Johannes Settele
Johannes (Anton) Settele wird am 11. Mai 1764 als Sohn des Ortsrichters Johann Settele und seiner Frau Anna in Bernbeuren geboren. Sein Vater stirbt früh und hinterlässt der Mutter in äußerster Armut vier unmündige Kinder. Seine Mutter, die entfernt verwandt ist mit dem katholischen Geistlichen Johann Michael Feneberg (1751-1812), heiratet ein weiteres Mal. Johannes Settele besucht das Gymnasium Dillingen, wird am 2. Juni 1787 zum Priester geweiht und ist anschließend Studienpräfekt im Seminar zum Heiligen Josef in Dillingen.
In den Jahren zwischen 1784 und 1794 lernt er Johann Michael Sailer (1751-1832) kennen, der als Professor für Ethik und Pastoraltheologie an der Universität Dillingen wirkt. Mit dem ihm seelenverwandten Freund und Förderer Sailer bleibt Settele ein Leben lang durch Begegnungen, Briefe und gemeinsame Reisen in Kontakt. Sailer nennt den begabten und tief religiösen Johannes Settele später „die schönste Blüte der schönsten Bildungen in Dillingen“ (Settele soll sechs Sprachen beherrscht haben) und empfiehlt ihn dem Grafen Joseph Fugger-Glött als Erzieher seiner Söhne. Ehe dieser den Dienst als Hofmeister antritt, wird er von der gräflichen Familie auf Bildungsreisen durch Deutschland geschickt. Bei diesen Reisen 1789 und 1790 besucht Settele – oftmals auf Sailers Empfehlung hin – bedeutende Persönlichkeiten, u.a. macht er die Bekanntschaft von Johann Wolfgang von Goethe und Matthias Claudius. Eine weitere Reise führt ihn zu Johann Caspar Lavater, der die Besuche in seinen Aufzeichnungen Hand-Bibliotheck für Freunde (1791) erwähnt. Auch in Christoph von Schmids Erinnerungen aus meinem Leben (1853) findet Settele Erwähnung.
Autograph, verwahrt im Diözesanarchiv Regensburg über den Nachlass von Johann Michael Sailer (1751-1832) © Bischöfliches Zentralarchiv Bistum Regensburg
Nach Beendigung seiner Bildungsreisen ist Johannes Settele bei der Familie Fugger zu Glött als Erzieher angestellt, allerdings kann er diese Tätigkeit nur wenige Jahre ausüben. In der Vorweihnachtszeit des Jahres 1797 geht der schon seit langem gesundheitlich schwer angeschlagene Johannes Settele nach Seeg, wo Johann Michael Feneberg als Pfarrer tätig ist. Er erhofft sich dort eine Linderung seines Lungenleidens. Settele stirbt jedoch am 29. Dezember 1797 im Alter von nur 33 Jahren und wird auf dem Friedhof Seeg beigesetzt. Der Sterbebericht – aufgezeichnet von einen unbekannten Freund – erscheint 1815 erstmals in Neues Monatsblatt für christliche Religion und Literratur und 1837 in gekürzter Form in Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn von Franz Joseph Rosenlächer, bearbeitet durch Johann Michael Hauber.
Setteles Autograph Denkwürdigkeiten einer Reise durch Deutschland, bestehend aus einem 144 Blätter umfassenden Büchlein im sehr ungewöhnlichen Format von 8 x 6 cm, wird über den Nachlass von Johann Michael Sailer im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg verwahrt. Konrad Baumgartner, der die Settele-Aufzeichnungen in seinem 2022 erschienenen Aufsatz „Der Sailer-Schüler und -Freund Johannes Settele. Erzieher und Bildungsreisender (1764-1797)“ in Auszügen veröffentlicht, betont deren Einzigartigkeit.
Autograph, S. 2 und 3, verwahrt im Diözesanarchiv Regensburg über den Nachlass von Johann Michael Sailer (1751-1832) © Bischöfliches Zentralarchiv Bistum Regensburg
Sekundärliteratur:
Baumgartner, Konrad (2022): Der Sailer-Schüler und -Freund Johannes Settele. Erzieher und Bildungsreisender (1764-1797). In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte, 56. Jg., S. 497-544.
