Der Geschwister-Scholl-Preis 2024 geht an Katerina Gordeeva
Der Geschwister-Scholl-Preis 2024 geht an Katerina Gordeeva. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e.V. und die Landeshauptstadt München verleihen ihr den Preis am 26. November 2024 für ihr Buch Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg (Droemer Verlag).
*
Die Jurybegründung
„Wo der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nicht viel mehr als eine wiederkehrende Nachricht ist, macht man sich selten klar, was er für einzelne Menschen konkret bedeutet: Inmitten unglaublicher Zerstörung leben zu müssen, mit der Bedrohung für den eigenen Körper und das nackte Leben, mit dem Tod von Freunden, Nachbarn, Familienmitgliedern, mit konstanter Gewalt. In 24 Porträts von Überlebenden vor allem aus der Ukraine stellt die Journalistin Katerina Gordeeva die brutale Realität dieses Krieges dar.
In ihrem auch literarisch sehr beeindruckenden Buch Nimm meinen Schmerz stehen die Stimmen dieser Frauen und einiger Männer im Vordergrund. Gordeeva protokolliert in langen Passagen direkter Rede deren Erleben. Aber sie zeigt sich doch auch selbst und ihre schwierige Rolle als Reporterin, die selbst aus dem Land kommt, das Krieg und Leid über ihre Gesprächspartnerinnen gebracht hat. Zumal sie ihre Interviews auf Russisch führt, für viele Gegenüber die kaum noch zu ertragene Sprache des Aggressors.
Die Frage, was zu tun ist, wenn das eigene Land ein anderes angreift und Menschen mit Hass und Tod überzieht – auch die Frage, warum sie selbst als Journalistin nicht mehr dagegen ausrichten konnte – beantwortet sie mit ihrer Arbeit: Betroffenen und Überlebenden Gehör zu verschaffen und sich und uns durch ihre nüchterne, genaue Darstellung damit zu konfrontieren, wie entsetzlich dieser, ja alle Kriege sind.
Sie trifft ihre Gesprächspartnerinnen in verschiedenen Städten Europas, aber auch in Moskau und in russischen Flüchtlingslagern, in die sie aus besetzten Gebieten verschoben worden sind. Auch Mütter russischer Soldaten und eine Witwe gehören zu den Protagonistinnen dieses Buchs. Ihr persönliches Risiko bei ihrer Arbeit macht sie darin nicht zum Thema, wohl aber ihre Verantwortung, die sie für den Krieg empfindet und nach der sie handeln möchte. Diese Haltung und ihr schonungsloses Schreiben über den Krieg stellen eine würdige Verbindung zum Widerstand der Geschwister Scholl und der Weißen Rose her, in deren Namen sie für ihr Buch ausgezeichnet wird.“
Die Preisträgerin
Katerina Gordeeva ist 1977 in Rostow am Don geboren. Vor allem durch ihre Dokumentarfilme und Fernsehsendungen wurde sie eine der bekanntesten Journalistinnen Russlands. Nach der Annexion der Krim 2014 ging sie ins Exil und lebt heute mit ihrer Familie in Lettland. Die russische Regierung führt sie als „Ausländische Agentin“, denn sie veröffentlicht unermüdlich weiter Dokumentationen, vor allem über ihren Youtube-Kanal, dem 1,68 Millionen Menschen folgen. Einen Film aus dem ersten Kriegsjahr 2022 über Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, baute sie zu ihrem Buch Nimm meinen Schmerz aus.
Der Preis
Der Geschwister-Scholl-Preis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e.V. und der Landeshauptstadt München seit 1980 vergeben. Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das, wie es in den Statuten heißt, „von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.“ Er ist mit 10.000 Euro dotiert.
Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern zählten in den letzten Jahren unter anderem David van Reybrouck, Andrej Kurkow, Joe Sacco, Dina Nayeri, Ahmet Altan, Götz Aly, Achille Mbembe, Glenn Greenwald, Otto Dov Kulka, Liao Yiwu, Joachim Gauck, Roberto Saviano, David Grossman und Anna Politkovskaja.
Die offizielle Preisverleihung findet, als geschlossene Veranstaltung, am 26. November 2024 um 19 Uhr in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität statt.
Die Jury
Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Anton Biebl und Klaus Füreder, Vorsitzender des Börsenvereins in Bayern, gehörten 2024 an: Natalie Amiri (Journalistin und Fernsehmoderatorin), Niels Beintker (Bayerischer Rundfunk), Stephan Detjen (Deutschlandfunk), Johannes Ebert (Goethe-Institut), Udo Hahn (Evangelische Akademie Tutzing), Margit Ketterle (Droemer Knaur), Michael Krüger (Schriftsteller und Publizist), Thomas Rathnow, Marie Schmidt (Süddeutsche Zeitung) und Dr. Mirjam Zadoff (NS-Dokumentationszentrum) sowie von Seiten des Stadtrats Dr. Florian Roth (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Leo Agerer (Fraktion CSU mit FREIE WÄHLER) und Kathrin Abele (Fraktion SPD/Volt). Beratende Mitglieder waren Dr. Hildegard Kronawitter (Weiße Rose Stiftung e.V.), die Stadträtin Mona Fuchs (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste) sowie Stadtrat Matthias Stadler (Fraktion CSU mit FREIE WÄHLER).
