Kurzrickenbach am Bodensee
April 1897
Nun bin ich weit fort und mutterseelenallein.
Die Ostertage kam Rilke zu mir und wir gingen zusammen in der Frühlingswelt herum. Es war mir ganz lieb, denn ich hielt es kaum aus vor Heimweh und war erst elend. Ach die ersten Abende, in Lindau, ganz allein, es war entsetzlich. Am Karfreitag ging ich in die Kirche und dachte an alte Zeiten und Husum. Wie ist das alles fern und jetzt alles so merkwürdig.
(Tagebücher, S. 53f)
Als Franziska zu Reventllow im Januar 1897 erfährt, dass sie schwanger ist, löst das widersprüchliche Gefühle in ihr aus. Zur Freude gesellt sich schnell Zukunftsangst, wie sie ihrem Tagebuch anvertraut. Sie befindet sich nicht nur in einer inneren, sondern auch in einer äußern Notlage: Weil sie die Miete nicht zahlen kann, wirft sie der Hauswirt aus ihrer Wohnung in der Heßstrasse hinaus und zeigt sie an. Franziska flüchtet nach Kurzrickenbach (heute ein Ortsteil von Kreuzlingen) am Bodensee und verbringt dort die Ostertage mit Rainer Maria Rilke. Den damals noch unbekannten jungen Dichter erwähnt sie im März 1897 erstmalig in ihrem Tagebuch. Er stecke ihr jeden Morgen ein Gedicht in den Briefkasten, freut sie sich: „Überhaupt Poesie genug, mit der wir uns alle das Leben verklären – es ist auch not.“
Weitere Kapitel:
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Nun bin ich weit fort und mutterseelenallein.
Die Ostertage kam Rilke zu mir und wir gingen zusammen in der Frühlingswelt herum. Es war mir ganz lieb, denn ich hielt es kaum aus vor Heimweh und war erst elend. Ach die ersten Abende, in Lindau, ganz allein, es war entsetzlich. Am Karfreitag ging ich in die Kirche und dachte an alte Zeiten und Husum. Wie ist das alles fern und jetzt alles so merkwürdig.
(Tagebücher, S. 53f)
Als Franziska zu Reventllow im Januar 1897 erfährt, dass sie schwanger ist, löst das widersprüchliche Gefühle in ihr aus. Zur Freude gesellt sich schnell Zukunftsangst, wie sie ihrem Tagebuch anvertraut. Sie befindet sich nicht nur in einer inneren, sondern auch in einer äußern Notlage: Weil sie die Miete nicht zahlen kann, wirft sie der Hauswirt aus ihrer Wohnung in der Heßstrasse hinaus und zeigt sie an. Franziska flüchtet nach Kurzrickenbach (heute ein Ortsteil von Kreuzlingen) am Bodensee und verbringt dort die Ostertage mit Rainer Maria Rilke. Den damals noch unbekannten jungen Dichter erwähnt sie im März 1897 erstmalig in ihrem Tagebuch. Er stecke ihr jeden Morgen ein Gedicht in den Briefkasten, freut sie sich: „Überhaupt Poesie genug, mit der wir uns alle das Leben verklären – es ist auch not.“