Der Münchner Literaturpreis 2014 geht an Hans Pleschinski
In seiner Sitzung am 13. März 2014 beschloss der Kulturausschuss auf Vorschlag der Jury, den Schriftsteller Hans Pleschinski mit dem Münchner Literaturpreis auszuzeichnen.
Der mit 10 000.- Euro dotierte Literaturpreis wird alle drei Jahre – alternierend mit dem Publizistik- und dem Übersetzerpreis – für ein herausragendes Gesamtwerk von Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern verliehen. Der erste Preisträger war Carl Amery; es folgten Gert Hofmann, Hermann Lenz, Günter Herburger, Ernst Augustin, Uwe Timm, Herbert Rosendorfer, Tilman Spengler und zuletzt Keto von Waberer.
Die Jury begründete ihr Votum wie folgt:
„Man muss mutwillig neu Geschichten erzählen. Man muss Geschichten erfinden, die über den Abgrund führen.“ Mit diesem Credo hat sich Hans Pleschinski seit Mitte der 1980er Jahre ein erstaunliches stilistisches wie thematisches Repertoire als Romancier, Essayist, Hörfunk-Autor, Übersetzer und kommentierender Herausgeber erschrieben.
Nach einer Literaturbetriebs-Satire (Gabi Lenz. Werden und Wollen, 1984) hat er historische Phantasien veröffentlicht, die sich am authentischen Stoff entzünden (wie Der Holzvulkan, 1986, über den Barockdichter und -fürsten Anton Ulrich), die in der grotesken Tradition Mark Twains stehen (der Mittelalter-Roman Pest und Moor, 1985) und bis zu der fast übermütigen Thomas Mann-Hommage Königsallee (2013) reichen.
Der Niedersachse Hans Pleschinski hat sich München als Wahlheimat ausgesucht, die immer wieder durch seine Bücher irrlichtert. Mit seinem Werk ist er gleichwohl ein europäischer Autor, der gegen die zunehmend standardisierten Lebensvorschriften anschreibt und die heitere Selbstbestimmtheit gegen viele Widrigkeiten verteidigt: In dem Roman Brabant (1995) schickt er ein historisches Segelschiff mit einer europäischen Gesellschaft, die in 13 Sprachen spricht, gen Amerika, um der Nivellierung und Disneyisierung den Kampf anzusagen.
Mit seinen großen Editionen – des Briefwechsels von Voltaire und Friedrich II., der Korrespondenz der Madame Pompadour, des geheimen Tagebuchs des Herzogs von Croÿ – ist er ein wichtiger Vermittler des französischen 18. Jahrhunderts als Lebensform.
Vor allem aber hat er mit seinen fiktionalen Werken (Leichtes Licht, 2005; Ludwigshöhe, 2008) und den autobiographisch geprägten Büchern (Bildnis eines Unsichtbaren, 2002; Ostsucht, 1993) eine deutsche Chronik vorgelegt, die trotz aller widrigen und tragischen Aspekte für ein ‚anderes’ Deutschland steht: In all seiner Leichtigkeit, sich anderen Epochen anzuverwandeln und die eigene kritisch abzuschreiten, bleibt als Continuo Pleschinskis ansteckende Freude an Eleganz, Lebenslust, Weltläufigkeit, Schönheit gar, die in der deutschen Literatur jenseits des Barock nicht viele Verteidiger haben.
Daher verleiht die Stadt München ihren Literaturpreis 2014, nicht ohne „eine gewisse Festlichkeit und Lebensheiterkeit“, an Hans Pleschinski.
Hans Pleschinski, 1956 in Niedersachsen geboren, lebt seit 1976 in München. 1984 veröffentlichte er sein erstes Buch, ihm folgten rund 20 weitere Werke, darunter Übersetzungen und Editionen, für die er mehrere Auszeichnungen erhielt. Seit 1985 ist er Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 2012 wurde er zum Chevalier dans l'ordre des Arts et des Lettres der Republik Frankreich ernannt.
In der Jury des Literaturpreises 2014 waren: Dr. Eberhard Falcke (Literaturkritiker), Prof. Dr. Sven Hanuschek (LMU), Judith Heitkamp (BR/Literatur), Christopher Schmidt (Süddeutsche Zeitung), Keto von Waberer (Preisträgerin 2011), Dr. Rachel Salamander (Literaturhandlung) sowie aus dem Stadtrat Beatrix Burkhardt, Marian Offman, Thomas Niederbühl und Klaus Peter Rupp.
Die Verleihung des Preises findet im Mai 2014 im Literaturhaus statt. Die Laudatio hält der Kulturpublizist Dr. Jens Bisky.
