München, Rumfordstraße 2: Old Mrs. Henderson
Am 5. September 1985 findet im Old Mrs. Henderson in der der Rumfordstraße 2 eine große Party zu Freddies 39. Geburtstag statt. Wolfgang Simon ist ein Produzent und Kameramann aus Österreich, der in jenen Jahren in München lebt und arbeitet. Das Mrs. Henderson ist in den Siebziger- und Achtzigerjahren eine Institution schwuler Subkultur in München und gleichzeitig auch beliebt bei einem ganz gemischten Publikum. Für Freddies Zwecke passt die Einrichtung nicht: „Plüschrosa, schwerste Vorhänge“, sagt Wolfgang. Das alles muss auf Freddies Wunsch hin verschwinden, wenngleich er sich sonst in dem Lokal, so wie es ist sehr wohlfühlt. Alles muss nun Schwarzweiß werden, wirklich alles, bis hin zu den Aschenbechern. Es wird ein riesiger Aufwand betrieben, aber Freddie entlohnt alle fürstlich. „Das war auch für mich finanziell eine andere Dimension“, merkt Wolfgang an. Als er mit Queen-Manager Jim Beach das Lokal betritt, um die Probleme mit der Elektrik zu klären, wird eine exakte Ortserkundung daraus und letztlich eines der berühmtesten Musik-Videos der Rockgeschichte: „Living On My Own“.
Es sind vier unvergessliche Monate für den Chef-Kameramann, in denen Arbeit und Privatleben nahtlos ineinander übergehen. Gedreht wird in jener Zeit auch das Musik-Video zum Song „One Vision“ in den Musicland Studios. Wolfgang ist oft auch privat bei den Superstars dabei. Erstaunt beobachtet Wolfgang Freddies Zigarettenkonsum: „Das waren 40 bis 60 Zigaretten am Tag. Er hatte nie selbst seine eigenen Zigaretten dabei. Wie auch: Freddie war immer perfekt gestylt und seine Kleidung sehr eng anliegend. Jemand aus der Entourage reichte sie ihm“. Wodka muss stets zugänglich sein, aber illegale Substanzen gibt es nur in sehr intimem Rahmen. Bei aller Lebensfreude und Genusssucht, die Arbeit und die Disziplin dominieren. Die finanzielle Verantwortung liegt bei Wolfgang. Es handelt sich um hohe Umsätze und es herrscht nebst der privaten Freundschaft auch ein großes gegenseitiges geschäftliches Vertrauen.
Freddies Zigaretten in München: Silk Cut Purple
Wolfgang Simon ist fasziniert von der Zusammenarbeit zwischen Queen und Produzent Reinhold Mack im Studio. „Dieses Teamwork, das habe ich sehr bewundert. Mit welcher Selbstverständlichkeit Ideen von anderen verfolgt und verfeinert werden bis hin zum Gesamtkunstwerk. Der Song ‚One Vision‘ hat sich vor meinen Augen während des Drehs entwickelt.“ Wolfgang steht in den Musicland Studios mit seiner Kamera auf der Schulter direkt vor Freddie. Der Raum ist abgeschirmt. Die Entfernung von der Linse zu Freddies Mikrophon beträgt weniger als ein Meter. Und Freddie singt. Freddie schreit: „No wrong, no right / I'm gonna tell you there's no black, and no white“. Wolfgang filmt. Aber er kann sich nicht konzentrieren. Zum ersten Mal hört er nicht nur Freddies Sprech- sondern Freddies Gesangsstimme, aber nicht aus Lautsprechern, nicht über den Umweg eines Mikrophons, nicht über den Umweg von Kabeln, sondern direkt aus Freddies Mund in seine Ohren. „Das war irre. Das ist unbeschreiblich.“ Wolfgang fehlen die Worte. Dieser Moment gehört zu den denkwürdigsten seines Lebens.
