Stadtheimatpflege im Sophie La Roche-Geburtshaus
Im Rahmen ihres Informationsbesuches in Kaufbeuren wurde die bereits langjährig amtierende Stadtheimatpflegerin für kulturelle Angelegenheiten der Stadt Augsburg Dr. Martha Schad von den beiden Vorsitzenden des Freundeskreises Sophie La Roche Helga Ilgenfritz und Barbara Luh-Erben begrüßt, natürlich vor dem Geburtshaus von Sophie La Roche, der ersten deutschen Roman-Autorin. Da die durch Film, Funk und Fernsehen bekannte Augsburger Historikerin auch eine ausgewiesene Fugger-Expertin ist (z.B. Die Frauen des Hauses Fugger, Piper-Verlag 2003), bekam die Begegnung eine besondere Note. Denn das sogenannte „Hörmann-Palais“, das von der Kaiser-Max-Straße bis zur Ludwigstraße führt und am 6.12.1730 das Geburtshaus von Sophie La Roche wurde, steht auch in enger Verbindung mit der Familien- und Firmengeschichte der Fugger aus Augsburg.
Georg Hörmann (1491 – 1552), der von Karl V. 1528 in den Reichsadelsstand erhoben wird, ist ab 1512 mit Barbara Reihing verheiratet und damit bereits im Alter von 21 Jahren mit der Familie von Jakob Fugger d. R. eng familiär verbunden. Georg Hörmann gehört später unter Anton Fugger zum Kreis der Groß-Faktoren (eine Art Hauptgeschäftsführer) der Firma Fugger und ist ab 1524 für den gesamten Silberbergbau zuständig. Mit fünf Prozent wird der Kaufbeurer zudem an der Firma beteiligt. Das „Hörmann-Palais“ in Kaufbeuren mit seinen etwa 80 Zimmern wird um 1525 mit Hilfe der Familie Fugger tiefgreifend umgebaut, ehe es für kurze Zeit sogar als Ausweichsitz der gesamten Geschäftsleitung der Firma Fugger dient – denn in Augsburg herrscht um 1529 ein pestartige Seuche. Das „Hörmann-Palais“ in Kaufbeuren wird im Laufe der Zeit immer wieder Schauplatz hochrangiger Verhandlungen zwischen der Firma Fugger und Vertretern aus dem europäischen Ausland. Nachdem weitere Angehörige der Familie Hörmann Großfaktoren der Firma Fugger werden (z.B. in Spanien), gilt Georg Hörmann mit seiner Kaufbeurer Herkunft als Begründer einer Art Faktoren-Dynastie innerhalb der Firma.
„Hörmann-Palais“ als frühe „Asyl“-Unterkunft
Einige Jahre später, im Sommer 1550, gelangt die in Italien verfolgte Protestantin Olympia Fulvia Morata (1526 – 1555) mit ihrem Ehemann nach Kaufbeuren und Augsburg. Hilfe bekommt sie dabei von dem Kaufbeurer Georg Hörmann und den Fugger-Niederlassungen in Italien und Österreich. Sie wird von der Familie von Georg Hörmann aufgenommen und versorgt. So wird das „Hörmann-Palais“ zu einer frühen Art von „Asyl“-Unterkunft für die aus religiösen Gründen verfolgte Olympia Fulvia Morata.
Dr. Martha Schad erinnerte auch an die weiteren vielfältigen kulturhistorischen und sonstigen Bezüge, die sich zwischen den beiden Reichsstädten Augsburg und Kaufbeuren immer wieder ergeben haben. Sophie La Roche, die 1741 mit ihren Eltern über Kaufbeuren und Lindau nach Augsburg kommt, erfährt dort wesentliche Prägung. Ab ihrem zwölften Lebensjahr verwaltet sie (von 1742 bis 1753) für ihren Vater Georg Friedrich von Gutermann, dem Stadtphysikus und Dekan des medizinischen Kollegiums in Augsburg, die umfangreiche Bücherei und dient als „Bibliothekarin". Dabei darf sie zudem an den Zusammenkünften der Augsburger Gelehrten in ihrem Hause teilnehmen. Auch der große Philosophie-Historiker Jakob Brucker, am 6.12.1730 Taufpfarrer von Sophie La Roche in Kaufbeuren und mit der Familie Gutermann eng verwandt, gehört zu dem Augsburger Gelehrtenkreis ihres Vaters. Er ist 1744 wieder aus Kaufbeuren nach Augsburg zurückgekehrt.
Ihre literarische Prägung – im Sinne und Geiste der Aufklärung des 18. Jahrhunderts – erhält Sophie La Roche, die auch die „Großmutter der Brentanos“ ist, somit in wesentlichem Umfang bereits in Augsburg in und aus der Umgebung der dortigen Gelehrtenkreise.
Sophie La Roche gehört zu den vielen herausragenden, auch kulturhistorischen Persönlichkeiten, die nicht nur die engen Verbindungen zwischen der „Kulturachse“ Augsburg–Kaufbeuren über viele Jahrhunderte hinweg nachhaltig markiert haben, sondern dabei auch eine immerwährende lebendige Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart hinein entfalten.
