„Bayern ist nicht (nur) München...“ (2). Von Petra Bartoli y Eckert und Gerda Stauner
Die in Niederbayern aufgewachsene Autorin Petra Bartoli y Eckert arbeitet in Form einer literarischen Email-Korrespondenz mit der Oberpfälzer Autorin Gerda Stauner auf, was die wunderbare und klangvolle Sprache in ihren jeweiligen Heimatbezirken ausmacht. Dabei zeigen sie besonders schöne Beispiele von Begriffen oder Redewendungen auf, die die Liebe der Menschen zu ihrer Heimat begreifbar machen. In ihren Texten driften die Autorinnen jedoch nicht in sprachwissenschaftliche Gewässer ab, sondern formulieren ihre Beiträge stets so, dass auch ein Zugezogener dem Geschriebenen gut folgen kann.
Mit der folgenden achtteiligen Blogreihe über die bairische Sprache beteiligen sich Petra Bartoli y Eckert und Gerda Stauner an „Neustart Freie Szene – Literatur“, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung der Freien Szene in Bayern. Alle bisherigen Beiträge des Projekts finden Sie HIER.
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Hausnamen (2)
Von: Gerda Stauner
An: Petra Bartoli y Eckert
Betreff: Re: Re: Bayern ist nicht (nur) München. Und in München wird nicht (mehr) bayerisch gesprochen.
Liebe Petra,
kennst du eigentlich den Hausnamen deiner Familie?
Ich weiß nicht, ob es in Niederbayern auch diesen Brauch gibt, dass Bauernhöfe oder auch einfache Anwesen einen Hausnamen bekommen. In der Oberpfalz haben jedenfalls manche Häuser einen Eigennamen, der sich auch nicht ändert, wenn der Besitzer wechselt. Früher spielte der Familienname wohl eine weitaus weniger wichtige Rolle als heute und es kam hauptsächlich darauf an, in welchem Haus man lebte, um zugeordnet werden zu können. Ich kann mir vorstellen, dass diese Praxis bei einem Besitzerwechsel hin und wieder zu Missverständnissen führte.
Das Haus, in dem ich geboren wurde, hatte leider keinen eigenen Namen. Meine Eltern haben es erst 1960 gebaut. Das Anwesen, das zuvor dort gestanden hatte, war ebenfalls namenlos. Das lag vermutlich daran, dass der Grund und Boden, auf dem meine Familie lebte, schon weit vor meiner Geburt von einem größeren Bauernhof abgetrennt und verkauft worden war. Der Hausname blieb beim Hof, denn man konnte ihn ja schlecht aufteilen. Mein Nachbar hingegen hatte die Ehre, in einem Gebäude zu wohnen, dessen wechselnde Eigentürmer stets „Mucklwirt“ genannt wurden. Das uralte Haus, in dem er lebte, lag früher an der Postkutschenstrecke zwischen Regensburg und Nürnberg und diente wohl lange Zeit als Versorgungsstation und Wirtschaft. Übrigens habe ich den „Mucklwirt“, das Haus, nicht den Besitzer, gleich in zwei Romanen, die ich geschrieben habe, verewigt. Der Name gefiel mir einfach zu gut.
In der Dorfgemeinschaft galt es als besondere Ehre, mit Hausnamen gerufen zu werden und ich habe es als Kind bedauert, dass wir nur unseren Familiennamen hatten. Meine Großeltern mütterlicherseits hingegen waren unter dem Hausnamen „Hüttl“ bekannt, und auch mein Onkel trug diesen Namen. Wie es in Bayern üblich ist, wurde der Vorname natürlich hintangestellt und der Bruder meiner Mutter wurde von allen nur der „Hüttl Hans“ gerufen. Meine Mutter musste den Beinamen bei ihrer Heirat bedauerlicherweise abgeben.
Übrigens hat der Landkreis Schwandorf im letzten Jahr seine Bürger aufgerufen, sich mit dem jeweiligen Hausnamen beim Landratsamt zu melden. Interessierte konnten dann ein Schild mit ihrem Hausnamen anfordern und am Gebäude anbringen. Die Idee dahinter war, die Dorfgeschichte lebendig zu halten und gleichzeitig die regionale Identität zu stärken. Eigentlich ein schönes Projekt, findest du nicht?
