Ich ließ mir eifrig den Hof machen und hatte die größte Freude, wenn sich manches Mal der eine oder andere von einem Rivalen zurückgedrängt glaubte und ihm mit der Faust zu beweisen suchte, dass er der Bevorzugte sei. (Erinnerungen, S. 168)
Lena Christ entdeckte „mit geheimem Wohlgefallen“, dass sie eine „stattliche Dirn“ geworden war. „Mein reiches blondes Haar hatte ich zierlich geflochten und als Krone aufgesteckt; in die Stirn hingen ein paar natürlich aussehende, wirre Löckchen, die ich jeden Abend mittels einer Haarnadel kunstvoll wickelte.“ (Erinnerungen einer Überflüssigen, S. 174) Über kurz oder lang konnte sie sich vor Verehrern nicht retten, ein regelrechter „Freierkrieg“ brach aus: Ihr gutes Aussehen, ihr freundliches Wesen und ihre beträchtliche Mitgift waren eine nahezu unschlagbare Mischung, die junge Bürgerssöhne genauso anzog wie etwas ältere Heiratswillige. Sie entschied sich für einen „stattlichen Bewerber“: Anton Leix, einen „sorgfältig gekleideten jungen Mann, mit einem großen Strauß Veilchen in der Hand“. Er war kaufmännischer Angestellter, Buchhalter in einer Käserei, und stammte wie sie aus der bürgerlichen Mittelschicht. „Ich heirat aus Liebe“, versicherte er ihr. Die Heirat bot für Lena Christ vor allen Dingen die Möglichkeit, der Willkür und Brutalität ihrer Mutter zu entgehen. Doch die Ehe mit dem Buchhalter Anton Leix begann für Lena Christ am 12. November 1901 als goldener bürgerlicher Käfig in einer neuen, altdeutsch eingerichteten Wohnung im Haus der Schwiegereltern in der Sandstraße 3. Von ihrer Mutter wurde sie am Hochzeitstag verflucht: „Du sollst koa glückliche Stund habn, so lang’st dem Menschen g’hörst, und jede guate Stund sollst mit zehn bittere büaßn müaßn.“ (Erinnerungen einer Überflüssigen, S. 214)
In den folgenden Jahren bekam Lena Christ drei Kinder: Anton wurde 1902, Magdalena 1903, Alexandra (Alixl) 1906 geboren. Lena Christ fühlte sich von ihrem Ehemann unterdrückt und sexuell genötigt. Anton Leix verspekulierte das Vermögen, beging eine Unterschlagung und verbüßte eine Gefängnisstrafe. 1909 trennte sich das Paar, die Scheidung erfolgte drei Jahre später.
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Lena Christ entdeckte „mit geheimem Wohlgefallen“, dass sie eine „stattliche Dirn“ geworden war. „Mein reiches blondes Haar hatte ich zierlich geflochten und als Krone aufgesteckt; in die Stirn hingen ein paar natürlich aussehende, wirre Löckchen, die ich jeden Abend mittels einer Haarnadel kunstvoll wickelte.“ (Erinnerungen einer Überflüssigen, S. 174) Über kurz oder lang konnte sie sich vor Verehrern nicht retten, ein regelrechter „Freierkrieg“ brach aus: Ihr gutes Aussehen, ihr freundliches Wesen und ihre beträchtliche Mitgift waren eine nahezu unschlagbare Mischung, die junge Bürgerssöhne genauso anzog wie etwas ältere Heiratswillige. Sie entschied sich für einen „stattlichen Bewerber“: Anton Leix, einen „sorgfältig gekleideten jungen Mann, mit einem großen Strauß Veilchen in der Hand“. Er war kaufmännischer Angestellter, Buchhalter in einer Käserei, und stammte wie sie aus der bürgerlichen Mittelschicht. „Ich heirat aus Liebe“, versicherte er ihr. Die Heirat bot für Lena Christ vor allen Dingen die Möglichkeit, der Willkür und Brutalität ihrer Mutter zu entgehen. Doch die Ehe mit dem Buchhalter Anton Leix begann für Lena Christ am 12. November 1901 als goldener bürgerlicher Käfig in einer neuen, altdeutsch eingerichteten Wohnung im Haus der Schwiegereltern in der Sandstraße 3. Von ihrer Mutter wurde sie am Hochzeitstag verflucht: „Du sollst koa glückliche Stund habn, so lang’st dem Menschen g’hörst, und jede guate Stund sollst mit zehn bittere büaßn müaßn.“ (Erinnerungen einer Überflüssigen, S. 214)
In den folgenden Jahren bekam Lena Christ drei Kinder: Anton wurde 1902, Magdalena 1903, Alexandra (Alixl) 1906 geboren. Lena Christ fühlte sich von ihrem Ehemann unterdrückt und sexuell genötigt. Anton Leix verspekulierte das Vermögen, beging eine Unterschlagung und verbüßte eine Gefängnisstrafe. 1909 trennte sich das Paar, die Scheidung erfolgte drei Jahre später.