Literaturpreis der Landeshauptstadt München 2017 an Mirjam Pressler
Die Schriftstellerin Mirjam Pressler wird mit dem diesjährigen Münchner Literaturpreis ausgezeichnet. Der mit 10 000 Euro dotierte Literaturpreis wird alle drei Jahre – alternierend mit dem Publizistik- und dem Übersetzerpreis – für ein herausragendes Gesamtwerk von Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern verliehen. Der erste Preisträger war Carl Amery; es folgten Gert Hofmann, Hermann Lenz, Günter Herburger, Ernst Augustin, Uwe Timm, Herbert Rosendorfer, Tilman Spengler, Keto von Waberer und zuletzt Hans Pleschinski.
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Die Jury begründete ihr Votum wie folgt:
Mirjam Pressler schreibt seit 37 Jahren – und baut Brücken zwischen den Generationen und Kulturen, zwischen uns und unserer Geschichte. Die meisten von uns haben sie und ihre Denkanstöße im Laufe der eigenen Lesebiographie schon früh kennengelernt. Ihre Art, uns den Rücken zu stärken: die Botschaft, dass Lesen befreiend sein kann und Freiräume verteidigt werden müssen. Emanzipatorisch im besten Sinne.
Die Wege der Presslerschen Vermittlung sind mannigfaltig. Für ihre zahlreichen Jugend- und Kinderbücher (u.a. „Bitterschokolade“, „Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen“) wurde sie vielfach ausgezeichnet. Mirjam Pressler setzt ihre Leser und Leserinnen über. Und sie übersetzt. Von einer Sprache in die andere – Hebräisch, Niederländisch, Englisch, Afrikaans – von einer Kultur in die andere, bis zum Abgrund des Holocaust. Die vollständige Übertragung der Tagebücher von Anne Frank, dazu ihre Lebensgeschichte („Ich sehne mich so“) und das Buch über die Frank-Familie („Grüße und Küsse an alle“) gewähren einer großen Leserschaft einen neuen Blick auf das Mädchen Anne Frank und den ganz „normalen“ Alltag der Todesangst. Vom Holocaust muss man sprechen und lesen, das ist auch die Botschaft anderer Pressler-Bücher, man darf ihn nicht dem Schweigen überlassen.
Israel und Deutschland blieb ein Lebensthema für Mirjam Pressler, die als Kind erst mit dem eigenen, spät erfahrenen Jüdischsein konfrontiert wurde und dann begann, mit dieser Dimension ihres Lebens zu experimentieren – so wie ihre Figuren mit dem Leben experimentieren. Sie erprobte das Leben im Kibbuz und kam zurück nach München. Erst dort wagte sie das Schreiben, mit Brotberuf und Töchtern nebendran. Sie schrieb für Eltern Zugänge zu unzugänglichen Teenagern – Türöffner in merkwürdige, fern-nahe Seelenlandschaften. Und landete immer wieder bei den großen Fragen des religiösen Zusammenlebens, bei „Nathan und seine Kinder“. Wie hältst du es mit der Religion? In einer Zeit, in der Waffen sprechen, Bomben explodieren, Hass die einfache Lösung zu sein scheint? Für Mirjam Pressler ist die Antwort bekannt, alt, kompliziert. Toleranz heißt eben nicht Gleichgültigkeit. Man braucht Bücher dafür, lange Erklärungen, sehr viel mehr als 140 Zeichen, Sprache für Sprachlose. Dazu junge Leser und den Zugang zu den verschiedensten Welten. Mirjam Pressler schreibt an solchen Brücken – eine schriftstellerische Haltung, die wir heute brauchen, so nötig wie damals.
In der Jury des Literaturpreises 2017 waren: Prof. Dr. Sven Hanuschek (LMU), Judith Heitkamp (BR/Literatur), Sandra Kegel (FAZ), Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl), Hans Pleschinski (Preisträger 2014), Christopher Schmidt (Süddeutsche Zeitung) sowie aus dem Stadtrat Kathrin Abele, Beatrix Burkhardt, Marian Offman, Thomas Niederbühl und Klaus Peter Rupp.
Die Verleihung des Preises findet im Juni im Literaturhaus München statt.