Früher konnte man sich seinen Hausnamen nicht selbst aussuchen. Die Bezeichnungen wurden von der Dorfgemeinschaft geprägt. Gefiel einem der Eigenname nicht, blieb einem wohl nur der Umzug in einen Hof mit einem schöneren Hausnamen übrig. Aber wenn ich recht darüber nachdenke, kommen wir ja alle mit einem Familiennamen zur Welt, den wir uns nicht ausgesucht haben. Ein Mittel, um an einen neuen Nachnamen zu kommen, wäre heutzutage die Heirat. Aber ob das die Mühe wert ist?
Wenn ich mir einen Hausnamen aussuchen könnte, dann wäre das sicher „Schreiber“, was sonst?
Ich freue mich schon sehr darauf von dir zu hören, wie ihr das in Niederbayern handhabt!
Bis dahin, liebe Grüße
Gerda
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Gerda Stauner
Freie Autorin
email:
website: www.gerda-stauner.de
Von: Petra Bartoli y Eckert
An: Gerda Stauner
Betreff: Re: Re: Bayern ist nicht (nur) München. Und in München wird nicht (mehr) bayerisch gesprochen.
Liebe Gerda,
aber natürlich gibt es in Niederbayern Hausnamen! Ich denke, die finden sich in ganz Bayern und darüber hinaus. Wusstest du, dass ein eigens dafür gegründeter Verein – der Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V. – sogar ein Landesverzeichnis dazu angelegt hat? Demzufolge soll es in Bayern mehr als 50.000 Hausnamen geben, die überliefert und noch heute bekannt sind. Aber zurück zu Niederbayern. Oder genauer gesagt: zu dem Teil Niederbayerns, der zwischen Gäuboden und Labertal liegt. Dort bin ich aufgewachsen. Und obwohl das Haus, in dem ich groß geworden bin, mittlerweile schon weit mehr als 100 Jahre alt ist, trägt es keinen Namen. Was sehr schade ist, denn das Haus war zwischen 1945 und 1953 Bürgermeistershaus – mit dem damals einzigen Telefon im ganzen Ort. Mein Großvater, der 20 Jahre vor meiner Geburt in Ausübung seines Amtes bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, war der Bürgermeister von drei Weilern. Zu einem „Ober-“ hat er es als Bürgermeister freilich nicht gebracht, denn er hat die Anliegen von nur rund 100 Menschen vertreten, die in den Weilern lebten. Dennoch finde ich, zu dem Haus hätte der Hausnamen „Bürgermeisterhof“ gut gepasst.
Im Nachbardorf gab und gibt es noch heute geläufige Hausnamen. Die Mitglieder einer Familie werden dort beispielsweise konsequent mit „Wagner“, also dem zugehörigen Hausnamen, gerufen: die Wagner-Anni und der Wagner-Luggi. Und das, obwohl sie einen ganz anderen Familiennamen führen. Bestimmt finden sich in der Familiengeschichte von Anni und Luggi Vorfahren, die Wagenmacher waren. Und dann gibt es noch etliche Lehner. Was auch nicht verwunderlich ist, denn „Lehner“ waren seit dem Mittelalter die Aufsitzer auf einem Lehen, also einem Stück Land, das nicht ihnen gehörte und für dessen Nutzung sie an ihren Lehnsherren Abgaben zahlen mussten. Die Gegend, aus der ich komme, ist nicht so reich wie der Gäuboden. Dort lebten eher arme Leute. Solche also, die sich keinen eigenen Grund und Boden leisten konnten und deshalb zu Lehnern wurden. Um die vielen Lehner zu unterscheiden, waren Hausnamen die gängige Praxis. Es gab und gibt den „Lehner am Berg“ oder den „Kirchenlehner“ – und das wohl schon seit mehr als 500 Jahren.
Eine Gastwirtschaft gibt es in dem Dorf übrigens schon lange nicht mehr. Das Wirtshaussterben auf dem Land hat auch vor Niederbayern nicht halt gemacht ... Der „Mucklwirt“, den du erwähnst, hat mich nachhaltig beeindruckt. In das Wirtshaus würde ich sofort einkehren – schon wegen des Hausnamens! Da kommt mir noch ein Gedanke: Auch wenn du gerne in einem Haus mit dem Hausnamen „Schreiber“ wohnen würdest, würde dein richtiger Nachname – Stauner – sich auch als Hausname für eine Schriftstellerin gut machen!
In diesem Sinne: Ich freue mich auf weitere Nachrichten von dir, die mich zum Staunen bringen!
