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Jean-Paul-Preis 2015 für Gerhard Roth

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Jean Paul auf einem Stahlstich von Carl August Schwerdgeburth (© Bayerische Staatsbibliothek / Porträtsammlung)

Den Jean-Paul-Preis des Freistaats erhält in diesem Jahr der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth. Dies gab Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle in München bekannt. Der mit 15.000 Euro dotierte Literaturpreis wird alle zwei Jahre vergeben und würdigt das literarische Gesamtwerk eines deutschsprachigen Schriftstellers oder einer deutschsprachigen Schriftstellerin.

„Gerhard Roths Interesse gilt einer Freilegung von Verdrängungsprozessen, die bis heute den Umgang mit der jüngeren Geschichte prägen. Es ist beeindruckend, wie er menschliche Abgründe beschreibt und dabei auf anrührende Weise objektiviert“, so der Minister. Daher habe er dem Vorschlag der Jury mit großer Überzeugung zugestimmt.

Die Jury war sich einig, dass sich Roths Werk durch einen präzisen und enzyklopädischen Blick auf Wahn und Tod sowie durch die Angst vor beiden auszeichnet. In der Bewertung der Jury heißt es: „Roths große Romanzyklen sind Entdeckungsfahrten in das Unbewusste. Sie thematisieren die Gewalt der menschlichen Verhältnisse, die verdrängte Geschichte vom letzten Jahrhundert bis in die Gegenwart und geben den Opfern eine Stimme. Seine Arbeiten erzeugen in ihrer klaren Sprache und den kriminalistischen Erzählstrukturen die Lust, die Wirklichkeit und das oft unverständliche Verhalten der Menschen in ihr zu deuten.“

Der 1942 in Graz geborene Erzähler, Dramatiker, Essayist und Fotograf Gerhard Roth lebt heute in Wien und der Südsteiermark. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Drehbücher. Seine großen Romanzyklen Die Archive des Schweigens (1980-1991) und Orkus (1995-2011) umfassen allein insgesamt 15 Einzelwerke.

Unter den bisherigen Preisträgern waren Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Horst Bienek, Hermann Lenz, Günter de Bruyn, Herbert Rosendorfer, Gerhard Polt, Uwe Dick, Brigitte Kronauer und Petra Morsbach. Der Jury gehören derzeit an: Dr. Maria Gazzetti, Prof. Dr. Sven Hanuschek, Dr. Burkhard Müller, Prof. Dr. Reinhard Wittmann, Cornelia Zetzsche.