Literaturpreis der Landeshauptstadt München 2017 an Mirjam Pressler>
Die Schriftstellerin Mirjam Pressler wird mit dem diesjährigen Münchner Literaturpreis ausgezeichnet. Der mit 10 000 Euro dotierte Literaturpreis wird alle drei Jahre – alternierend mit dem Publizistik- und dem Übersetzerpreis – für ein herausragendes Gesamtwerk von Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern verliehen. Der erste Preisträger war Carl Amery; es folgten Gert Hofmann, Hermann Lenz, Günter Herburger, Ernst Augustin, Uwe Timm, Herbert Rosendorfer, Tilman Spengler, Keto von Waberer und zuletzt Hans Pleschinski.
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Die Jury begründete ihr Votum wie folgt:
Mirjam Pressler schreibt seit 37 Jahren – und baut Brücken zwischen den Generationen und Kulturen, zwischen uns und unserer Geschichte. Die meisten von uns haben sie und ihre Denkanstöße im Laufe der eigenen Lesebiographie schon früh kennengelernt. Ihre Art, uns den Rücken zu stärken: die Botschaft, dass Lesen befreiend sein kann und Freiräume verteidigt werden müssen. Emanzipatorisch im besten Sinne.
Die Wege der Presslerschen Vermittlung sind mannigfaltig. Für ihre zahlreichen Jugend- und Kinderbücher (u.a. „Bitterschokolade“, „Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen“) wurde sie vielfach ausgezeichnet. Mirjam Pressler setzt ihre Leser und Leserinnen über. Und sie übersetzt. Von einer Sprache in die andere – Hebräisch, Niederländisch, Englisch, Afrikaans – von einer Kultur in die andere, bis zum Abgrund des Holocaust. Die vollständige Übertragung der Tagebücher von Anne Frank, dazu ihre Lebensgeschichte („Ich sehne mich so“) und das Buch über die Frank-Familie („Grüße und Küsse an alle“) gewähren einer großen Leserschaft einen neuen Blick auf das Mädchen Anne Frank und den ganz „normalen“ Alltag der Todesangst. Vom Holocaust muss man sprechen und lesen, das ist auch die Botschaft anderer Pressler-Bücher, man darf ihn nicht dem Schweigen überlassen.
Israel und Deutschland blieb ein Lebensthema für Mirjam Pressler, die als Kind erst mit dem eigenen, spät erfahrenen Jüdischsein konfrontiert wurde und dann begann, mit dieser Dimension ihres Lebens zu experimentieren – so wie ihre Figuren mit dem Leben experimentieren. Sie erprobte das Leben im Kibbuz und kam zurück nach München. Erst dort wagte sie das Schreiben, mit Brotberuf und Töchtern nebendran. Sie schrieb für Eltern Zugänge zu unzugänglichen Teenagern – Türöffner in merkwürdige, fern-nahe Seelenlandschaften. Und landete immer wieder bei den großen Fragen des religiösen Zusammenlebens, bei „Nathan und seine Kinder“. Wie hältst du es mit der Religion? In einer Zeit, in der Waffen sprechen, Bomben explodieren, Hass die einfache Lösung zu sein scheint? Für Mirjam Pressler ist die Antwort bekannt, alt, kompliziert. Toleranz heißt eben nicht Gleichgültigkeit. Man braucht Bücher dafür, lange Erklärungen, sehr viel mehr als 140 Zeichen, Sprache für Sprachlose. Dazu junge Leser und den Zugang zu den verschiedensten Welten. Mirjam Pressler schreibt an solchen Brücken – eine schriftstellerische Haltung, die wir heute brauchen, so nötig wie damals.
In der Jury des Literaturpreises 2017 waren: Prof. Dr. Sven Hanuschek (LMU), Judith Heitkamp (BR/Literatur), Sandra Kegel (FAZ), Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl), Hans Pleschinski (Preisträger 2014), Christopher Schmidt (Süddeutsche Zeitung) sowie aus dem Stadtrat Kathrin Abele, Beatrix Burkhardt, Marian Offman, Thomas Niederbühl und Klaus Peter Rupp.
Die Verleihung des Preises findet im Juni im Literaturhaus München statt.