Beste Grüße aus einem Haus ganz ohne Namen
Petra
Petra Bartoli y Eckert
Autorin
email
website www.petra-bartoli.de
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Die Autorin Petra Bartoli y Eckert ist Wahloberpfälzerin, im Herzen aber Niederbayern immer treu geblieben. Sie ist 1974 in der Nähe von Regensburg geboren und im Landkreis Straubing-Bogen aufgewachsen. 1994 zog sie für ihr Studium nach Regensburg. Mittlerweile hat sie in Peripherie der Stadt an der Donau Wurzeln geschlagen und lebt dort mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Etliche Jahre arbeitete sie als Sozialpädagogin mit verhaltensoriginellen Kindern und Jugendlichen. Dann entschied sie sich für eine Ausbildung zur Drehbuchautorin und mischte ihre beruflichen Karten neu. Seit 2008 ist Petra Bartoli y Eckert als freie Autorin tätig, schreibt Kinder- und Jugendliteratur, erzählende Sachbücher und Fachliteratur. Daneben arbeitet sie an Stoffen für Rundfunk und Fernsehen. 2022 ist ihr neuestes Buch Zum Glück zu Fuß – Begegnungen auf der Suche nach dem guten Leben (Ueberreuter) erschienen. Dafür war die Autorin mit dem Rucksack und zu Fuß in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich unterwegs und hat Menschen interviewt, die besonders zufrieden sind. Petra Bartoli y Eckert wurde 2012 mit dem SOS-Kinderliteraturpreis ausgezeichnet.
Die 1973 in der Oberpfalz geborene Gerda Stauner lebt seit 1999 in Regensburg, ist verheiratet und hat einen Sohn. Nach dem Abitur studierte sie in Rosenheim Betriebswirtschaft. Zeitgleich mit ihrem Umzug nach Regensburg eröffnete sie das Themenhotel „Künstlerhaus“. Ihr erster Roman Grasmond erscheint 2016 im SüdOst Verlag. Darin setzt sich die Autorin mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Menschen in der Oberpfalz auseinander. Ihre Texte beschäftigen sich mit den Themen Heimat, Identität und Vertreibung und lassen die jüngere Vergangenheit der Oberpfalz bildhaft wieder aufleben. Die Figuren für ihren zweiten Roman Sauforst – Vom Suchen und Finden der Heimat entstanden in Anlehnung an ihren eigenen Familienstammbaum. Wolfsgrund – Eine Spurensuche erscheint im März 2019 und bildet den Abschluss der Trilogie um die Familie Beerbauer. Gerda Stauner ist erfolgreich mit unterschiedlichen Leseformaten an Schulen, Bibliotheken und bei Kulturveranstaltungen unterwegs. Sie gibt ihr Wissen in Schreibkursen weiter und engagiert sich in der Lese- und Schreibförderung für Jugendliche. 2018 vergibt die Stadt Regensburg den Kulturförderpreis an Gerda Stauner für ihr literarisches Schaffen und ihr kulturelles Engagement. Weitere Förderungen folgten.
„Bayern ist nicht (nur) München...“ (2). Von Petra Bartoli y Eckert und Gerda Stauner>
Die in Niederbayern aufgewachsene Autorin Petra Bartoli y Eckert arbeitet in Form einer literarischen Email-Korrespondenz mit der Oberpfälzer Autorin Gerda Stauner auf, was die wunderbare und klangvolle Sprache in ihren jeweiligen Heimatbezirken ausmacht. Dabei zeigen sie besonders schöne Beispiele von Begriffen oder Redewendungen auf, die die Liebe der Menschen zu ihrer Heimat begreifbar machen. In ihren Texten driften die Autorinnen jedoch nicht in sprachwissenschaftliche Gewässer ab, sondern formulieren ihre Beiträge stets so, dass auch ein Zugezogener dem Geschriebenen gut folgen kann.
Mit der folgenden achtteiligen Blogreihe über die bairische Sprache beteiligen sich Petra Bartoli y Eckert und Gerda Stauner an „Neustart Freie Szene – Literatur“, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung der Freien Szene in Bayern. Alle bisherigen Beiträge des Projekts finden Sie HIER.
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Hausnamen (2)
Von: Gerda Stauner
An: Petra Bartoli y Eckert
Betreff: Re: Re: Bayern ist nicht (nur) München. Und in München wird nicht (mehr) bayerisch gesprochen.
Liebe Petra,
kennst du eigentlich den Hausnamen deiner Familie?
