Fridolin Schley erhält den Tukan-Preis der Stadt München 2021
Der diesjährige Tukan-Preis der Landeshauptstadt München wird an Fridolin Schley für seinen Roman Die Verteidigung (Hanser Berlin) vergeben. Das beschloss der Kulturausschuss auf Empfehlung einer Jury am 28. Oktober. Der mit 6.000 Euro dotierte Tukan-Preis zeichnet jährlich eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung aus. In die Auswahl kommen alle belletristischen Veröffentlichungen von Münchner Autorinnen und Autoren. Zur Diskussion standen in diesem Jahr insgesamt 59 Bücher, die von der Jury in fünf Sitzungen besprochen und bewertet wurden.
Jurybegründung:
Dolf Sternberger hat kurz nach dem Krieg in einer seiner Betrachtungen der „Sprache des Unmenschen“ über die in der Nazi-Zeit beliebte nebulöse Formel „wissen um etwas“ geschrieben. Der „Darumwisser“ war ihm suspekt, weil jemand, der nicht etwas, sondern um etwas weiß, sich im Ungefähren bewegt und im Zweifelsfall herausredet aus der Verantwortung. Fridolin Schleys kluger, psychologisch feinfühliger und genau recherchierter historischer Dokumentarroman ist ein Gerichtssaal-Drama, das das „große Drama der Geschichte“ und das der Beteiligung daran verhandelt. Es kreist um die Verteidigung des hohen NS-Beamten und Diplomaten Ernst von Weizsäcker durch seinen eigenen Sohn Richard und damit um einen, der viel wusste und dem doch gerade der „falsche Qualm“ seines „Darumwissens“ als Ausflucht diente, als er auf der Anklagebank in Nürnberg saß. Der Autor konfrontiert uns mit der Frage, wie der Einzelne und seine Familie mit der Schuld umgehen, die Weizsäcker durch seine Mitarbeit im nationalsozialistischen Verbrechensapparat auf sich geladen hatte. Fridolin Schley schreibt kühl, präzise und ohne jeden moralischen Überlegenheitsgestus des Nachgeborenen. „Die Verteidigung“ zeigt uns das Ringen um die Wahrheit als lebenslangen Prozess.
Fridolin Schley, 1976 in München geboren, debütierte 2001 mit dem Roman Verloren, mein Vater. Es folgten Veröffentlichungen in den Bereichen Posa, Essay und Literaturwissenschaft. Zu seinen Auszeichnungen zählt der Tukan-Preis für den Erzählband Wildes schönes Tier. Zuletzt erschien die von der Kritik hochgelobte Erzählung "Die Ungesichter".
Der Jury gehörten unter dem Vorsitz von Kulturreferent Anton Biebl an: Knut Cordsen (BR), Dr. Peter Czoik (Literaturportal Bayern), Inge Kindermann (Büchergalerie Westend), Christiane Pfau (Pfau PR), Tina Rausch (Lektorin, Journalistin), Martina Scherf (SZ) sowie die Stadträtinnen und Stadträte Kathrin Abele (SPD/Volt), Beatrix Burkhardt (CSU), Marion Lüttig (Die Grünen-Rosa Liste) und Thomas Niederbühl (Die Grünen-Rosa Liste).
Die Jury sprach weitere Buchempfehlungen aus; genannt wurden die folgenden Titel:
- Alexander Gorkow: Die Kinder hören Pink Floyd
- Jo Lendle: Eine Art Familie
- Jovana Reisinger: Spitzenreiterinnen
- Daniel Speck: Jaffa Road
Die Preisverleihung findet (nichtöffentlich) am 8. Dezember 2021 im Literaturhaus München statt. Die Laudatio hält die Literaturkritikerin Wiebke Porombka.
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Der diesjährige Tukan-Preis der Landeshauptstadt München wird an Fridolin Schley für seinen Roman Die Verteidigung (Hanser Berlin) vergeben. Das beschloss der Kulturausschuss auf Empfehlung einer Jury am 28. Oktober. Der mit 6.000 Euro dotierte Tukan-Preis zeichnet jährlich eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung aus. In die Auswahl kommen alle belletristischen Veröffentlichungen von Münchner Autorinnen und Autoren. Zur Diskussion standen in diesem Jahr insgesamt 59 Bücher, die von der Jury in fünf Sitzungen besprochen und bewertet wurden.
Jurybegründung:
Dolf Sternberger hat kurz nach dem Krieg in einer seiner Betrachtungen der „Sprache des Unmenschen“ über die in der Nazi-Zeit beliebte nebulöse Formel „wissen um etwas“ geschrieben. Der „Darumwisser“ war ihm suspekt, weil jemand, der nicht etwas, sondern um etwas weiß, sich im Ungefähren bewegt und im Zweifelsfall herausredet aus der Verantwortung. Fridolin Schleys kluger, psychologisch feinfühliger und genau recherchierter historischer Dokumentarroman ist ein Gerichtssaal-Drama, das das „große Drama der Geschichte“ und das der Beteiligung daran verhandelt. Es kreist um die Verteidigung des hohen NS-Beamten und Diplomaten Ernst von Weizsäcker durch seinen eigenen Sohn Richard und damit um einen, der viel wusste und dem doch gerade der „falsche Qualm“ seines „Darumwissens“ als Ausflucht diente, als er auf der Anklagebank in Nürnberg saß. Der Autor konfrontiert uns mit der Frage, wie der Einzelne und seine Familie mit der Schuld umgehen, die Weizsäcker durch seine Mitarbeit im nationalsozialistischen Verbrechensapparat auf sich geladen hatte. Fridolin Schley schreibt kühl, präzise und ohne jeden moralischen Überlegenheitsgestus des Nachgeborenen. „Die Verteidigung“ zeigt uns das Ringen um die Wahrheit als lebenslangen Prozess.
Fridolin Schley, 1976 in München geboren, debütierte 2001 mit dem Roman Verloren, mein Vater. Es folgten Veröffentlichungen in den Bereichen Posa, Essay und Literaturwissenschaft. Zu seinen Auszeichnungen zählt der Tukan-Preis für den Erzählband Wildes schönes Tier. Zuletzt erschien die von der Kritik hochgelobte Erzählung "Die Ungesichter".
Der Jury gehörten unter dem Vorsitz von Kulturreferent Anton Biebl an: Knut Cordsen (BR), Dr. Peter Czoik (Literaturportal Bayern), Inge Kindermann (Büchergalerie Westend), Christiane Pfau (Pfau PR), Tina Rausch (Lektorin, Journalistin), Martina Scherf (SZ) sowie die Stadträtinnen und Stadträte Kathrin Abele (SPD/Volt), Beatrix Burkhardt (CSU), Marion Lüttig (Die Grünen-Rosa Liste) und Thomas Niederbühl (Die Grünen-Rosa Liste).
Die Jury sprach weitere Buchempfehlungen aus; genannt wurden die folgenden Titel:
- Alexander Gorkow: Die Kinder hören Pink Floyd
- Jo Lendle: Eine Art Familie
- Jovana Reisinger: Spitzenreiterinnen
- Daniel Speck: Jaffa Road
Die Preisverleihung findet (nichtöffentlich) am 8. Dezember 2021 im Literaturhaus München statt. Die Laudatio hält die Literaturkritikerin Wiebke Porombka.