Bayerns beste Independent Bücher 2023
Mikromegas & Über die verheerenden Folgen des Lesens von Voltaire, Florian L. Arnold (Ill.), erschienen in der Edition Hibana, Oberelchingen (Belletristik, Bibliophiles)
Mikromegas ist eine 1752 erschienene philosophische Erzählung Voltaires, die rückblickend als eines der ersten Werke der Gattung Science-Fiction eingestuft wird. Die Erzählung beschreibt den Besuch eines Wesens vom Stern Sirius namens Mikromegas und seines Begleiters auf der Erde. Dort entspinnt sich mit den Menschen ein Diskurs über philosophische und wissenschaftliche Themen: Krieg, Empfindungsfähigkeit, Liebe und natürlich Religion. Die Besucher sind verwirrt: Wie können diese irdischen Winzlinge zugleich so dumm sein und auch intelligent, und warum sind sie nicht Herr der Lage? Das Aufeinandertreffen dieser grundverschiedenen Welten hat Florian L. Arnold mit Radierungen und Zeichnungen versehen, die Voltaires scharfem Witz entsprechen.
Aufzeichnungen von hoher See von Leonardo Tonus, Vítor Rocha (Ill.), Übersetzung von Lilli-Hannah Hoepner, erschienen im Hagebutte Verlag, München (Lyrik)
Worte als Orientierungspunkte auf einer inneren Sternkarte, Gedichte als Logbucheinträge auf einem Meer zwischen gestern und heute: Leonardo Tonus ergründet in seinen Gedichten die Fluchtbewegungen unserer Zeit und die Migrationsgeschichte der eigenen Familie. In São Paulo geboren, lebt Tonus seit 30 Jahren in Frankreich. Als Professor für brasilianische Literatur an der Sorbonne Universität forscht er u.a. zu Migrationsthemen, berät neben seiner publizistischen Tätigkeit Literaturfestivals und hat mehrere Lyrikbände veröffentlicht. In Aufzeichnungen von hoher See navigiert er durch Erinnerungen und Emotionen, verflicht Vertrautes und Verborgenes, eröffnet Frei- und Zwischenräume, sammelt Stimmen und Dokumente. Ein persönliches, poetisches, politisches Kaleidoskop.
Aufzeichnungen von hoher See (Hagebutte Verlag)
handverlesen – Gebärdensprachpoesie in Lautsprache hg. von Franziska Winkler, erschienen im hochroth Verlag, München (Lyrik, Kunst- und Sachbuch, Bibliophiles)
Gebärdensprachpoesie stellt viele Überzeugungen der Literaturwelt auf den Kopf. Die Literaturinitiative handverlesen verschafft Literatur mehr Bewegungsfreiheit – in Laut- und Gebärdensprache. Die Initiative bringt seit 2017 Taube und hörende Künstler/-innen zusammen, um neue Literatur in Gebärden- und Lautsprache zu entwickeln und übersetzen. Jetzt liegt mit handverlesen – Gebärdensprachpoesie in Lautsprache, herausgegeben von Franziska Winkler, das erste Buch zum Projekt vor. Per QR-Code sind Videos der Gebärdensprachpoesie auf einer Augmented-Reality-Website zugänglich. Zwei Essays reflektieren die Beziehung Tauber Personen zum Begriff „Literatur“. Gebärdensprachpoesie wird zur eigenständigen Literaturgattung, in der der eigene Körper zum Medium wird.
