Der Max und Moritz-Sonderpreis 2014 für ein herausragendes Lebenswerk geht an Ralf König
Neben der 16. Preisverleihung des Max und Moritz-Preises im Rahmen des Internationalen Comic-Salons 2014 vom 19. bis 22. Juni 2014 in Erlangen wird auch der Sonderpreis für ein herausregendes Lebenswerk verliehen. Und dieser steht bereits fest: Mit Ralf König wird nach 30 Jahren zum ersten Mal ein deutschsprachiger Zeichner und Autor mit dem Max und Moritz-Preis für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet. Die Jury würdigt damit den erfolgreichsten und international populärsten deutschen Comic-Künstler, dessen Einfluss nicht nur weit über die Grenzen des deutschsprachigen Raums, sondern auch weit über die Kreise des traditionellen Comic-Publikums hinausreicht.
Ralf König, geboren 1960 in Soest/Westfalen, ist mit mehr als sechs Millionen verkauften Büchern in zwölf Sprachen der heute erfolgreichste und international populärste deutsche Comic-Künstler. Und das, obwohl sich fast alle seiner inzwischen 48 Titel um eine Minderheit drehen. Seine ersten Comics zeichnete König 1979 während seines Coming-outs; schon bald fand er seinen persönlichen Strich, eine eigene Bildkomik – und zu den „schwulen Knollennasen“, die typisch werden sollten für seine Comics: schamlos frappante Figuren, die sich mit den gleichen Schwächen, Krisen zwischen Lust und Frust und Alltagskalamitäten abplagen wie jedermann. Die vier „Schwulcomix“-Bände, die er zwischen 1981 und 1986 noch während seines Düsseldorfer Kunststudiums bei einem alternativen Kleinverlag in Berlin veröffentlicht, werden vom Insidertipp schnell zum Kult.
„Vertraute man jemandem an, schwul zu sein, dann sah der einen im besten Fall mitleidsvoll an, legte die Stirn in Falten und war ‚betroffen‘“, beschreibt Ralf König das gesellschaftliche Klima dieser Jahre, als allein schon der Homosexualitätsverdacht ausreichte, um den damals stellvertretenden Oberbefehlshaber der Nato zu Fall zu bringen. „Ich habe einfach Comics darüber gezeichnet und das war neu: Da war einer, der sich seines Schwulseins nicht mal schämte, sondern Witze darüber riss. Das war der richtige Ton zur richtigen Zeit.“ 1987 erscheint Königs erster Comic-Roman Der bewegte Mann. Sönke Wortmanns Verfilmung des Bestsellers mit Til Schweiger, Joachim Król und Katja Riemann wird 1994 mit 6,5 Millionen Besuchern der bis dahin zweitgrößte Erfolg des deutschen Kinos und löst einen Boom deutscher Kinokomödien aus. Es folgen Comic-Romane wie Kondom des Grauens (1987), Lysistrata (1987), Pretty Baby (1988), Beach Boys (1989), Jago (1998) oder Dschinn Dschinn (2005) und drei weitere Kinoadaptionen (zuletzt 2002 die spanische Produktion Lysistrata) sowie etliche Bühnenstücke (zuletzt 2006 Lysistrata in Houston). Vor allem die Figuren Konrad und Paul – ein Paar, das ungleicher kaum sein könnte und von dem beide jeweils eine Seite ihres Schöpfers verkörpern – werden ab 1990 zu Chronisten der schwulen Befindlichkeit: Im Band Super Paradise (1999) setzt sich Ralf König mit dem Thema Aids auseinander, in Sie dürfen sich jetzt küssen (2003) mit der Homo-Ehe.