Ich weiß nicht, ob es in Niederbayern auch diesen Brauch gibt, dass Bauernhöfe oder auch einfache Anwesen einen Hausnamen bekommen. In der Oberpfalz haben jedenfalls manche Häuser einen Eigennamen, der sich auch nicht ändert, wenn der Besitzer wechselt. Früher spielte der Familienname wohl eine weitaus weniger wichtige Rolle als heute und es kam hauptsächlich darauf an, in welchem Haus man lebte, um zugeordnet werden zu können. Ich kann mir vorstellen, dass diese Praxis bei einem Besitzerwechsel hin und wieder zu Missverständnissen führte.
Das Haus, in dem ich geboren wurde, hatte leider keinen eigenen Namen. Meine Eltern haben es erst 1960 gebaut. Das Anwesen, das zuvor dort gestanden hatte, war ebenfalls namenlos. Das lag vermutlich daran, dass der Grund und Boden, auf dem meine Familie lebte, schon weit vor meiner Geburt von einem größeren Bauernhof abgetrennt und verkauft worden war. Der Hausname blieb beim Hof, denn man konnte ihn ja schlecht aufteilen. Mein Nachbar hingegen hatte die Ehre, in einem Gebäude zu wohnen, dessen wechselnde Eigentürmer stets „Mucklwirt“ genannt wurden. Das uralte Haus, in dem er lebte, lag früher an der Postkutschenstrecke zwischen Regensburg und Nürnberg und diente wohl lange Zeit als Versorgungsstation und Wirtschaft. Übrigens habe ich den „Mucklwirt“, das Haus, nicht den Besitzer, gleich in zwei Romanen, die ich geschrieben habe, verewigt. Der Name gefiel mir einfach zu gut.
In der Dorfgemeinschaft galt es als besondere Ehre, mit Hausnamen gerufen zu werden und ich habe es als Kind bedauert, dass wir nur unseren Familiennamen hatten. Meine Großeltern mütterlicherseits hingegen waren unter dem Hausnamen „Hüttl“ bekannt, und auch mein Onkel trug diesen Namen. Wie es in Bayern üblich ist, wurde der Vorname natürlich hintangestellt und der Bruder meiner Mutter wurde von allen nur der „Hüttl Hans“ gerufen. Meine Mutter musste den Beinamen bei ihrer Heirat bedauerlicherweise abgeben.
Übrigens hat der Landkreis Schwandorf im letzten Jahr seine Bürger aufgerufen, sich mit dem jeweiligen Hausnamen beim Landratsamt zu melden. Interessierte konnten dann ein Schild mit ihrem Hausnamen anfordern und am Gebäude anbringen. Die Idee dahinter war, die Dorfgeschichte lebendig zu halten und gleichzeitig die regionale Identität zu stärken. Eigentlich ein schönes Projekt, findest du nicht?
Früher konnte man sich seinen Hausnamen nicht selbst aussuchen. Die Bezeichnungen wurden von der Dorfgemeinschaft geprägt. Gefiel einem der Eigenname nicht, blieb einem wohl nur der Umzug in einen Hof mit einem schöneren Hausnamen übrig. Aber wenn ich recht darüber nachdenke, kommen wir ja alle mit einem Familiennamen zur Welt, den wir uns nicht ausgesucht haben. Ein Mittel, um an einen neuen Nachnamen zu kommen, wäre heutzutage die Heirat. Aber ob das die Mühe wert ist?
Wenn ich mir einen Hausnamen aussuchen könnte, dann wäre das sicher „Schreiber“, was sonst?
Ich freue mich schon sehr darauf von dir zu hören, wie ihr das in Niederbayern handhabt!
Bis dahin, liebe Grüße
Gerda
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Gerda Stauner
Freie Autorin
email:
website: www.gerda-stauner.de
Von: Petra Bartoli y Eckert
An: Gerda Stauner
Betreff: Re: Re: Bayern ist nicht (nur) München. Und in München wird nicht (mehr) bayerisch gesprochen.