(Quelle: Karl Ilgenfritz)
Stadtheimatpflege im Sophie La Roche-Geburtshaus>
Im Rahmen ihres Informationsbesuches in Kaufbeuren wurde die bereits langjährig amtierende Stadtheimatpflegerin für kulturelle Angelegenheiten der Stadt Augsburg Dr. Martha Schad von den beiden Vorsitzenden des Freundeskreises Sophie La Roche Helga Ilgenfritz und Barbara Luh-Erben begrüßt, natürlich vor dem Geburtshaus von Sophie La Roche, der ersten deutschen Roman-Autorin. Da die durch Film, Funk und Fernsehen bekannte Augsburger Historikerin auch eine ausgewiesene Fugger-Expertin ist (z.B. Die Frauen des Hauses Fugger, Piper-Verlag 2003), bekam die Begegnung eine besondere Note. Denn das sogenannte „Hörmann-Palais“, das von der Kaiser-Max-Straße bis zur Ludwigstraße führt und am 6.12.1730 das Geburtshaus von Sophie La Roche wurde, steht auch in enger Verbindung mit der Familien- und Firmengeschichte der Fugger aus Augsburg.
Georg Hörmann (1491 – 1552), der von Karl V. 1528 in den Reichsadelsstand erhoben wird, ist ab 1512 mit Barbara Reihing verheiratet und damit bereits im Alter von 21 Jahren mit der Familie von Jakob Fugger d. R. eng familiär verbunden. Georg Hörmann gehört später unter Anton Fugger zum Kreis der Groß-Faktoren (eine Art Hauptgeschäftsführer) der Firma Fugger und ist ab 1524 für den gesamten Silberbergbau zuständig. Mit fünf Prozent wird der Kaufbeurer zudem an der Firma beteiligt. Das „Hörmann-Palais“ in Kaufbeuren mit seinen etwa 80 Zimmern wird um 1525 mit Hilfe der Familie Fugger tiefgreifend umgebaut, ehe es für kurze Zeit sogar als Ausweichsitz der gesamten Geschäftsleitung der Firma Fugger dient – denn in Augsburg herrscht um 1529 ein pestartige Seuche. Das „Hörmann-Palais“ in Kaufbeuren wird im Laufe der Zeit immer wieder Schauplatz hochrangiger Verhandlungen zwischen der Firma Fugger und Vertretern aus dem europäischen Ausland. Nachdem weitere Angehörige der Familie Hörmann Großfaktoren der Firma Fugger werden (z.B. in Spanien), gilt Georg Hörmann mit seiner Kaufbeurer Herkunft als Begründer einer Art Faktoren-Dynastie innerhalb der Firma.
„Hörmann-Palais“ als frühe „Asyl“-Unterkunft
Einige Jahre später, im Sommer 1550, gelangt die in Italien verfolgte Protestantin Olympia Fulvia Morata (1526 – 1555) mit ihrem Ehemann nach Kaufbeuren und Augsburg. Hilfe bekommt sie dabei von dem Kaufbeurer Georg Hörmann und den Fugger-Niederlassungen in Italien und Österreich. Sie wird von der Familie von Georg Hörmann aufgenommen und versorgt. So wird das „Hörmann-Palais“ zu einer frühen Art von „Asyl“-Unterkunft für die aus religiösen Gründen verfolgte Olympia Fulvia Morata.
Dr. Martha Schad erinnerte auch an die weiteren vielfältigen kulturhistorischen und sonstigen Bezüge, die sich zwischen den beiden Reichsstädten Augsburg und Kaufbeuren immer wieder ergeben haben. Sophie La Roche, die 1741 mit ihren Eltern über Kaufbeuren und Lindau nach Augsburg kommt, erfährt dort wesentliche Prägung. Ab ihrem zwölften Lebensjahr verwaltet sie (von 1742 bis 1753) für ihren Vater Georg Friedrich von Gutermann, dem Stadtphysikus und Dekan des medizinischen Kollegiums in Augsburg, die umfangreiche Bücherei und dient als „Bibliothekarin". Dabei darf sie zudem an den Zusammenkünften der Augsburger Gelehrten in ihrem Hause teilnehmen. Auch der große Philosophie-Historiker Jakob Brucker, am 6.12.1730 Taufpfarrer von Sophie La Roche in Kaufbeuren und mit der Familie Gutermann eng verwandt, gehört zu dem Augsburger Gelehrtenkreis ihres Vaters. Er ist 1744 wieder aus Kaufbeuren nach Augsburg zurückgekehrt.
Ihre literarische Prägung – im Sinne und Geiste der Aufklärung des 18. Jahrhunderts – erhält Sophie La Roche, die auch die „Großmutter der Brentanos“ ist, somit in wesentlichem Umfang bereits in Augsburg in und aus der Umgebung der dortigen Gelehrtenkreise.
Sophie La Roche gehört zu den vielen herausragenden, auch kulturhistorischen Persönlichkeiten, die nicht nur die engen Verbindungen zwischen der „Kulturachse“ Augsburg–Kaufbeuren über viele Jahrhunderte hinweg nachhaltig markiert haben, sondern dabei auch eine immerwährende lebendige Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart hinein entfalten.
(Quelle: Karl Ilgenfritz)