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10.02.2016, 09:28 Uhr
Nora Gomringer
Gespräche
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© Günter Mattei

Nora Gomringer über 20 Jahre Poetry Slam im Münchner Substanz

Deutschlands wahrscheinlich bekanntester und einflussreichster Poetry Slam wird 20 Jahre alt. Am 14.2.2016 findet im Substanz der große Jubiläumsslam statt. Auch die aktuelle Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin und Direktorin der Villa Concordia in Bamberg Nora Gomringer wird noch einmal dabei sein. Wir sprachen vorab mit der Spoken-Word-Pionierin.

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Der Poetry Slam im Substanz gilt vielen als legendär. Was zeichnet ihn aus Ihrer Sicht aus?

Seine gute Führung. Ja, im Ernst. Wenn man in der Slam-Szene „München“ sagt, denkt man an Ko Bylanzky und Rayl Patzak, und die stehen für Qualität, Management und bestes Know-How in der Szene. Das war schon vor 15 Jahren so, als ich zum ersten Mal dort meinen Weg auf die Bühne fand.

Was für persönliche Erinnerungen haben Sie daran?

Meine allererste Slam-Erfahrung. Auftreten auf einer Slam-Bühne auf Einladung fremder Gastgeber. Im Nachhinein muss ich oft schmunzeln, wie unbeleckt ich war und wie wenig star-struck, denn eigentlich hätte ich jeden Anlass dazu gehabt: Sebastian Krämer, Timo Brunke und Wehwalt Koslowski waren an diesem Abend im Dezember 2001 dabei. Auch die Herren des Yedermann Verlags. Ach, das war alles noch seeeeehr aufregend damals.

Als die Slam-Kultur sich in den 90ern verstärkt auch in Deutschland etablierte, fegte sie ziemlich schwungvoll durch die etwas verstaubte deutsche Lesungstradition. Zugleich glaubte manches Feuilleton aber, das sei nur eine kurzlebige Mode. Es kam anders – die Slam-Szene behauptet sich kräftig im und vor allem neben dem gängigen Literatur- und Bühnenbetrieb. Sie selbst haben daran maßgeblich mitgewirkt, etwa mit dem Bamberger Slam. Kleine Frage zum großen Thema: Was ist das Geheimnis der besonderen Wirkung eines Poetry Slams?

Das Charisma seiner Veranstalter, der Charme der Location, die Offenheit des Publikums, die Auswahl der eingeladenen Gäste (die wiederum das Charisma der Veranstalter spiegelt).

Sie haben sich aus der Slam-Szene ziemlich zurückgezogen. Warum?

Weil ich das nicht mehr gut koordinieren konnte: abendfüllende Programme und kurze Slamauftritte, für die man genauso weite, anstrengende Reisen unternehmen muss, aber dann mit weniger Geld heimgeht. Ich bin älter geworden, none the wiser, aber eben auch wirtschaftlich abhängiger von der Literatur.

Am Sonntag werden Sie aber nochmal beim Jubiläumsslam auftreten. Was können wir erwarten?

Neben sehr aktiven Slam-Stars – Bas Böttcher! – kann man mich mit stilleren Tönen, aber auch 'n bisschen Trubel erwarten. Ich freu mich schon.