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Der Geschwister-Scholl-Preis 2024 geht an Katerina Gordeeva. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e.V. und die Landeshauptstadt München verleihen ihr den Preis am 26. November 2024 für ihr Buch Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg (Droemer Verlag).
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Die Jurybegründung
„Wo der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nicht viel mehr als eine wiederkehrende Nachricht ist, macht man sich selten klar, was er für einzelne Menschen konkret bedeutet: Inmitten unglaublicher Zerstörung leben zu müssen, mit der Bedrohung für den eigenen Körper und das nackte Leben, mit dem Tod von Freunden, Nachbarn, Familienmitgliedern, mit konstanter Gewalt. In 24 Porträts von Überlebenden vor allem aus der Ukraine stellt die Journalistin Katerina Gordeeva die brutale Realität dieses Krieges dar.
In ihrem auch literarisch sehr beeindruckenden Buch Nimm meinen Schmerz stehen die Stimmen dieser Frauen und einiger Männer im Vordergrund. Gordeeva protokolliert in langen Passagen direkter Rede deren Erleben. Aber sie zeigt sich doch auch selbst und ihre schwierige Rolle als Reporterin, die selbst aus dem Land kommt, das Krieg und Leid über ihre Gesprächspartnerinnen gebracht hat. Zumal sie ihre Interviews auf Russisch führt, für viele Gegenüber die kaum noch zu ertragene Sprache des Aggressors.
Die Frage, was zu tun ist, wenn das eigene Land ein anderes angreift und Menschen mit Hass und Tod überzieht – auch die Frage, warum sie selbst als Journalistin nicht mehr dagegen ausrichten konnte – beantwortet sie mit ihrer Arbeit: Betroffenen und Überlebenden Gehör zu verschaffen und sich und uns durch ihre nüchterne, genaue Darstellung damit zu konfrontieren, wie entsetzlich dieser, ja alle Kriege sind.
Sie trifft ihre Gesprächspartnerinnen in verschiedenen Städten Europas, aber auch in Moskau und in russischen Flüchtlingslagern, in die sie aus besetzten Gebieten verschoben worden sind. Auch Mütter russischer Soldaten und eine Witwe gehören zu den Protagonistinnen dieses Buchs. Ihr persönliches Risiko bei ihrer Arbeit macht sie darin nicht zum Thema, wohl aber ihre Verantwortung, die sie für den Krieg empfindet und nach der sie handeln möchte. Diese Haltung und ihr schonungsloses Schreiben über den Krieg stellen eine würdige Verbindung zum Widerstand der Geschwister Scholl und der Weißen Rose her, in deren Namen sie für ihr Buch ausgezeichnet wird.“
Die Preisträgerin
Katerina Gordeeva ist 1977 in Rostow am Don geboren. Vor allem durch ihre Dokumentarfilme und Fernsehsendungen wurde sie eine der bekanntesten Journalistinnen Russlands. Nach der Annexion der Krim 2014 ging sie ins Exil und lebt heute mit ihrer Familie in Lettland. Die russische Regierung führt sie als „Ausländische Agentin“, denn sie veröffentlicht unermüdlich weiter Dokumentationen, vor allem über ihren Youtube-Kanal, dem 1,68 Millionen Menschen folgen. Einen Film aus dem ersten Kriegsjahr 2022 über Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, baute sie zu ihrem Buch Nimm meinen Schmerz aus.
Der Preis
Der Geschwister-Scholl-Preis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e.V. und der Landeshauptstadt München seit 1980 vergeben. Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das, wie es in den Statuten heißt, „von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.“ Er ist mit 10.000 Euro dotiert.
Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern zählten in den letzten Jahren unter anderem David van Reybrouck, Andrej Kurkow, Joe Sacco, Dina Nayeri, Ahmet Altan, Götz Aly, Achille Mbembe, Glenn Greenwald, Otto Dov Kulka, Liao Yiwu, Joachim Gauck, Roberto Saviano, David Grossman und Anna Politkovskaja.
Die offizielle Preisverleihung findet, als geschlossene Veranstaltung, am 26. November 2024 um 19 Uhr in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität statt.
Die Jury
Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Anton Biebl und Klaus Füreder, Vorsitzender des Börsenvereins in Bayern, gehörten 2024 an: Natalie Amiri (Journalistin und Fernsehmoderatorin), Niels Beintker (Bayerischer Rundfunk), Stephan Detjen (Deutschlandfunk), Johannes Ebert (Goethe-Institut), Udo Hahn (Evangelische Akademie Tutzing), Margit Ketterle (Droemer Knaur), Michael Krüger (Schriftsteller und Publizist), Thomas Rathnow, Marie Schmidt (Süddeutsche Zeitung) und Dr. Mirjam Zadoff (NS-Dokumentationszentrum) sowie von Seiten des Stadtrats Dr. Florian Roth (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Leo Agerer (Fraktion CSU mit FREIE WÄHLER) und Kathrin Abele (Fraktion SPD/Volt). Beratende Mitglieder waren Dr. Hildegard Kronawitter (Weiße Rose Stiftung e.V.), die Stadträtin Mona Fuchs (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste) sowie Stadtrat Matthias Stadler (Fraktion CSU mit FREIE WÄHLER).