Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann
Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann gehörten zu den wenigen Mitgliedern der organisierten Frauenbewegung, die den Ausbruch des Krieges nicht bejubelten.
Am Morgen, nachdem uns die Kriegserklärung bekannt geworden war, fuhren wir nach München. [...] Die dreiviertelstündige Bahnfahrt dorthin war eine Qual. Alles schien wie verwandelt, staunend erlebten wir, dass reich und arm, Freund und Feind sich plötzlich in den Armen lagen. Alles schwatzte und philosophierte über die einlaufenden Neuigkeiten, schimpfte über alles, was Ausland war, täuschte Gleichheit und Brüderlichkeit vor. Das größte Verbrechen: Krieg, brachte in 24 Stunden eine Einigung zustande, die dem jahrzehntelangen Bemühen vernünftiger Menschen nicht gelungen war. Widerlich – nicht herrlich – schien uns dieses Gebaren.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes. Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden. 1850-1940. Hg. v. Margit Twellmann. Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 137.)
Unermüdlich warben die beiden Frauen für die Versöhnung zwischen den Völkern:
National handelt nur der, der bei der Arbeit für das Wohl seiner Nation niemals vergisst, dass sein Vaterland in der Welt liegt, dass er als Weltbürger auch Pflichten der Welt gegenüber hat. Erfüllen wir die Welt mit dem Geiste, dass das nationale und internationale Wohl in inniger Gemeinschaft stehen, bekämpfen wir den Völkerhass, den dieser traurige Weltkrieg zeitigte!
(Lida Gustava Heymann. Zit. n.: Dünnebier, Anna; Scheu, Ursula [2002]: Die Rebellion ist eine Frau. Anita Augspurg und Lida G. Heymann. Das schillerndste Paar der Frauenbewegung. Hugendubel, München, S. 219.)
Wir richten an das Königlich Bayerische Staatsministerium für Kirchen- und Schulangelegenheiten das Gesuch, die zur Zeit von vielen Lehrkräften systematisch betriebene Völker-Verhetzung bei den Schulkindern zu untersagen. [...] Ist es dem Hohen Ministerium bekannt, dass es in Deutschland Lehrer gibt, die als Morgengruß ihren Schülern die Worte zurufen: „Gott strafe England!“ und von den Kindern als Gegengruß die Antwort fordern: „Aber bitte recht bald!“ Die jetzt von deutschen Lehrern betriebene Völkerverhetzung birgt nicht zu übersehende Gefahren für die Zukunft und für die Errichtung eines dauerhaften Friedens nach diesem Völkerkriege.
(Frauenausschuss für dauernden Frieden. In: Dünnebier; Scheu: Die Rebellion ist eine Frau, S. 229.)
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Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann gehörten zu den wenigen Mitgliedern der organisierten Frauenbewegung, die den Ausbruch des Krieges nicht bejubelten.
Am Morgen, nachdem uns die Kriegserklärung bekannt geworden war, fuhren wir nach München. [...] Die dreiviertelstündige Bahnfahrt dorthin war eine Qual. Alles schien wie verwandelt, staunend erlebten wir, dass reich und arm, Freund und Feind sich plötzlich in den Armen lagen. Alles schwatzte und philosophierte über die einlaufenden Neuigkeiten, schimpfte über alles, was Ausland war, täuschte Gleichheit und Brüderlichkeit vor. Das größte Verbrechen: Krieg, brachte in 24 Stunden eine Einigung zustande, die dem jahrzehntelangen Bemühen vernünftiger Menschen nicht gelungen war. Widerlich – nicht herrlich – schien uns dieses Gebaren.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes. Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden. 1850-1940. Hg. v. Margit Twellmann. Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 137.)
Unermüdlich warben die beiden Frauen für die Versöhnung zwischen den Völkern:
National handelt nur der, der bei der Arbeit für das Wohl seiner Nation niemals vergisst, dass sein Vaterland in der Welt liegt, dass er als Weltbürger auch Pflichten der Welt gegenüber hat. Erfüllen wir die Welt mit dem Geiste, dass das nationale und internationale Wohl in inniger Gemeinschaft stehen, bekämpfen wir den Völkerhass, den dieser traurige Weltkrieg zeitigte!
(Lida Gustava Heymann. Zit. n.: Dünnebier, Anna; Scheu, Ursula [2002]: Die Rebellion ist eine Frau. Anita Augspurg und Lida G. Heymann. Das schillerndste Paar der Frauenbewegung. Hugendubel, München, S. 219.)
Wir richten an das Königlich Bayerische Staatsministerium für Kirchen- und Schulangelegenheiten das Gesuch, die zur Zeit von vielen Lehrkräften systematisch betriebene Völker-Verhetzung bei den Schulkindern zu untersagen. [...] Ist es dem Hohen Ministerium bekannt, dass es in Deutschland Lehrer gibt, die als Morgengruß ihren Schülern die Worte zurufen: „Gott strafe England!“ und von den Kindern als Gegengruß die Antwort fordern: „Aber bitte recht bald!“ Die jetzt von deutschen Lehrern betriebene Völkerverhetzung birgt nicht zu übersehende Gefahren für die Zukunft und für die Errichtung eines dauerhaften Friedens nach diesem Völkerkriege.
(Frauenausschuss für dauernden Frieden. In: Dünnebier; Scheu: Die Rebellion ist eine Frau, S. 229.)