Schon 1992 erhält Ralf König in der Kategorie „Bester deutschsprachiger Comic-Künstler“ beim 5. Internationalen Comic-Salon Erlangen den Max und Moritz-Preis, 2005 wird er in Angoulême mit dem Prix Alph’Art für Wie die Karnickel (bestes Szenario) ausgezeichnet und im italienischen Lucca mit dem Premio miglior storia lunga für Bullenklöten. Als im Jahr 2006 zwölf bereits im Vorjahr in Dänemark veröffentlichte Mohammed-Karikaturen die halbe Welt entzünden, reagiert Ralf König mit acht Cartoons gegen religiösen Fanatismus und Denkverbote, die in Zeitungen in ganz Europa erscheinen. Im Juni 2006 erhält er beim 12. Internationalen Comic-Salon in Erlangen für sein mutiges Eintreten für künstlerische Freiheit den Spezialpreis der Max und Moritz-Jury. „Als homosexueller Künstler, der die Homosexualität zum Hauptthema seiner Arbeit erhob, hat Ralf König stets selbst in einem repressiven und Diskriminierungen ausgesetzten Klima gewirkt“, so die Laudatio. „Der Zuspitzung des Zensur-Falls Mohammed zu witziger Kritik liegen bei König also soziale und persönliche Erfahrungen zugrunde, die ihn die Feder gegen jede Art von Meinungsunterdrückung erheben lassen.“
Bereits in seinen beiden Dschinn Dschinn-Büchern hatte sich Ralf König mit dem Thema des religiösen Fanatismus beschäftigt. Der Karikaturenstreit markiert dann endgültig eine Zäsur in seinem Werk, in seinen nächsten Büchern verlegt sich König auf findige Religionskritik. „Ich will damit niemanden beleidigen, aber was es dazu zu sagen gibt, das will ich auch zeichnen dürfen, ohne dass mir eine Fatwa oder Höllenqualen drohen.“ Zwischen 2008 und 2010 entsteht seine teilweise in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorabgedruckte Bibeltrilogie – Prototyp (über Adam), Archetyp (über Noah) und Antityp (über den Apostel Paulus).
In seiner aktuell erschienenen Graphic Novel Raumstation Sehnsucht kehrt Ralf König wieder zurück zu seinen Wurzeln und zu seinen beiden Alter Egos Konrad und Paul, die er zum Leidwesen seiner Fans über zehn Jahre lang vernachlässigt hatte – und die inzwischen, wie ihr Zeichner selbst, ein gutes Stück älter geworden sind. Mit seinen lebensnahen schwulen Charakteren hat Ralf König über die letzten drei Jahrzehnte hinweg nicht nur die grafische Literatur für breite Leserschichten geöffnet, sondern auch zu einer gesellschaftlichen Liberalisierung beigetragen. Ralf König ist der erste deutschsprachige Künstler, der mit dem Max und Moritz-Preis für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet wird und gleichzeitig auch der bislang jüngste.
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Neben der 16. Preisverleihung des Max und Moritz-Preises im Rahmen des Internationalen Comic-Salons 2014 vom 19. bis 22. Juni 2014 in Erlangen wird auch der Sonderpreis für ein herausregendes Lebenswerk verliehen. Und dieser steht bereits fest: Mit Ralf König wird nach 30 Jahren zum ersten Mal ein deutschsprachiger Zeichner und Autor mit dem Max und Moritz-Preis für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet. Die Jury würdigt damit den erfolgreichsten und international populärsten deutschen Comic-Künstler, dessen Einfluss nicht nur weit über die Grenzen des deutschsprachigen Raums, sondern auch weit über die Kreise des traditionellen Comic-Publikums hinausreicht.
Ralf König, geboren 1960 in Soest/Westfalen, ist mit mehr als sechs Millionen verkauften Büchern in zwölf Sprachen der heute erfolgreichste und international populärste deutsche Comic-Künstler. Und das, obwohl sich fast alle seiner inzwischen 48 Titel um eine Minderheit drehen. Seine ersten Comics zeichnete König 1979 während seines Coming-outs; schon bald fand er seinen persönlichen Strich, eine eigene Bildkomik – und zu den „schwulen Knollennasen“, die typisch werden sollten für seine Comics: schamlos frappante Figuren, die sich mit den gleichen Schwächen, Krisen zwischen Lust und Frust und Alltagskalamitäten abplagen wie jedermann. Die vier „Schwulcomix“-Bände, die er zwischen 1981 und 1986 noch während seines Düsseldorfer Kunststudiums bei einem alternativen Kleinverlag in Berlin veröffentlicht, werden vom Insidertipp schnell zum Kult.
