Verleihung des Adelbert-von-Chamisso-Preises 2015 an Sherko Fatah, Olga Grjasnowa und Marin Kordić

München, 5. März 2015 – Die Robert Bosch Stiftung hat heute Abend (19 Uhr) in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz den 31. Adelbert-von-Chamisso-Preis verliehen: Der Schriftsteller Sherko Fatah wurde für sein bisheriges Gesamtwerk geehrt, insbesondere für seinen jüngsten Roman Der letzte Ort (Luchterhand 2014).

Darin erzählt Fatah von der Entführung eines deutschen Aussteigers und seines arabischen Übersetzers im Irak – ein „intensives Sprachkunstwerk“, so die Jury, das der deutschen Gegenwartsliteratur ein neues und hochaktuelles Themenfeld erschlossen habe. In ihrer Laudatio betonte die Literaturkritikerin Sigrid Löffler: „Sherko Fatah schreibt nicht als Journalist und Reporter, sondern als großer Erzähler mit einer hellwachen Wahrnehmung für die kulturellen Brüche zwischen Ost und West und für all die Widersprüche, Ambivalenzen und Ungleichzeitigkeiten in dieser Krisenregion.“

Olga Grjasnowa erhielt den Chamisso-Förderpreis für ihren zweiten Roman Die juristische Unschärfe einer Ehe (Hanser 2014). „Diese transkulturelle Literatur ist hochaktuell in einer Zeit, in der sich durch steigende Zuwanderung das Selbstverständnis einer Gesellschaft verändern muss“, sagte Laudatorin Dorothea Westphal, Literaturredakteurin bei Deutschlandradio Kultur.

Martin Kordić wurde mit dem Chamisso-Förderpreis für seinen Debütroman Wie ich mir das Glück vorstelle (Hanser 2014) ausgezeichnet. Richard Kämmerlings, Literaturredakteur der Tageszeitung DIE WELT, unterstrich in seiner Laudatio: „Martin Kordićs Debütroman führt in vollendeter Weise vor, wie das Erzählen selbst zum höchsten, weil einzig unvergänglichen Glück wird.“

Mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung herausragende auf Deutsch schreibende Autoren, deren Werk von einem Kulturwechsel geprägt ist. Der Chamisso-Preis ist mit 15.000 Euro, die Förderpreise sind mit je 7.000 Euro dotiert. Mit der Preisverleihung ist eine umfassende Begleitförderung der Autorinnen und Autoren verbunden. Traditionell werden ihre Lesereisen und Auftritte sowie ihre Teilnahme an Schreibwerkstätten in Schulen unterstützt.

Die PreisträgerInnen des Adelbert-von-Chamisso-Preis 2015 v.l.n.r: Sherko Fatah, Olga Grjasnowa und Martin Kordić © Yves Noir / Robert Bosch Stiftung

Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, hob hervor:Uns ist wichtig, dass der Preis auch nach über 30 Jahren am Puls der Zeitbleibt und die gesellschaftlichen Realitäten in unserem Land widerspiegelt. Die Erfahrungen der Autoren oder auch die ihrer Eltern und Großeltern mit der Fremde und dem Kulturwechsel spiegeln sich in ihren Texten wider. Den Reichtum, den die deutsche Literatur dadurch erfährt, möchte der Chamisso-Preis aufzeigen und auszeichnen.“

Musikalisch begleitet wurde der Festakt vom DMS Duo Sebastian Müller-Schrobsdorff (Piano) und Steffen Dix (Saxophon). Durch den Abend führte Katty Salié vom Kulturmagazin ZDF aspekte.

Am Freitag, 6. März, 20 Uhr, lesen die Preisträger im Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, aus ihren Werken. Die Moderation führt Lerke von Saalfeld.

Weitere Informationen und Pressebilder: www.bosch-stiftung.de/presse

Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Sie investiert jährlich rund siebzig Millionen Euro in die Förderung von ca. 800 eigenen und fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung 1964 mehr als 1,2 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit eingesetzt.

Die Robert Bosch Stiftung setzt die gemeinnützigen Ziele des Firmengründers und Stifters Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung erhält. Die Stiftung hat ihren Sitz im ehemaligen Stuttgarter Wohnhaus von Robert Bosch. Dort und in ihrer Berliner Repräsentanz beschäftigt sie rund 140 Mitarbeiter.