Der Münchner Literaturpreis 2014 geht an Hans Pleschinski >
In seiner Sitzung am 13. März 2014 beschloss der Kulturausschuss auf Vorschlag der Jury, den Schriftsteller Hans Pleschinski mit dem Münchner Literaturpreis auszuzeichnen.
Der mit 10 000.- Euro dotierte Literaturpreis wird alle drei Jahre – alternierend mit dem Publizistik- und dem Übersetzerpreis – für ein herausragendes Gesamtwerk von Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern verliehen. Der erste Preisträger war Carl Amery; es folgten Gert Hofmann, Hermann Lenz, Günter Herburger, Ernst Augustin, Uwe Timm, Herbert Rosendorfer, Tilman Spengler und zuletzt Keto von Waberer.
Die Jury begründete ihr Votum wie folgt:
„Man muss mutwillig neu Geschichten erzählen. Man muss Geschichten erfinden, die über den Abgrund führen.“ Mit diesem Credo hat sich Hans Pleschinski seit Mitte der 1980er Jahre ein erstaunliches stilistisches wie thematisches Repertoire als Romancier, Essayist, Hörfunk-Autor, Übersetzer und kommentierender Herausgeber erschrieben.
Nach einer Literaturbetriebs-Satire (Gabi Lenz. Werden und Wollen, 1984) hat er historische Phantasien veröffentlicht, die sich am authentischen Stoff entzünden (wie Der Holzvulkan, 1986, über den Barockdichter und -fürsten Anton Ulrich), die in der grotesken Tradition Mark Twains stehen (der Mittelalter-Roman Pest und Moor, 1985) und bis zu der fast übermütigen Thomas Mann-Hommage Königsallee (2013) reichen.
Der Niedersachse Hans Pleschinski hat sich München als Wahlheimat ausgesucht, die immer wieder durch seine Bücher irrlichtert. Mit seinem Werk ist er gleichwohl ein europäischer Autor, der gegen die zunehmend standardisierten Lebensvorschriften anschreibt und die heitere Selbstbestimmtheit gegen viele Widrigkeiten verteidigt: In dem Roman Brabant (1995) schickt er ein historisches Segelschiff mit einer europäischen Gesellschaft, die in 13 Sprachen spricht, gen Amerika, um der Nivellierung und Disneyisierung den Kampf anzusagen.
Mit seinen großen Editionen – des Briefwechsels von Voltaire und Friedrich II., der Korrespondenz der Madame Pompadour, des geheimen Tagebuchs des Herzogs von Croÿ – ist er ein wichtiger Vermittler des französischen 18. Jahrhunderts als Lebensform.
Vor allem aber hat er mit seinen fiktionalen Werken (Leichtes Licht, 2005; Ludwigshöhe, 2008) und den autobiographisch geprägten Büchern (Bildnis eines Unsichtbaren, 2002; Ostsucht, 1993) eine deutsche Chronik vorgelegt, die trotz aller widrigen und tragischen Aspekte für ein ‚anderes’ Deutschland steht: In all seiner Leichtigkeit, sich anderen Epochen anzuverwandeln und die eigene kritisch abzuschreiten, bleibt als Continuo Pleschinskis ansteckende Freude an Eleganz, Lebenslust, Weltläufigkeit, Schönheit gar, die in der deutschen Literatur jenseits des Barock nicht viele Verteidiger haben.
Daher verleiht die Stadt München ihren Literaturpreis 2014, nicht ohne „eine gewisse Festlichkeit und Lebensheiterkeit“, an Hans Pleschinski.
Hans Pleschinski, 1956 in Niedersachsen geboren, lebt seit 1976 in München. 1984 veröffentlichte er sein erstes Buch, ihm folgten rund 20 weitere Werke, darunter Übersetzungen und Editionen, für die er mehrere Auszeichnungen erhielt. Seit 1985 ist er Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 2012 wurde er zum Chevalier dans l'ordre des Arts et des Lettres der Republik Frankreich ernannt.
In der Jury des Literaturpreises 2014 waren: Dr. Eberhard Falcke (Literaturkritiker), Prof. Dr. Sven Hanuschek (LMU), Judith Heitkamp (BR/Literatur), Christopher Schmidt (Süddeutsche Zeitung), Keto von Waberer (Preisträgerin 2011), Dr. Rachel Salamander (Literaturhandlung) sowie aus dem Stadtrat Beatrix Burkhardt, Marian Offman, Thomas Niederbühl und Klaus Peter Rupp.
Die Verleihung des Preises findet im Mai 2014 im Literaturhaus statt. Die Laudatio hält der Kulturpublizist Dr. Jens Bisky.