Der Mord

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Soldaten an der Stelle des Attentats mit Gedenkkranz (Bayerische Staatsbibliothek/Hoffmann)

Am Morgen des 21. Februar 1919 machte sich Ministerpräsident Kurt Eisner nach verlorener Wahl mit dem Demissionsschreiben in der Tasche von seinem Amtssitz, dem Palais Montgelas, zu Fuß auf den Weg zum Landtag in der Prannerstraße. Was kurz nachdem die Gruppe um Eisner in die Promenadenstraße einbog passierte, schildert sein Adjutant der Schriftsteller Felix Fechenbach:

Als Eisner am Vormittag des 21. Februar gegen 10 Uhr vom Ministerium ins Landtagsgebäude ging, um dort den Rücktritt der Regierung zu erklären, baten ihn seine Freunde, er möge nicht über die Straße sondern durch den Bayerischen Hof gehen, dessen rückwärtiger Ausgang gegenüber dem Landtagsgebäude liegt. Eisner weigerte sich entschieden. [...] Wir gingen zu dreien, rechts der Leiter des Bureaus des Ministerpräsidenten, in der Mitte Eisner, und ich zu seiner Linken. [...] Plötzlich krachen hinter uns schnell nacheinander zwei Schüsse, Eisner schwankt einen Augenblick, er will etwas sprechen, aber die Zunge versagt ihm. Dann bricht er lautlos zusammen.

(Felix Fechenbach: Der Revolutionär Kurt Eisner. Aus persönlichen Erlebnissen. Verlag J. H. W. Dietz Nachfahren, Berlin 1929, S. 62)

Voller Zorn packte Felix Fechenbach den 22-jährigen Attentäter Anton Graf Arco auf Valley am Arm und warf ihn zu Boden. Ein herbeigeeilter Wachsoldat feuerte mehrere Schüsse auf ihn. Obwohl durch den Tod seines großen politischen Vorbildes zutiefst erschüttert, lief Fechenbach hinüber zum Landtag, um Minister Erhard Auer, Vorsitzenden der SPD und offener Gegner Eisners, zu warnen. Dieser nahm die Nachricht vom Tode Eisners zwar mit ernster Miene auf, sah aber seinerseits keinerlei Gefahr für sein Leben. Eine Stunde später wurde Auer von einem Mitglied des Landesarbeiterrates, das ihn verantwortlich für den Tode Eisners machte, niedergeschossen.

Fechenbach befürchtete zu Recht, dass der Mord an Eisner zu einem noch größeren Blutvergießen führen könnte. So gut es ihm möglich war versuchte er, die aufgewühlten Menschen zu beruhigen, bürgerkriegsähnliche Zustände zu abzuwehren. In letzter Sekunde gelang es ihm zu verhindern, dass die Waffen aus dem Zeughaus an die aufgebrachten Massen verteilt werden.

Soldaten trugen derweil den toten Ministerpräsidenten ins Portierszimmer des Ministeriums des Äußeren. Am Ort des Attentates wurde ein Bild Eisners aufgestellt. Im Nu war es von Kränzen und Blumen umgeben. Soldaten mit Bajonetten übernahmen die Totenwache. Der tote Ministerpräsident war der erste Märtyrer der Revolution in Bayern.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

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