Josef-Guggenmos-Preis für Kinderlyrik 2018 an Michael Hammerschmid
Der 2016 erstmals verliehene Kinderlyrikpreis geht diesmal an den Wiener Michael Hammerschmid für sein Buch Schlaraffenbauch, herausgegeben und illustriert von Rotraut Susanne Berner, erschienen in den „Tollen Heften“ der Edition Büchergilde. Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. verliehen. Das Preisgeld wird gestiftet von der Kulturstiftung Irsee. Von der Akademie Faber-Castell wird passend hierzu ein „perfekter“ Bleistift überreicht. Die Preisvergabe findet am 16. November 2018 im Rahmen der Fachtagung „Eine neue Sicht auf das Kindergedicht“ in der Schwabenakademie Irsee statt, dem Lebensort des namensstiftenden Lyrikers Josef Guggenmos.
*
Der Josef Guggenmos-Preis zeichnet Gedichtbände aus, die sich besonders an Kinder und Jugendliche richten. Der Preis ist nach dem Dichter Josef Guggenmos (1922-2003) benannt, der die deutsche Kinderlyrik nicht nur nachhaltig beeinflusst, sondern auch ihr Themenspektrum und ihre Ausdrucksmöglichkeiten verändert und entscheidend erweitert hat. Der Preis wurde erstmals 2016 an Arne Rautenberg verliehen. Arne Rautenberg widmete dem Preis das Gedicht, das hier anschließend wiedergegeben wird. Die Deutsche Akademie für Kinder-und Jugendliteratur lobt den mit 3.000 Euro dotierten Josef Guggenmos-Preis in zweijährigem Turnus aus.
ein junge kam mal zu besuch
der las in seinem lieblingsbuch
das buch war völlig irre denn
es las sich einfach so als wenn
sein leben in den seiten steht
vom aufstehn früh bis abends spät
so las der junge immerfort
sich durch sein leben wort für wort
zum schluss stand ein gedicht im buch
ein junge kam mal zu besuch ...
Arne Rautenberg, Josef Guggenmos-Preisträger 2016
Mit dem Preis sollen Einzelausgaben mit Gedichten für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet werden, ferner Bilderbücher, denen ein Kindergedicht zugrunde liegt, oder Anthologien, die in ihrer Konzeption neu und maßstäblich sind. Darin eingeschlossen sind auch Übersetzungen aus anderen Sprachen. Werkausgaben können berücksichtigt werden, wenn ihr thematischer Zugriff originell ist bzw. das kinderlyrische Werk eines Autors dadurch sinnvoll erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Ein wesentliches Ziel des Preises ist es, Verlage zu ermutigen, dass sie vermehrt Bücher mit Gedichten für Kinder und Jugendliche von neuen oder noch wenig bekannten Autoren veröffentlichen. Zusätzlich zum Preis gibt die Jury eine Empfehlungsliste heraus, in der besonders gelungene Neuerscheinungen aus dem Bereich der Kinderlyrik vorgestellt werden.
Das Preisgeld wird gestiftet von der Kulturstiftung Irsee. Die Vergabe des Preises wird unterstützt von: Kulturstiftung Irsee und Marktgemeinde Irsee, Schwabenakademie Irsee, Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung Augsburg sowie der Akademie Faber-Castell.
Preisträger 2018 – Michael Hammerschmid – Schlaraffenbauch
Einer spannt den Bogen auf, beginnt mit „bitter weinst du“ und endet mit „was machen wir nun?“. Dazwischen findet eine feine Entwicklung statt, die der Beobachter wach registriert, vom Tränenstrom über das allmähliche Versiegen der Tränen, vom Überwältigtsein durch schwarze Gedanken über das Aufhellen des inneren Horizonts bis zur sanften Auflösung des Kummers. All das begleitet der Lyriker als Momentaufnahme, und das fragile Gleichgewicht zwischen dem Beobachter, dessen Worte zugleich beschreiben und trösten, und dem Bekümmerten setzt sich in vielen ähnlichen Konstellationen der 24 Gedichte dieses Bandes fort. Es sind Begegnungen, die zu Texten werden und solche wundervollen Zustandsbeschreibungen motivieren wie „ich muss viel / nichts tun, gut?“, die uns beschäftigen, weil sie sich nicht vollständig auflösen. Reime scheinen auf und verschwinden wieder, um wiederzukehren, wenn wir es nicht erwarten. Und so irrlichtern die Gedichte von Michael Hammerschmid in ihrer Form fröhlich zwischen den beiden Polen der Beckmesserei und der Willkür, ohne je einem von ihnen zu nahe zu kommen. Die Farbbilder von Rotraut Susanne Berner, die diese Gedichte in die von ihr herausgegebenen „Tollen Hefte“ aufgenommen hat, sind genauer Lektüre ebenso geschuldet wie dem Willen zur interpretatorischen Freiheit, zum Neuschaffen des Vorgefundenen. Entstanden ist ein funkelndes kleines Meisterwerk aus eigenem Recht.
