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12.11.2015, 12:36 Uhr
Redaktion
Betriebsgeflüster

Verleihung der Bayerischen Kunstförderpreise 2015

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Verleihung der Bayerischen Kunstförderpreise in der Hochschule für Fernsehen und Film © Kultusministerium (Fotograf: Steffen Leiprecht / Kunstministerium)

Am 11. November 2015 wurden erneut die Bayerischen Kunstförderpreise verliehen. Seit 1965 zeichnet der mit 6.000 Euro dotierte Preis in den vier Kategorien „Bildende Kunst“, „Darstellende Kunst“, „Literatur“ und „Musik und Tanz“ herausragende Künstlerinnen und Künstler, die in Bayern leben und wirken, aus. Die Preise werden vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst vergeben: 2015 waren es 19 junge Künstler, denen Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle in der Hochschule für Fernsehen und Film in München die Urkunde überreichen konnte. In der Kategorie „Literatur“ wurden Lilian Loke, Barbara Yelin, Silke Kleemann und Tobias Roth ausgezeichnet.

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2015 wurden die Bayerischen Kunstförderpreise zum 51. Mal vergeben. Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle betonte in seiner Begrüßungsrede vor allem die Bandbreite der Kunstszene in Bayern sowie der ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler. Sie seien alle „beeindruckende Talente“, die sich bereits ihren Platz in der bayerischen Kunstlandschaft erarbeitet hätten und schon längst über Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus verfügten. Der Preis sei deshalb nicht nur eine Auszeichnung für die besondere künstlerische Leistung, sondern soll auch eine Ermutigung sein weiterzumachen:

„Die jungen Künstler haben ganz unterschiedliche Biographien und arbeiten mit völlig verschiedenen Ausdrucksmitteln. Allen gemeinsam ist die hohe künstlerische Qualität ihres Schaffens. Auf ihrem Weg haben sie neue Ansätze  und eine eigenständige Position entwickelt und dabei mitunter auch provoziert. Diese kreative Freiheit zu fördern und die jungen Talente auf ihrem Weg zu unterstützen, ist auch die Aufgabe des Staates. Die Auszeichnung ist deshalb sowohl eine Auszeichnung für die bisherige künstlerische Arbeit als auch eine Ermutigung, den eingeschlagenen Weg selbstbewusst weiterzugehen.“

Die Preisträger und Preisträgerinnen der Bayerischen Kunstförderpreise 2015 © Kultusministerium (Fotograf: Steffen Leiprecht)

In der Kategorie „Literatur“ wurden die Autorin Lilian Loke, die Comic-Zeichnerin Barabara Yelin, die Übersetzerin Silke Kleemann und der Autor Tobias Roth ausgezeichnet. Mit Barbara Yelin wurde zum ersten Mal eine Comic-Zeichnerin mit dem Kunstförderpreis für Literatur ausgezeichnet.

 

Lilian Loke

Lilian Loke, 1985 in München geboren, studierte Lilian Loke Englische Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur. Sie wurde u. a. bereits mit dem Publikumstagespreis des Literaturfestivals Wortspiele München und dem Literaturstipendium der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Ihr Romandebüt Gold in den Straßen, erschienen bei Hoffmann&Campe 2015, schildert den Erfolg und den Abstieg eines Luxusimmobilienmaklers. Die Jury würdigte den Roman vom Kaufen und Verkaufen, vom Spekulieren, Gewinnen und Verlieren als „schnell, präzise und unerbittlich erzählt“. Selbstverlust und Selbstgewinn, ein altes Thema der Literatur, bekomme mit diesem „genau gebauten Text eine prägnante zeitdiagnostische Signatur.“

 

Barbara Yelin

Barbara Yelin, 1977 in München geboren, studierte bei Anke Feuchtenberger Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. 2014 erschien ihr Comic-Roman Irmina im Berliner Reprodukt Verlag mit einem eigenen Szenario. Yelin erzählt, wie eine junge Frau in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts ihre Selbstverwirklichungswünsche aufgibt und zur Mitläuferin des Nationalsozialismus wird. Die Jury würdigte die „überaus gelungene, zwanglose Verbindung von individuellem Schicksal und historischem Hintergrund.“ Die umfangreiche Graphic Novel besteche auch durch „die differenzierte, ebenso einfühlsame wie kritische Darstellung der Hauptfigur“. Auch in zeichnerischer Hinsicht gehöre Yelin mit ihren bei allem Detailreichtum stets skizzenhaft-dynamischen Bildern zu den größten Comic-Talenten des deutschsprachigen Raums.

 

Silke Kleemann

Silke Kleemann, 1976 in Köln geboren, studierte Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft in Mainz/Germersheim. Seit 2000 arbeitet sie als freie Übersetzerin, Scout, Lektorin und Autorin. Kleemann organisierte und leitete etliche Übersetzertagungen sowie -workshops und erhielt verschiedene Arbeitsstipendien. Mit Ein Chinese auf dem Fahrrad und Zwei lange Unterhosen der Marke Hering, beide Titel erschienen bei Kiepenheuer und Witsch, hat sie gleich zwei Bücher des argentinischen Autors Ariel Magnus übersetzt. Die Jury zeigte sich beeindruckt: „An beiden Büchern lässt sich exemplarisch zeigen, welche herausfordernde Leistung Übersetzer zu vollbringen haben. Da geht es um Protagonisten, die das Spanische selbst nicht perfekt beherrschen und die durch falsche Wendungen charakterisiert werden müssen. Silke Kleemann gelingt nicht nur das, sondern sie bringt Tempo in die langen Sätze, findet eine Sprachmaske für den mündlichen Erzählton und glänzt mit Worterfindungen und Wortwitz.“

 

Tobias Roth

Tobias Roth, 1985 in München geboren, machte sich nach seinem Studium in Freiburg i.Br. und Berlin als freier Autor, Übersetzer, Kritiker und Literaturwissenschaftler selbständig. Er erhielt mehrere Literaturstipendien und wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. im internationalen Essay-Wettbewerb der Goethe-Gesellschaft in Weimar und durch die Literaturstiftung Bayern. In seinem Lyrikband Aus Waben, erschienen 2013 beim Berliner Verlagshaus J. Frank, widmet sich Tobias Roth der Gegenwartstauglichkeit von Sprachtraditionen. Die Jury lobte das Lyrikdebüt: „Tobias Roths Gedichte beziehen sich im Fluss einer gepflegten Sprache auf die europäische Tradition, insbesondere auf die Zeit der Renaissance.“ Roth nehme, so die Jury, „den Leser von Gedicht zu Gedicht in einen beschwörenden ruhigen Rhythmus mit“, immer wieder gelängen ihm „wunderbar frische, überraschend eigenständige Fügungen.“