Lavater, Johann Caspar (1791): Hand-Bibliotheck für Freunde (Manuscript), 2,5 Reise nach Mömpelgard, Zürich, Winterthur: Steiner, Erwähnung einer Begegnung mit J. Settele am 1.3.1791 in Basel, S. 372 (Auszug). URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10858467?page=382%2C383, (09.09.2024).
Ders. (1791): Hand-Bibliotheck für Freunde (Manuscript), 2,6 Auszug aus meinem Tagebuch, Zürich, Winterthur: Steiner, Erwähnung einer Begegnung mit J. Settele am 28.8.1791 in Zürich, S. 400. URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10858468?page=400%2C401, (09.09.2024).
Mader, Ernst T. (1994): Literarische Landschaft bayerisches Allgäu, S. 73.
Pörnbacher, Hans; Hubensteiner, Benno (†) (1990): Bayerische Bibliothek. Die Literatur des 18. Jahrhunderts. Bd. 3, S. 618f. (Textprobe) u. S. 1258f. (Autoren- und Werkregister).
Pörnbacher, Hans (2002): Schongau – Stadt und Land. Ein Lesebuch mit Texten und Bildern aus neun Jahrhunderten (2002), Kap. „Johann Settele. Einkehr bei Matthias Claudius, aus: Denkwürdigkeiten einer Reise durch Deutschland“, S. 177.
Sterbebericht Glaube und Liebe, oder die letzten Lebenstage Joh. Nep. Settele’s, Erziehers der jungen Grafen Fugger-Glött. Von einem Augenzeugen. In: Neues Monatsblatt für christliche Religion und Litteratur. Zur Belehrung und Erbauung nachdenkender und gutgesinnter Christen (1815), 3. Jg. München, S. 29-58. URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11046930?page=34%2C35, (09.09.2024).
Rosenlächer, Franz Joseph (1839): Christus ist ein Leben, Sterben mein Gewinn! Vierundsechzig Erzählungen aus dem Leben gottergebener, leidender und sterbender Christen. 4. Aufl. bearb. durch Johann Michael Hauber. Johann Palm’sche Verlagsbuchhandlung, Landshut. URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10263391?page=%2C1, (09.09.2024).
Externe Links:
Johannes (Anton) Settele wird am 11. Mai 1764 als Sohn des Ortsrichters Johann Settele und seiner Frau Anna in Bernbeuren geboren. Sein Vater stirbt früh und hinterlässt der Mutter in äußerster Armut vier unmündige Kinder. Seine Mutter, die entfernt verwandt ist mit dem katholischen Geistlichen Johann Michael Feneberg (1751-1812), heiratet ein weiteres Mal. Johannes Settele besucht das Gymnasium Dillingen, wird am 2. Juni 1787 zum Priester geweiht und ist anschließend Studienpräfekt im Seminar zum Heiligen Josef in Dillingen.
In den Jahren zwischen 1784 und 1794 lernt er Johann Michael Sailer (1751-1832) kennen, der als Professor für Ethik und Pastoraltheologie an der Universität Dillingen wirkt. Mit dem ihm seelenverwandten Freund und Förderer Sailer bleibt Settele ein Leben lang durch Begegnungen, Briefe und gemeinsame Reisen in Kontakt. Sailer nennt den begabten und tief religiösen Johannes Settele später „die schönste Blüte der schönsten Bildungen in Dillingen“ (Settele soll sechs Sprachen beherrscht haben) und empfiehlt ihn dem Grafen Joseph Fugger-Glött als Erzieher seiner Söhne. Ehe dieser den Dienst als Hofmeister antritt, wird er von der gräflichen Familie auf Bildungsreisen durch Deutschland geschickt. Bei diesen Reisen 1789 und 1790 besucht Settele – oftmals auf Sailers Empfehlung hin – bedeutende Persönlichkeiten, u.a. macht er die Bekanntschaft von Johann Wolfgang von Goethe und Matthias Claudius. Eine weitere Reise führt ihn zu Johann Caspar Lavater, der die Besuche in seinen Aufzeichnungen Hand-Bibliotheck für Freunde (1791) erwähnt. Auch in Christoph von Schmids Erinnerungen aus meinem Leben (1853) findet Settele Erwähnung.
