,
mich umsingen wie zum Fest!
Doch schon schwebt die späte Bläue,
und der Nebel steigt und schwillt...
und das Alte, der Getreue
sinkt wie ein verwischend Bild.
Sinkt den Augen, nicht dem Herzen:
hier bewahrt es Licht und Kraft,
und aus Tränen und aus Schmerzen
wächst geheim die Meisterkraft.
Innenansicht Dichterhaus Oberstdorf, Haus Bonatz. Foto: Bezirk Schwaben © Bezirk Schwaben
Arthur Maximilian Miller und das Dichterhaus
Mehr als drei Jahrzehnte verbringt Miller mit seiner Frau in diesem Haus, das er schon bald als seine „Dichterei“ bezeichnet. Nach dem Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand 1959 kann er sich dort ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen. Miller veröffentlicht im Laufe seines Lebens nahezu 100 selbständige Bücher und Schriften. Zahlreiche seiner Werke entstehen in den Kornauer Jahren. 1989 ziehen er und seine Frau aus Altersgründen in ein Seniorenappartementhaus in Ottobeuren.
Die heutige Nutzung des Dichterhauses
Bereits zu Lebzeiten Millers wird die Arthur-Maximilian-Miller-Stiftung eingerichtet. Seinem letzten Willen folgend geht der persönliche und künstlerische Nachlass nach seinem Tod 1992 auf den Bezirk Schwaben über. 2010 wird das Haus in Oberstdorf-Kornau grundlegend renoviert und als Museum „Haus Bonatz. Arthur Maximilian Miller Stiftung“ neu eröffnet. Eine Dauerausstellung im Erd- und Obergeschoss informiert sowohl über die Familie Bonatz als auch über das Leben und Werk Millers. Das denkmalgeschützte Haus bietet mit Mobiliar und Bibliothek die Möglichkeit der Begegnung mit dem geistigen Vermächtnis des Dichters. Im Treppenhaus sind zudem einige seiner Scherenschnitte ausgestellt. Ein kleiner Vortragsraum im Keller mit einer großen Türe in den Garten wird für Ausstellungen genutzt und kann für kleinere Veranstaltungen (Lesungen und Konzerte) gemietet werden. (Die Verwaltung des Hauses hat der Bezirk Schwaben nun auf den Verein Villa Jauss übertragen.)
Ausstellung der Tripp-Illustrationen zu (l.) Otfried Preußlers Räuber Hotzenplotz im Kellerraum mit Bastel- und Rätselangeboten für die ganze Familie / zu (r.) Michael Endes Jim Knopf im Treppenhaus des Kellergeschosses. Fotos: Rosmarie Mair.
Sonderausstellung „Reise in die Kinderzeit – Räuber Hotzenplotz, Jim Knopf & Co.“
2019 bis 2021 ist das Haus Bonatz Ausstellungsort für „Reise in die Kinderzeit – Räuber Hotzenplotz, Jim Knopf & Co.“ Dabei werden im Erdgeschoß und Keller ausgewählte Illustrationen des in Tiefenbach ansässigen Schriftstellers, Graphikers und bedeutenden Illustrators Franz-Josef Tripp (1915-1978) aus Jim Knopf und Räuber Hotzenplotz ausgestellt – als handkolorierte Blätter seines Sohns Jan Peter Tripp (geb. 1945 in Oberstdorf), der heute als Maler und Graphiker im Elsass lebt und arbeitet.
Besichtigungszeiten: Von Mai bis Oktober jeweils am 3. Sonntag im Monat von 14:00 bis 17:00 Uhr
Adresse: Dichterhaus Kornau, Hausnr. 51, 87561 Oberstdorf-Kornau
Anfahrt:
Mit dem Auto: bis zum Parkplatz der Söllereckbahn. Vom westlichen Ende des Parkplatzes führt ein Fußweg in wenigen Minuten zum Dichterhaus.
Mit dem Bus: Buslinie Oberstdorf-Kleinwalsertal: Haltestellen Söllereckbahn, Kornau, Reute (Hotel Oberstdorf)
Zu Fuß: Von Oberstdorf (westlicher Ortsrand) über die Walserbrücke bis zum Jauchenkreuz. Auf der Anhöhe von Reute angelangt, geht es ein kurzes Stück an der B19 entlang bis zum Ortseingang von Kornau.