Liest man die Gedichte von Michael Hammerschmid, ist man unmittelbar im Dialog mit dem Autor: Wie geht es? Und warum? Was macht der Schnee mit uns, und was der Sommer? Aus welchem Material sind Gedanken, ein Zopf oder ein Räuber? Das Besondere an diesen Gedichten ist ihr Rhythmus, sind die Wort- und Gedankenassoziationen mit ihren überraschenden Volten. Sie nehmen uns mit – zurück in die Kindheit und vorwärts in Räume, die uns vertraut und doch neu sind. Alle Sinne werden angesprochen. Augen, Nase, Haut und Ohren, genau wie es im Titelgedicht Schlaraffenbauch heißt:
ganz ohne Fleiß
und in der Luft
fliegt alles, genau
in den Mund und
von dort beim Sprechen
und Sich-denken-allein schon
heraus
Der Preisträger Michael Hammerschmid, geboren 1972 in Salzburg, lebt als freier Autor und Vater zweier Töchter in Wien. Er unterrichtet an der Universität für Angewandte Kunst im Institut für Sprachkunst und an der Universität Wien im Bereich Germanistik, Schreiben, Poetik und Lyrik. Der Träger mehrerer Literaturpreise moderiert und kuratiert Lyrik-Festivals und beschäftigt sich unter anderem mit den Schnittpunkten von Literatur und Bildender Kunst.
Josef-Guggenmos-Preis für Kinderlyrik 2018 an Michael Hammerschmid>
Der 2016 erstmals verliehene Kinderlyrikpreis geht diesmal an den Wiener Michael Hammerschmid für sein Buch Schlaraffenbauch, herausgegeben und illustriert von Rotraut Susanne Berner, erschienen in den „Tollen Heften“ der Edition Büchergilde. Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. verliehen. Das Preisgeld wird gestiftet von der Kulturstiftung Irsee. Von der Akademie Faber-Castell wird passend hierzu ein „perfekter“ Bleistift überreicht. Die Preisvergabe findet am 16. November 2018 im Rahmen der Fachtagung „Eine neue Sicht auf das Kindergedicht“ in der Schwabenakademie Irsee statt, dem Lebensort des namensstiftenden Lyrikers Josef Guggenmos.
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Der Josef Guggenmos-Preis zeichnet Gedichtbände aus, die sich besonders an Kinder und Jugendliche richten. Der Preis ist nach dem Dichter Josef Guggenmos (1922-2003) benannt, der die deutsche Kinderlyrik nicht nur nachhaltig beeinflusst, sondern auch ihr Themenspektrum und ihre Ausdrucksmöglichkeiten verändert und entscheidend erweitert hat. Der Preis wurde erstmals 2016 an Arne Rautenberg verliehen. Arne Rautenberg widmete dem Preis das Gedicht, das hier anschließend wiedergegeben wird. Die Deutsche Akademie für Kinder-und Jugendliteratur lobt den mit 3.000 Euro dotierten Josef Guggenmos-Preis in zweijährigem Turnus aus.
ein junge kam mal zu besuch
der las in seinem lieblingsbuch
das buch war völlig irre denn
es las sich einfach so als wenn
sein leben in den seiten steht
vom aufstehn früh bis abends spät
so las der junge immerfort
sich durch sein leben wort für wort
zum schluss stand ein gedicht im buch
ein junge kam mal zu besuch ...