Mit Gebärdensprachpoesien von Rafael-Evitan Grombelka, Julia Kulda-Hroch, Dawei Ni, Laura-Levita Valyte und Kassandra Wedel, übersetzt von Tim Holland, Anna Hetzer, Lea Schneider, Daniela Seel, Ulf Stolterfoht und Kinga Tóth. Einführende Essays von Franziska Winkler (übersetzt von Eyk Kaulus) und Liona Paulus.
handverlesen – Gebärdensprachpoesie in Lautsprache (hochroth Verlag)
Bruder von Zain Khalid, Übersetzung von Eva Regul, erschienen im Kjona Verlag, München (Belletristik)
Über der Moschee auf Staten Island wachsen drei Adoptivbrüder auf, die sehr unterschiedlich sind und einander doch innig lieben. Dayo stammt aus Nigeria, Iseul aus Korea. Nur Youssef, der jüngste, weiß nichts von seiner Herkunft. Er sucht die Nähe ihres Ziehvaters Salim, doch der charismatische Mann steckt voller Rätsel. Während die Brüder in die Glitzerwelt Manhattans eintauchen, hält Salim anti-westliche Reden in der Moschee. Als er eines Nachts nach Saudi-Arabien aufbricht, folgen ihm die Brüder und begeben sich auf einen Weg der Erkenntnis wie der Verstörung. Sie erleben, was geschieht, wenn sich Religion und Kapitalismus als Machtinstrumente kaum noch voneinander unterscheiden lassen. Und erfahren endlich, wer sie wirklich sind!
Spukhafte Fernwirkung von Ulrike Anna Bleier, erschienen im lichtung verlag, Viechtach (Belletristik)
Eine kaum überschaubare Menge an Figuren tritt in Ulrike Anna Bleiers Roman Spukhafte Fernwirkung auf; sie agieren miteinander und oft auch aneinander vorbei. Da ist zum Beispiel Carol, die in einem Einkaufszentrum in einen Amoklauf gerät. Irma, die in einer Zeitungsredaktion arbeitet und Angst davor hat, ihren Job zu verlieren. Selim, der für seine Schwester Modell steht. Oder Silvana, die auf der Straße sitzt und häkelt. Bleiers Figuren halten sich in Einkaufszentren, auf Autobahnen oder in Krankenhäusern auf und sind vor allem mit dem Alltag beschäftigt. Ihre Wege kreuzen sich oder driften auseinander. Über unsichtbare Fäden sind sie miteinander verbunden. Erzählerin ist die Welt selbst. Sie ordnet nicht ein und bewertet nicht. Die Betroffenheit der einzelnen Person löst sich auf im universellen Zusammenhang.
Spukhafte Fernwirkung (lichtung Verlag)
Mein Leben als einsamer Axolotl – unten am Grund von Linda Bondestam, Übersetzung von Franziska Hüther, erschienen bei limbion, Dießen am Ammersee (Kinder- und Jugendliteratur)
Ein fröhliches Buch über den Klimawandel: Von der preisgekrönten finnischen Künstlerin Linda Bondestam kommt eine neue Art von Klimawandel-Geschichte, erzählt von einem liebenswerten Axolotl. Auf dem Grund eines Sees in Mexiko-Stadt geht der Axolotl-Erzähler in die Unterwasserschule, sammelt Schätze, die von den zweibeinigen Plumpianen an Land (er meint damit uns Menschen) weggeworfen werden, und feiert Tanzpartys mit seinen Tigersalamander-Freunden. Das Leben ist schön, aber je heißer die Welt wird, desto trüber wird das Wasser. Es wird immer schwieriger, Freunde zu finden, und der einsame Axolotl wird noch einsamer. Bis eines Tages aus heiterem Himmel eine kolossale Welle den Axolotl in eine überraschende neue Zukunft trägt. Bittersüß, skurril, existenziell und hoffnungsvoll: Mein Leben als einsamer Axolotl ist ein ganz besonderes Kinderbuch über die Klimakrise.