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Externe Links:
Das im Old Mrs. Henderson gedrehte Video zu „Living on My Own“ (YouTube)
Queen: „One Vision“ (Extended) 1985 [Official Video] (YouTube)
Am 5. September 1985 findet im Old Mrs. Henderson in der der Rumfordstraße 2 eine große Party zu Freddies 39. Geburtstag statt. Wolfgang Simon ist ein Produzent und Kameramann aus Österreich, der in jenen Jahren in München lebt und arbeitet. Das Mrs. Henderson ist in den Siebziger- und Achtzigerjahren eine Institution schwuler Subkultur in München und gleichzeitig auch beliebt bei einem ganz gemischten Publikum. Für Freddies Zwecke passt die Einrichtung nicht: „Plüschrosa, schwerste Vorhänge“, sagt Wolfgang. Das alles muss auf Freddies Wunsch hin verschwinden, wenngleich er sich sonst in dem Lokal, so wie es ist sehr wohlfühlt. Alles muss nun Schwarzweiß werden, wirklich alles, bis hin zu den Aschenbechern. Es wird ein riesiger Aufwand betrieben, aber Freddie entlohnt alle fürstlich. „Das war auch für mich finanziell eine andere Dimension“, merkt Wolfgang an. Als er mit Queen-Manager Jim Beach das Lokal betritt, um die Probleme mit der Elektrik zu klären, wird eine exakte Ortserkundung daraus und letztlich eines der berühmtesten Musik-Videos der Rockgeschichte: „Living On My Own“.
Es sind vier unvergessliche Monate für den Chef-Kameramann, in denen Arbeit und Privatleben nahtlos ineinander übergehen. Gedreht wird in jener Zeit auch das Musik-Video zum Song „One Vision“ in den Musicland Studios. Wolfgang ist oft auch privat bei den Superstars dabei. Erstaunt beobachtet Wolfgang Freddies Zigarettenkonsum: „Das waren 40 bis 60 Zigaretten am Tag. Er hatte nie selbst seine eigenen Zigaretten dabei. Wie auch: Freddie war immer perfekt gestylt und seine Kleidung sehr eng anliegend. Jemand aus der Entourage reichte sie ihm“. Wodka muss stets zugänglich sein, aber illegale Substanzen gibt es nur in sehr intimem Rahmen. Bei aller Lebensfreude und Genusssucht, die Arbeit und die Disziplin dominieren. Die finanzielle Verantwortung liegt bei Wolfgang. Es handelt sich um hohe Umsätze und es herrscht nebst der privaten Freundschaft auch ein großes gegenseitiges geschäftliches Vertrauen.
Freddies Zigaretten in München: Silk Cut Purple
Wolfgang Simon ist fasziniert von der Zusammenarbeit zwischen Queen und Produzent Reinhold Mack im Studio. „Dieses Teamwork, das habe ich sehr bewundert. Mit welcher Selbstverständlichkeit Ideen von anderen verfolgt und verfeinert werden bis hin zum Gesamtkunstwerk. Der Song ‚One Vision‘ hat sich vor meinen Augen während des Drehs entwickelt.“ Wolfgang steht in den Musicland Studios mit seiner Kamera auf der Schulter direkt vor Freddie. Der Raum ist abgeschirmt. Die Entfernung von der Linse zu Freddies Mikrophon beträgt weniger als ein Meter. Und Freddie singt. Freddie schreit: „No wrong, no right / I'm gonna tell you there's no black, and no white“. Wolfgang filmt. Aber er kann sich nicht konzentrieren. Zum ersten Mal hört er nicht nur Freddies Sprech- sondern Freddies Gesangsstimme, aber nicht aus Lautsprechern, nicht über den Umweg eines Mikrophons, nicht über den Umweg von Kabeln, sondern direkt aus Freddies Mund in seine Ohren. „Das war irre. Das ist unbeschreiblich.“ Wolfgang fehlen die Worte. Dieser Moment gehört zu den denkwürdigsten seines Lebens.
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