Arne Rautenberg, Josef Guggenmos-Preisträger 2016
Mit dem Preis sollen Einzelausgaben mit Gedichten für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet werden, ferner Bilderbücher, denen ein Kindergedicht zugrunde liegt, oder Anthologien, die in ihrer Konzeption neu und maßstäblich sind. Darin eingeschlossen sind auch Übersetzungen aus anderen Sprachen. Werkausgaben können berücksichtigt werden, wenn ihr thematischer Zugriff originell ist bzw. das kinderlyrische Werk eines Autors dadurch sinnvoll erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Ein wesentliches Ziel des Preises ist es, Verlage zu ermutigen, dass sie vermehrt Bücher mit Gedichten für Kinder und Jugendliche von neuen oder noch wenig bekannten Autoren veröffentlichen. Zusätzlich zum Preis gibt die Jury eine Empfehlungsliste heraus, in der besonders gelungene Neuerscheinungen aus dem Bereich der Kinderlyrik vorgestellt werden.
Das Preisgeld wird gestiftet von der Kulturstiftung Irsee. Die Vergabe des Preises wird unterstützt von: Kulturstiftung Irsee und Marktgemeinde Irsee, Schwabenakademie Irsee, Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung Augsburg sowie der Akademie Faber-Castell.
Preisträger 2018 – Michael Hammerschmid – Schlaraffenbauch
Einer spannt den Bogen auf, beginnt mit „bitter weinst du“ und endet mit „was machen wir nun?“. Dazwischen findet eine feine Entwicklung statt, die der Beobachter wach registriert, vom Tränenstrom über das allmähliche Versiegen der Tränen, vom Überwältigtsein durch schwarze Gedanken über das Aufhellen des inneren Horizonts bis zur sanften Auflösung des Kummers. All das begleitet der Lyriker als Momentaufnahme, und das fragile Gleichgewicht zwischen dem Beobachter, dessen Worte zugleich beschreiben und trösten, und dem Bekümmerten setzt sich in vielen ähnlichen Konstellationen der 24 Gedichte dieses Bandes fort. Es sind Begegnungen, die zu Texten werden und solche wundervollen Zustandsbeschreibungen motivieren wie „ich muss viel / nichts tun, gut?“, die uns beschäftigen, weil sie sich nicht vollständig auflösen. Reime scheinen auf und verschwinden wieder, um wiederzukehren, wenn wir es nicht erwarten. Und so irrlichtern die Gedichte von Michael Hammerschmid in ihrer Form fröhlich zwischen den beiden Polen der Beckmesserei und der Willkür, ohne je einem von ihnen zu nahe zu kommen. Die Farbbilder von Rotraut Susanne Berner, die diese Gedichte in die von ihr herausgegebenen „Tollen Hefte“ aufgenommen hat, sind genauer Lektüre ebenso geschuldet wie dem Willen zur interpretatorischen Freiheit, zum Neuschaffen des Vorgefundenen. Entstanden ist ein funkelndes kleines Meisterwerk aus eigenem Recht.
Liest man die Gedichte von Michael Hammerschmid, ist man unmittelbar im Dialog mit dem Autor: Wie geht es? Und warum? Was macht der Schnee mit uns, und was der Sommer? Aus welchem Material sind Gedanken, ein Zopf oder ein Räuber? Das Besondere an diesen Gedichten ist ihr Rhythmus, sind die Wort- und Gedankenassoziationen mit ihren überraschenden Volten. Sie nehmen uns mit – zurück in die Kindheit und vorwärts in Räume, die uns vertraut und doch neu sind. Alle Sinne werden angesprochen. Augen, Nase, Haut und Ohren, genau wie es im Titelgedicht Schlaraffenbauch heißt:
ganz ohne Fleiß
und in der Luft
fliegt alles, genau
in den Mund und
von dort beim Sprechen
und Sich-denken-allein schon
heraus
Der Preisträger Michael Hammerschmid, geboren 1972 in Salzburg, lebt als freier Autor und Vater zweier Töchter in Wien. Er unterrichtet an der Universität für Angewandte Kunst im Institut für Sprachkunst und an der Universität Wien im Bereich Germanistik, Schreiben, Poetik und Lyrik. Der Träger mehrerer Literaturpreise moderiert und kuratiert Lyrik-Festivals und beschäftigt sich unter anderem mit den Schnittpunkten von Literatur und Bildender Kunst.