Autograph, verwahrt im Diözesanarchiv Regensburg über den Nachlass von Johann Michael Sailer (1751-1832) © Bischöfliches Zentralarchiv Bistum Regensburg
Nach Beendigung seiner Bildungsreisen ist Johannes Settele bei der Familie Fugger zu Glött als Erzieher angestellt, allerdings kann er diese Tätigkeit nur wenige Jahre ausüben. In der Vorweihnachtszeit des Jahres 1797 geht der schon seit langem gesundheitlich schwer angeschlagene Johannes Settele nach Seeg, wo Johann Michael Feneberg als Pfarrer tätig ist. Er erhofft sich dort eine Linderung seines Lungenleidens. Settele stirbt jedoch am 29. Dezember 1797 im Alter von nur 33 Jahren und wird auf dem Friedhof Seeg beigesetzt. Der Sterbebericht – aufgezeichnet von einen unbekannten Freund – erscheint 1815 erstmals in Neues Monatsblatt für christliche Religion und Literratur und 1837 in gekürzter Form in Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn von Franz Joseph Rosenlächer, bearbeitet durch Johann Michael Hauber.
Setteles Autograph Denkwürdigkeiten einer Reise durch Deutschland, bestehend aus einem 144 Blätter umfassenden Büchlein im sehr ungewöhnlichen Format von 8 x 6 cm, wird über den Nachlass von Johann Michael Sailer im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg verwahrt. Konrad Baumgartner, der die Settele-Aufzeichnungen in seinem 2022 erschienenen Aufsatz „Der Sailer-Schüler und -Freund Johannes Settele. Erzieher und Bildungsreisender (1764-1797)“ in Auszügen veröffentlicht, betont deren Einzigartigkeit.
Autograph, S. 2 und 3, verwahrt im Diözesanarchiv Regensburg über den Nachlass von Johann Michael Sailer (1751-1832) © Bischöfliches Zentralarchiv Bistum Regensburg
Baumgartner, Konrad (2022): Der Sailer-Schüler und -Freund Johannes Settele. Erzieher und Bildungsreisender (1764-1797). In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte, 56. Jg., S. 497-544.
Lavater, Johann Caspar (1791): Hand-Bibliotheck für Freunde (Manuscript), 2,5 Reise nach Mömpelgard, Zürich, Winterthur: Steiner, Erwähnung einer Begegnung mit J. Settele am 1.3.1791 in Basel, S. 372 (Auszug). URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10858467?page=382%2C383, (09.09.2024).
Ders. (1791): Hand-Bibliotheck für Freunde (Manuscript), 2,6 Auszug aus meinem Tagebuch, Zürich, Winterthur: Steiner, Erwähnung einer Begegnung mit J. Settele am 28.8.1791 in Zürich, S. 400. URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10858468?page=400%2C401, (09.09.2024).
Mader, Ernst T. (1994): Literarische Landschaft bayerisches Allgäu, S. 73.
Pörnbacher, Hans; Hubensteiner, Benno (†) (1990): Bayerische Bibliothek. Die Literatur des 18. Jahrhunderts. Bd. 3, S. 618f. (Textprobe) u. S. 1258f. (Autoren- und Werkregister).
Pörnbacher, Hans (2002): Schongau – Stadt und Land. Ein Lesebuch mit Texten und Bildern aus neun Jahrhunderten (2002), Kap. „Johann Settele. Einkehr bei Matthias Claudius, aus: Denkwürdigkeiten einer Reise durch Deutschland“, S. 177.
Sterbebericht Glaube und Liebe, oder die letzten Lebenstage Joh. Nep. Settele’s, Erziehers der jungen Grafen Fugger-Glött. Von einem Augenzeugen. In: Neues Monatsblatt für christliche Religion und Litteratur. Zur Belehrung und Erbauung nachdenkender und gutgesinnter Christen (1815), 3. Jg. München, S. 29-58. URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11046930?page=34%2C35, (09.09.2024).
Rosenlächer, Franz Joseph (1839): Christus ist ein Leben, Sterben mein Gewinn! Vierundsechzig Erzählungen aus dem Leben gottergebener, leidender und sterbender Christen. 4. Aufl. bearb. durch Johann Michael Hauber. Johann Palm’sche Verlagsbuchhandlung, Landshut. URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10263391?page=%2C1, (09.09.2024).