„Vertraute man jemandem an, schwul zu sein, dann sah der einen im besten Fall mitleidsvoll an, legte die Stirn in Falten und war ‚betroffen‘“, beschreibt Ralf König das gesellschaftliche Klima dieser Jahre, als allein schon der Homosexualitätsverdacht ausreichte, um den damals stellvertretenden Oberbefehlshaber der Nato zu Fall zu bringen. „Ich habe einfach Comics darüber gezeichnet und das war neu: Da war einer, der sich seines Schwulseins nicht mal schämte, sondern Witze darüber riss. Das war der richtige Ton zur richtigen Zeit.“ 1987 erscheint Königs erster Comic-Roman Der bewegte Mann. Sönke Wortmanns Verfilmung des Bestsellers mit Til Schweiger, Joachim Król und Katja Riemann wird 1994 mit 6,5 Millionen Besuchern der bis dahin zweitgrößte Erfolg des deutschen Kinos und löst einen Boom deutscher Kinokomödien aus. Es folgen Comic-Romane wie Kondom des Grauens (1987), Lysistrata (1987), Pretty Baby (1988), Beach Boys (1989), Jago (1998) oder Dschinn Dschinn (2005) und drei weitere Kinoadaptionen (zuletzt 2002 die spanische Produktion Lysistrata) sowie etliche Bühnenstücke (zuletzt 2006 Lysistrata in Houston). Vor allem die Figuren Konrad und Paul – ein Paar, das ungleicher kaum sein könnte und von dem beide jeweils eine Seite ihres Schöpfers verkörpern – werden ab 1990 zu Chronisten der schwulen Befindlichkeit: Im Band Super Paradise (1999) setzt sich Ralf König mit dem Thema Aids auseinander, in Sie dürfen sich jetzt küssen (2003) mit der Homo-Ehe.
Schon 1992 erhält Ralf König in der Kategorie „Bester deutschsprachiger Comic-Künstler“ beim 5. Internationalen Comic-Salon Erlangen den Max und Moritz-Preis, 2005 wird er in Angoulême mit dem Prix Alph’Art für Wie die Karnickel (bestes Szenario) ausgezeichnet und im italienischen Lucca mit dem Premio miglior storia lunga für Bullenklöten. Als im Jahr 2006 zwölf bereits im Vorjahr in Dänemark veröffentlichte Mohammed-Karikaturen die halbe Welt entzünden, reagiert Ralf König mit acht Cartoons gegen religiösen Fanatismus und Denkverbote, die in Zeitungen in ganz Europa erscheinen. Im Juni 2006 erhält er beim 12. Internationalen Comic-Salon in Erlangen für sein mutiges Eintreten für künstlerische Freiheit den Spezialpreis der Max und Moritz-Jury. „Als homosexueller Künstler, der die Homosexualität zum Hauptthema seiner Arbeit erhob, hat Ralf König stets selbst in einem repressiven und Diskriminierungen ausgesetzten Klima gewirkt“, so die Laudatio. „Der Zuspitzung des Zensur-Falls Mohammed zu witziger Kritik liegen bei König also soziale und persönliche Erfahrungen zugrunde, die ihn die Feder gegen jede Art von Meinungsunterdrückung erheben lassen.“
Bereits in seinen beiden Dschinn Dschinn-Büchern hatte sich Ralf König mit dem Thema des religiösen Fanatismus beschäftigt. Der Karikaturenstreit markiert dann endgültig eine Zäsur in seinem Werk, in seinen nächsten Büchern verlegt sich König auf findige Religionskritik. „Ich will damit niemanden beleidigen, aber was es dazu zu sagen gibt, das will ich auch zeichnen dürfen, ohne dass mir eine Fatwa oder Höllenqualen drohen.“ Zwischen 2008 und 2010 entsteht seine teilweise in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorabgedruckte Bibeltrilogie – Prototyp (über Adam), Archetyp (über Noah) und Antityp (über den Apostel Paulus).
In seiner aktuell erschienenen Graphic Novel Raumstation Sehnsucht kehrt Ralf König wieder zurück zu seinen Wurzeln und zu seinen beiden Alter Egos Konrad und Paul, die er zum Leidwesen seiner Fans über zehn Jahre lang vernachlässigt hatte – und die inzwischen, wie ihr Zeichner selbst, ein gutes Stück älter geworden sind. Mit seinen lebensnahen schwulen Charakteren hat Ralf König über die letzten drei Jahrzehnte hinweg nicht nur die grafische Literatur für breite Leserschichten geöffnet, sondern auch zu einer gesellschaftlichen Liberalisierung beigetragen. Ralf König ist der erste deutschsprachige Künstler, der mit dem Max und Moritz-Preis für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet wird und gleichzeitig auch der bislang jüngste.