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Arbeitsstipendien an sechs bayerische Schriftsteller*innen verliehen

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Gruppenfoto mit Staatsminister Sibler und den Stipendiat*innen

Literaturstipendien gehen nach Franken und Oberbayern – Kunstminister Bernd Sibler: „Zeichen der hohen Wertschätzung für wichtige Kulturleistung der Literatur für unsere Gesellschaft“

Kunstminister Bernd Sibler verlieh am 20. Oktober 2020 das Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern an sechs Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Kunstministerium in München. Das Literaturstipendium erhielten in diesem Jahr Martin Beyer aus Bamberg, die Münchner Björn Bicker und Sascha Chaimowicz sowie Pauline Füg aus FürthSlata Roschal aus Sauerlach und Andreas Thamm aus Nürnberg. Kunstminister Bernd Sibler betonte: „In der zeitgenössischen Literatur finden wir einen Spiegel unserer Zeit, sie vermittelt andere Kulturen, lässt uns Empathie für Figuren entwickeln – kurz: Literatur weitet unseren Blick. Mit dem Arbeitsstipendium für Schriftstellerinnen und Schriftsteller wollen wir ein Zeichen der hohen Wertschätzung für die wichtige Kulturleistung der Literatur für unsere Gesellschaft setzen und auf das Werk bereits etablierter wie auch debütierender Autorinnen und Autoren aufmerksam machen.“

Auszeichnung mit je 7.000 Euro dotiert

Das Arbeitsstipendium für Schriftstellerinnen und Schriftsteller wurde auf Initiative von Kunstminister Sibler um 1.000 Euro erhöht und ist – dieses Jahr erstmals – mit jeweils 7.000 Euro dotiert. Es wurde zum sechsten Mal vom Freistaat vergeben. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten werden von einer Fachjury vorgeschlagen. Dieser gehören in diesem Jahr die Schriftstellerin Katharina Adler, der Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Regensburg Prof. Dr. Jürgen Daiber, die Publizistin und Journalistin Christine Knödler, der Geschäftsführer der Stiftung Lyrik Kabinett Dr. Holger Pils sowie die Literaturvermittlerin und -pädagogin Tina Rausch an. „Welch unterschiedliche Ansätze und Anliegen Literatur entwickelt, zeigen die diesjährigen Vorschläge der Fachjury für die Stipendiatinnen und Stipendiaten deutlich. Mir als Kunstminister ist es ein großes Anliegen, Literatur in Bayern in ihrer ganzen Vielfalt zu fördern. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen wollen wir jungen Talenten mit dem Arbeitsstipendium Rückenwind für ihr literarisches Schaffen geben und sie in ihrem Tun bestärken“, so Sibler.

Informationen zu den Autorinnen und Autoren und deren Vorhaben:

Dr. Martin Beyer im Gespräch mit Prof. Dr. Jürgen Daiber über sein Romanvorhaben Tante Helene und das Buch der Kreise

Martin Beyer, geboren 1976, wohnhaft in Bamberg, erhält das Arbeitsstipendium für sein Romanvorhaben Tante Helene und das Buch der Kreise. Der Text schlägt den Bogen von den Revolten der 1960er-Jahre bis hinein in die Gegenwart der Future-Bewegungen und Blockchain-Technologie. Die Jury würdigte vor allem die Lebendigkeit der Figurenzeichnungen, über deren Verhaltensmuster der Autor generationenübergreifend die für unsere Gesellschaft immer dringlicher werdende Frage stellt, inwieweit sich persönliche Freiheit, Verantwortung für das Gemeinwohl und die Anforderungen des familiären und sozialen Umfelds in unserem beschleunigten Jahrhundert noch miteinander in Einklang bringen lassen.

