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28.04.2021, 06:35 Uhr
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Jean Paul auf einem Stahlstich von Carl August Schwerdgeburth (© Bayerische Staatsbibliothek / Porträtsammlung)

Jean-Paul-Preis 2021 geht an Barbara Honigmann für ihr Lebenswerk

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Barbara Honigmann © Peter-Andreas Hassiepen

„In diesem Jahr zeichnen wir mit dem Jean-Paul-Preis die Schriftstellerin Barbara Honigmann für ihr Lebenswerk aus“, gab Kunstminister Bernd Sibler heute in München bekannt. Er folgte mit dieser Entscheidung dem Vorschlag der Jury. „Barbara Honigmanns Romane und Erzählungen lassen in vielen Facetten und Nuancen ein differenziertes Bild jüdischer Identität in Deutschland und Europa entstehen. In ihrer Gesamtheit bilden ihre Geschichten eine eigene Chronik des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk ist gleichermaßen Literatur und Geschichtsschreibung. Ich gratuliere dieser herausragenden Schriftstellerin ganz herzlich zur Auszeichnung!“, so Sibler.

Barbara Honigmann – Lebenslauf und Jurybegründung

Barbara Honigmann – 1949 in Ostberlin geboren und seit den 80er-Jahren in Straßburg zu Hause – zählt zur „zweiten Generation“ jüdischer Familien, die den Holocaust überlebt haben. Ihre Eltern Alice Kohlmann, auch bekannt als Lizzy Kohlmann, und Georg Honigmann überstanden die Zeit des Nationalsozialismus als Emigranten im britischen Exil und kehrten 1947 nach Berlin zurück, um den Aufbau eines neuen Deutschland zu unterstützen. Honigmann studierte von 1967 bis 1972 Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität. Anschließend war sie als Dramaturgin und Regisseurin in Brandenburg und an der Volksbühne sowie am Deutschen Theater in Ost-Berlin tätig. Seit 1975 ist sie freie Schriftstellerin. 1984 verließ sie die DDR. Barbara Honigmann wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ricarda-Huch-Preis (2015), dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis (2018) und dem Literaturpreis der Stadt Bremen (2020).

Barbara Honigmann, so die Jury, habe über die Jahrzehnte hinweg ein vielschichtiges, oft autobiographisch grundiertes Werk geschaffen. „Die Auseinandersetzung mit den Biographien der Eltern wurde zum Lebensthema für Barbara Honigmann. Als Erinnernde überlässt sie sich den autobiographischen Materialien und betrachtet diese in der literarischen Spiegelung. Barbara Honigmann erzählt in ihren Büchern oft von Menschen, die die Erfahrung machen müssen, beständig auf Ablehnung zu stoßen. Das gilt im Fall der Eltern, die in der DDR aufgrund ihres Aufenthaltes in Großbritannien als die falschen Emigranten galten. Das gilt ebenso im Fall imaginierter Figuren. Barbara Honigmanns unaufgeregt leise, manchmal fast karg und gleichzeitig eindringliche Erzählweise verdeckt nie den Untergrund ihres literarischen Werkes: die Erfahrungen, die mit der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch die Deutschen verbunden sind, aber auch das wenig beachtete jüdischen Leben in der DDR. Das Werk dieser Erzählerin und Chronistin ist von großer Relevanz für die deutschsprachige Literatur.“

Jean-Paul-Preis – Würdigung des literarischen Gesamtwerks

Der Jean-Paul-Preis des Freistaates Bayern ist mit 15.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre, in diesem Jahr zum 20. Mal, verliehen. Der Freistaat würdigt damit das literarische Gesamtwerk einer deutschsprachigen Schriftstellerin bzw. eines deutschsprachigen Schriftstellers. Die Verleihung soll voraussichtlich im Dezember stattfinden, soweit das pandemische Geschehen es dann zulässt. Unter den bisherigen Preisträgern waren Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Horst Bienek, Hermann Lenz, Günter de Bruyn, Brigitte Kronauer, Petra Morsbach, Gerhard Roth und Alexander Kluge und Ursula Krechel. Der Jury gehören derzeit an: Dr. Katrin Lange, Niels Beintker, Thomas Geiger, Dr. Holger Pils und Prof. Dr. Stephanie Waldow.