Hermann Kesten-Preis an Philippe Lançon

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(c) Annette Hauschild/Ostkreuz

Mit ungebrochenem Willen für die Meinungsfreiheit: Der französische Journalist und Schriftsteller Philippe Lançon, der zu den Überlebenden des Charlie-Hebdo-Attentats gehört, erhält den Hermann Kesten-Preis 2019 des PEN-Zentrums Deutschland. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert, die das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst zur Verfügung stellt.

Ralf Nestmeyer, Vizepräsident des deutschen PEN-Zentrums: „Philippe Lançon setzt sich in ergreifender Weise für die Freiheit des Ausdrucks in Literatur, Musik und Kunst ein. Schreiben lässt sich bei ihm als Akt des Widerstandes begreifen, als ein ermutigendes Signal auch für andere Autoren, das jede Leserin, jeden Leser ergreift und tief bewegt. Seine Haltung der Selbstreflektion statt blindwütiger Empörung ist vorbildlich für uns alle.“

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Wir leben leider in einer Zeit, in der die Freiheit der Kunst bedroht ist. Undemokratischen Regierungen und Herrschern, Rechtspopulisten, religiösen Fundamentalisten – ihnen allen sind unabhängige Kunstschaffende, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Dorn im Auge. Deshalb freut es mich sehr, dass mit Lançon ein Autor ausgezeichnet wird, der sich bedingungslos für Meinungsfreiheit einsetzt und sie mit seinem ungebrochenen Willen geradezu verkörpert.“

Philippe Lançon hat den terroristischen Anschlag auf Redaktion des Satire-Magazins Charlie Hebdo in Paris am 7. Januar 2015 schwer verletzt überlebt. In seinem unlängst auch in deutscher Übersetzung erschienenen Buch „Der Fetzen“ wendet er sich gegen Zensur als „paranoide Form der Kritik“ und schreibt als Überlebender über den Anschlag: „Wir waren den effizientesten Zensoren zum Opfer gefallen, denen, die alles ausradieren, ohne eine einzige Zeile gelesen zu haben.“

Der Hermann Kesten-Preis würdigt Persönlichkeiten, die sich im Sinne der Charta des internationalen PEN in besonderer Weise für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller und Journalisten einsetzen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Günter Grass, Anna Politkowskaja, Liu Xiaobo, Can Dündar und Erdem Gül sowie Gioconda Belli. Erstmals im Jahre 2000 stiftete das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Die Preisverleihung findet am 7. November 2019 um 19 Uhr in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt statt.

Das deutsche PEN-Zentrum ist mit seinem Geschäftssitz in Darmstadt eine von weltweit über 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der deutsche PEN begleitet mit Initiativen und Veranstaltungen das literarische Leben in der Bundesrepublik. Er bezieht Stellung, wenn er die Meinungsfreiheit, gleich wo, in Gefahr sieht. Er mischt sich ein, wenn im gesellschaftlichen Bereich gegen den Geist seiner Charta verstoßen wird.

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