Mein Leben als einsamer Axolotl – unten am Grund (limbion)
Leere Menge von Verónica Gerber Bicecci, Übersetzung von Birgit Weilguny, erschienen im MaroVerlag, Augsburg (Belletristik)
Lässt sich eine Affäre geometrisch darstellen? Eine Familie zeichnen? Können Baumringe von verschwundenen Müttern erzählen? Leere Menge ist die Geschichte der in Mexiko-Stadt lebenden Verónica, die nach ihrer Trennung von Tordo in die Wohnung ihrer Mutter zurückkehrt. Dort erkundet sie die Leere, die ihre Mutter hinterließ, nachdem diese vor Jahren plötzlich verschwunden war. Zwischen verstaubten Möbeln und Pflanzenskeletten spürt sie der Einsamkeit und Ungewissheit nach, die der Verlust ihrer Mutter und der von Tordo mit sich bringen. Wenn Worte dafür nicht ausreichen, weichen sie Zeichnungen, Abstraktionen, Schemata. Mit Strichen und Buchstaben konstruiert die mexikanische Autorin Verónica Gerber Bicecci eine intime Geschichte rund um die Themen Exil, Verlust und Liebe.
Hallo Wind. Hallo Sonne von Isabel Minhós Martins, Bernardo P. Carvalho (Ill.), Übersetzung von Martin Hengst, erschienen im Mixtvision Verlag, München (Kinder- und Jugendliteratur, Kunst- und Sachbuch)
Woraus besteht die Sonne? Von wem wurden Sonnenbrillen erfunden? Was passiert eigentlich bei einer Sonnenfinsternis? Auf die zahlreichen Fragen rund um die Sonne gibt dieses Sachbuch spannende Antworten. Und einmal gewendet, erfährt man Erstaunliches über den Wind: Wieso kommen Zugvögel nicht vom Weg ab? Wer war Herr Beaufort und was hat es mit seiner Skala auf sich? Neben vielen interessanten Fakten liefert Hallo Wind. Hallo Sonne die Möglichkeit, selbst aktiv und kreativ zu werden: Ob Schatten malen oder ein Windtagebuch führen – jede Seite lädt auf neue Weise ein, eigene elementare Erfahrungen mit Sonne und Wind zu sammeln. Der Druck in drei leuchtenden Pantonefarben macht dieses Wende-Sachbuch auch zu einem optischen Vergnügen!
Hallo Wind. Hallo Sonne (Mixtvision Verlag)
Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder von Bernd Siegler, erschienen bei starfruit publications, Fürth (Kunst- und Sachbuch)
In einem bislang ungenutzten Keller auf dem Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg wurde die Mitgliederkartei für den Zeitraum von 1928 bis 1955 gefunden, die bislang als verschollen galt. Eine kleine Sensation, denn unter den rund 12.000 Karteikarten finden sich auch die Namen von 142 jüdischen Club-Mitgliedern, die im April 1933 aus antisemitischen Gründen aus dem Verein ausgeschlossen wurden. Mit langjähriger Kenntnis und Geschichte des Clubs und auf Grundlage dieses besonderen Archivfundes rekonstruieren Bernd Siegler und seine Mit-Autor/-innen die Lebensgeschichten und Schicksale der vom Club verstoßenen jüdischen Mitglieder.
Heulen mit den Wölfen (starfruit publications)
Auseinander von Bette Westera, Sylvia Weve (Ill.), Übersetzung von Rolf Erdorf, erschienen im Susanna Rieder Verlag, München (Lyrik, Kinder- und Jugendliteratur)
Auseinander ist ein Buch mit 44 Gedichten über die Liebe, vor allem aber über das Ende von Liebe. Viele Beziehungen scheitern, oft bleiben Kinder nach der Trennung bei einem der beiden Elternteile zurück oder müssen sich in neuen Familienkonstellationen zurechtfinden. Das ist manchmal schwierig und belastend, manchmal bringen die Veränderungen aber auch etwas Positives mit sich: zwei Großeltern mehr, einen neuen Bruder oder ein zweites Zuhause, in dem man sich vielleicht auch wohlfühlt.
- Präsentation der Auszeichnungen des Freistaats auf der Frankfurter Buchmesse / Kunstministerium
- Unabhängige Verlage ausgezeichnet: Verlagsprämien und Empfehlungen „Bayerns beste Independent Bücher 2023“ / Kunstministerium
- Literaturförderung in Bayern: Start der neuen Bewerbungsrunde / Kunstministerium
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