5. Kapitel
Zwei Stufen, bevor die Hohepriesterin Atua-Kores den Altar erreichte, schmeckte sie das Blut. Sie hielt den Drang zurück, ihre Finger an die Lippen zu führen; das Ritual durfte nicht gestört werden.
Zehn Priesterinnen standen an den zehn Seiten des offenen Schreins, umringt von hundert knienden Akolythinnen. Auf den steinernen Tribünen dahinter hatten die Hohen Häuser sich niedergelassen, und über die Hügel, die sich hinter den Tribünen erhoben, hatte das freie Volk sich ausgebreitet wie eine gefleckte Decke.
Das Frühjahrsgebet: Abgesehen von der Weihe einer Königin kannte Tiratanga kein größeres Fest.
Als Amokapua die letzte Stufe erklomm, begannen ihre Beine zu zittern. Im selben Augenblick stimmten die Priesterinnen den Choral an, und die hundert Akolythinnen nahmen ihn auf. Der Gesang erreichte die Tribünen, schwoll weiter an, ehrfurchtgebietend, unaufhaltsam, bis er selbst die fernen Hügel überschwemmte. Zahllose Male hatte Amokapua das heilige Lied gehört und gesungen, und trotzdem hatte es nie seinen Zauber verloren. Niemand konnte einen solchen Chor erleben und die Erhabenheit Atua-Kores leugnen.
Die Gebetsrobe war aus dünnstem Stoff, doch mit einem Male schwitzte Amokapua. Ein Nebel legte sich über ihre Sicht, sie erreichte den Altar, stützte sich ab. Die Welt war zu einem grauen Wirbel geworden.
Das Ritual durfte nicht gestört werden. Taumelnd griff die Hohepriesterin nach dem Kelch, aus dem sie das Blut des Lebens trinken sollte. Ihr eigenes spürte sie aus der Nase rinnen. Ein Scheppern, der Kelch musste zu Boden gefallen sein. Wenn er ausgelaufen war, ließe sich das Ritual nicht beenden. Ein Rauschen in ihren Ohren. Dann war es still.
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Zwei Stufen, bevor die Hohepriesterin Atua-Kores den Altar erreichte, schmeckte sie das Blut. Sie hielt den Drang zurück, ihre Finger an die Lippen zu führen; das Ritual durfte nicht gestört werden.
Zehn Priesterinnen standen an den zehn Seiten des offenen Schreins, umringt von hundert knienden Akolythinnen. Auf den steinernen Tribünen dahinter hatten die Hohen Häuser sich niedergelassen, und über die Hügel, die sich hinter den Tribünen erhoben, hatte das freie Volk sich ausgebreitet wie eine gefleckte Decke.
Das Frühjahrsgebet: Abgesehen von der Weihe einer Königin kannte Tiratanga kein größeres Fest.
Als Amokapua die letzte Stufe erklomm, begannen ihre Beine zu zittern. Im selben Augenblick stimmten die Priesterinnen den Choral an, und die hundert Akolythinnen nahmen ihn auf. Der Gesang erreichte die Tribünen, schwoll weiter an, ehrfurchtgebietend, unaufhaltsam, bis er selbst die fernen Hügel überschwemmte. Zahllose Male hatte Amokapua das heilige Lied gehört und gesungen, und trotzdem hatte es nie seinen Zauber verloren. Niemand konnte einen solchen Chor erleben und die Erhabenheit Atua-Kores leugnen.
Die Gebetsrobe war aus dünnstem Stoff, doch mit einem Male schwitzte Amokapua. Ein Nebel legte sich über ihre Sicht, sie erreichte den Altar, stützte sich ab. Die Welt war zu einem grauen Wirbel geworden.
Das Ritual durfte nicht gestört werden. Taumelnd griff die Hohepriesterin nach dem Kelch, aus dem sie das Blut des Lebens trinken sollte. Ihr eigenes spürte sie aus der Nase rinnen. Ein Scheppern, der Kelch musste zu Boden gefallen sein. Wenn er ausgelaufen war, ließe sich das Ritual nicht beenden. Ein Rauschen in ihren Ohren. Dann war es still.