Björn Bicker im Gespräch mit Katharina Adler über sein Buchprojekt mit Erzählungen Güldens Schwester

Björn Bicker, geboren 1970, aus München, wird bei seinem geplanten Erzählungsband Boutheinas Lächeln mit dem Arbeitsstipendium unterstützt. Dieser vereint Stories aus der Perspektive von Protagonistinnen und Protagonisten, die noch immer zu wenig Gehör in unserer Gesellschaft finden. Es sind Geschichten, die die gängigen Schlagworte von Ausgrenzung, Armut, Fremdheit und Vereinzelung verlebendigen, aber auch verkomplizieren. Jede Figur ist den Machtstrukturen unserer Gesellschaft ausgesetzt. Das literarische Erzählen nutzt er kunstvoll, um weitere Fragen zu stellen: Wer darf erzählen und in welcher Form?

Sascha Chaimowicz im Gespräch mit Tina Rausch über sein autofiktionales Romanvorhaben Entfernte Verwandte

Der gebürtige Münchner Sascha Chaimowicz, Jahrgang 1984, erhält das Stipendium für sein literarisches Debüt Entfernte Verwandte. Das autofiktionale Projekt soll (s)eine Familiengeschichte aufblättern, die nach Guyana, Trinidad, Lodz, Auschwitz, Föhrenwald, München, London und Tel Aviv führt. Dem starken, lebensnahen Stoff nähert sich der Autor in einer klaren, souveränen Sprache. Dass es hier auch um die Auseinandersetzung mit Zuschreibungen geht, lässt er mal en passant aufblitzen, mal komisch – und mal wie einen Messerstich.

Pauline Füg im Gespräch mit Dr. Holger Pils über ihr Lyrikvorhaben nach der illusion

Pauline Füg, geboren 1983, aus Fürth, erhält das Arbeitsstipendium für ihren geplanten Gedichtband nach der illusion. Darin stellt sie die seit 100 Jahren aktuelle Frage nach der „Entzauberung der Welt“ und spielt mit dem immerwährenden Gegenzauber: den Illusionen, mit denen wir uns alle umgeben – immer noch und immer wieder. Die zwei großen Zyklen von Gedichten sind poetische Suchbewegungen durch Labyrinthe von Gedanken, Gefühlen und unmittelbarer Anschauung. An entscheidenden Stellen tauchen in den Versen wissenschaftliche Begriffe auf, die die Welt und Wirklichkeit kippen lassen, den Boden der Existenz ins Wanken bringen und geprüft werden müssen. Klar wird dabei eines: Auch das Leben, jedes Leben, ist ein Experiment – mit offenem Ausgang.

Slata Roschal im Gespräch mit Dr. Holger Pils über ihr Lyrikvorhaben Wir verzichten auf das gelobte Land

Slata Roschal, geboren 1992, aus Sauerlach wird bei ihrem geplanten zweiten Lyrik-Band mit einem Arbeitsstipendium des Freistaats gefördert. Darin besucht sie Orte, die sich scheinbar ganz konkret benennen lassen. Dort angekommen, tun sich aber neue Gegensätze und Distanzen auf. Tatsächliche Räume und gegenwärtige Erfahrungen werden – häufig assoziativ – an historische, mythologische und religiöse Erzählungen rückgebunden, wie an das Osterfest oder den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Orientierung suchen die Gedichte auch im uns umgebenden verwirrenden Sprachgewirr des Alltags und der Werbung. Durch viele Verweise entstehen so offene, zugleich atmosphärisch dichte und klangschöne Texte.

Andreas Thamm im Gespräch mit Christine Knödler über sein Jugendromanvorhaben Wenn man so will, waren es die Aliens

Andreas Thamm, geboren 1990, aus Nürnberg, wird bei seinem Jugendromanvorhaben Verschwunden mit einem Arbeitsstipendium des Freistaats unterstützt. In dieser Sohn-Vater-Geschichte hat die Suche nach dem Vater und nach geplatzten Wünschen ebenso ihren Platz wie das Thema Depression. Dabei gelingt dem Autor ein unprätentiöser Blick aus der Perspektive einer ungewöhnlichen Jungen-Figur. Diese setzt auf Fürsorge, Zusammenhalt, Liebe – und auf das Recht auf eine eigene Zukunft: Selbst(er)findung unter Extrembedingungen.

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