Jean Pauls Briefe an Emanuel Osmund – als Digitalisate und in einer Ausstellung

Als Teil der Bamberger Schätze sind die von der Staatsbibliothek Bamberg gehüteten Briefe und Billets, die Jean Paul an Emanuel Osmund richtete, vollständig einsehbar. Der in Bayreuth ansässige jüdischen Handelsherr und Bankier Emanuel Osmund war Jean Pauls wichtigster Brief- und engster Seelenfreund. Die in dichter Folge zwischen 1796 und 1825 niedergeschriebenen Mitteilungen stellen ein eindrucksvolles Zeugnis romantischer Brief- und Geselligkeitskultur dar, zugleich ein sprechendes Dokument deutsch-jüdischen Miteinanders.

Die größte geschlossen überlieferte Sammlung von Autographen Jean Pauls befindet sich heute als Dauerleihgabe der Oberfrankenstiftung in der Staatsbibliothek Bamberg und ist eng verbunden mit dem Namen des Rechtsanwalts und Notars Dr. Franz Ulrich Apelt (1882–1944) aus dem sächsischen Zittau.

Sie umfasst 1.108 Briefe und Billets von der Hand Jean Pauls, die dieser an seinen Bayreuther Freund Emanuel Osmund (1766–1843) schrieb, außerdem 73 Autographen von Personen aus dem Umfeld des Schriftstellers. Da Jean Paul Briefe nicht als Gebrauchsschriftgut, sondern als Teil seines literarischen Werks ansah und mit Emanuel fast täglich korrespondierte, ist diese Sammlung in ihrer Geschlossenheit von größtem literatur- und kulturgeschichtlichem Wert.

Franz Apelt kaufte das umfangreiche Konvolut 1921 vom Urenkel Emanuel Osmunds und bewahrte es so vor der geplanten Versteigerung, die sicherlich zu einer Zerstreuung geführt hätte. Den Kauf hatte der damalige Herausgeber der historisch-kritischen Ausgabe aller Werke Jean Pauls, Eduard Berend (1883–1973), vermittelt, mit dem Apelt bereits seit vielen Jahren in engem Austausch zu Fragen der Romantik allgemein und Jean Pauls im Besonderen stand.

In der Folgezeit und auch über den Tod Franz Apelts 1944 hinaus – weitgehend unterbrochen allerdings durch die Zeit des Dritten Reiches, während der der Jude Berend seine Forschungstätigkeit in Deutschland nicht fortführen konnte – stützte sich Berend für seine Edition ganz wesentlich auf die Sammlung Apelt, weshalb die darin enthaltenen Jean-Paul-Autographen mit nur wenigen Ausnahmen bereits publiziert sind. Als in den 1970er Jahren die Enteignung der wertvollen Sammlung durch die Machthaber der devisenhungrigen DDR zu befürchten war, gelang es den Erben Franz Apelts, die Autographen in die Bundesrepublik zu bringen und somit vor der erneuten Gefahr einer Zerstreuung zu retten.

V.l.n.r.: Jean Paul an Emanuel am 1. Januar 1811 (Digitalisat mit Transkription) und am 31. Januar 1796 (Digitalisat mit Transkription)

Sämtliche Briefe und Billets der Sammlung wurden von der Staatsbibliothek Bamberg digitalisiert und mit Hilfe des Bayerischen Bibliotheksverbunds online bereitgestellt. Durch die Kooperation mit der Arbeitsstelle der Jean-Paul-Edition an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften konnten außerdem die Digitalisate der Jean-Paul-Autographen mit dem jeweils zugehörigen transkribierten Volltext verknüpft werden. Dies erleichtert nicht nur die Lektüre der Briefe, sondern ermöglicht auch die Wortrecherche innerhalb der Sammlung Apelt.

Zu sehen sind die Briefe und Billets zudem ab 28. April in einer Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg, die sich in das vielfältige, deutschlandweite Jubiläumsprogramm im Jean-Paul-Jahr 2013 einreiht. Sie präsentiert das Werk Jean Pauls in Erstausgaben, bibliophilen Drucken und herausragenden Illustrationen. Die wesentlichen Wirkungsstätten des Dichters werden durch Graphiken seiner Zeit veranschaulicht. Dokumentiert werden ferner die Beziehungen Jean Pauls zu Bamberg über den Schriftsteller, Verleger und Leihbibliothekar Carl Friedrich Kunz (1785-1849) sowie sein nicht unproblematisches Verhältnis zu E. T. A. Hoffmann. Im Zentrum der Ausstellung steht eine Auslese jener Briefe und Billets, die Jean Paul an Emanuel Osmund schrieb.