Liebe Gerda,
aber natürlich gibt es in Niederbayern Hausnamen! Ich denke, die finden sich in ganz Bayern und darüber hinaus. Wusstest du, dass ein eigens dafür gegründeter Verein – der Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V. – sogar ein Landesverzeichnis dazu angelegt hat? Demzufolge soll es in Bayern mehr als 50.000 Hausnamen geben, die überliefert und noch heute bekannt sind. Aber zurück zu Niederbayern. Oder genauer gesagt: zu dem Teil Niederbayerns, der zwischen Gäuboden und Labertal liegt. Dort bin ich aufgewachsen. Und obwohl das Haus, in dem ich groß geworden bin, mittlerweile schon weit mehr als 100 Jahre alt ist, trägt es keinen Namen. Was sehr schade ist, denn das Haus war zwischen 1945 und 1953 Bürgermeistershaus – mit dem damals einzigen Telefon im ganzen Ort. Mein Großvater, der 20 Jahre vor meiner Geburt in Ausübung seines Amtes bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, war der Bürgermeister von drei Weilern. Zu einem „Ober-“ hat er es als Bürgermeister freilich nicht gebracht, denn er hat die Anliegen von nur rund 100 Menschen vertreten, die in den Weilern lebten. Dennoch finde ich, zu dem Haus hätte der Hausnamen „Bürgermeisterhof“ gut gepasst.
Im Nachbardorf gab und gibt es noch heute geläufige Hausnamen. Die Mitglieder einer Familie werden dort beispielsweise konsequent mit „Wagner“, also dem zugehörigen Hausnamen, gerufen: die Wagner-Anni und der Wagner-Luggi. Und das, obwohl sie einen ganz anderen Familiennamen führen. Bestimmt finden sich in der Familiengeschichte von Anni und Luggi Vorfahren, die Wagenmacher waren. Und dann gibt es noch etliche Lehner. Was auch nicht verwunderlich ist, denn „Lehner“ waren seit dem Mittelalter die Aufsitzer auf einem Lehen, also einem Stück Land, das nicht ihnen gehörte und für dessen Nutzung sie an ihren Lehnsherren Abgaben zahlen mussten. Die Gegend, aus der ich komme, ist nicht so reich wie der Gäuboden. Dort lebten eher arme Leute. Solche also, die sich keinen eigenen Grund und Boden leisten konnten und deshalb zu Lehnern wurden. Um die vielen Lehner zu unterscheiden, waren Hausnamen die gängige Praxis. Es gab und gibt den „Lehner am Berg“ oder den „Kirchenlehner“ – und das wohl schon seit mehr als 500 Jahren.
Eine Gastwirtschaft gibt es in dem Dorf übrigens schon lange nicht mehr. Das Wirtshaussterben auf dem Land hat auch vor Niederbayern nicht halt gemacht ... Der „Mucklwirt“, den du erwähnst, hat mich nachhaltig beeindruckt. In das Wirtshaus würde ich sofort einkehren – schon wegen des Hausnamens! Da kommt mir noch ein Gedanke: Auch wenn du gerne in einem Haus mit dem Hausnamen „Schreiber“ wohnen würdest, würde dein richtiger Nachname – Stauner – sich auch als Hausname für eine Schriftstellerin gut machen!
In diesem Sinne: Ich freue mich auf weitere Nachrichten von dir, die mich zum Staunen bringen!
Beste Grüße aus einem Haus ganz ohne Namen
Petra
Petra Bartoli y Eckert
Autorin
email
website www.petra-bartoli.de
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Die Autorin Petra Bartoli y Eckert ist Wahloberpfälzerin, im Herzen aber Niederbayern immer treu geblieben. Sie ist 1974 in der Nähe von Regensburg geboren und im Landkreis Straubing-Bogen aufgewachsen. 1994 zog sie für ihr Studium nach Regensburg. Mittlerweile hat sie in Peripherie der Stadt an der Donau Wurzeln geschlagen und lebt dort mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Etliche Jahre arbeitete sie als Sozialpädagogin mit verhaltensoriginellen Kindern und Jugendlichen. Dann entschied sie sich für eine Ausbildung zur Drehbuchautorin und mischte ihre beruflichen Karten neu. Seit 2008 ist Petra Bartoli y Eckert als freie Autorin tätig, schreibt Kinder- und Jugendliteratur, erzählende Sachbücher und Fachliteratur. Daneben arbeitet sie an Stoffen für Rundfunk und Fernsehen. 2022 ist ihr neuestes Buch Zum Glück zu Fuß – Begegnungen auf der Suche nach dem guten Leben (Ueberreuter) erschienen. Dafür war die Autorin mit dem Rucksack und zu Fuß in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich unterwegs und hat Menschen interviewt, die besonders zufrieden sind. Petra Bartoli y Eckert wurde 2012 mit dem SOS-Kinderliteraturpreis ausgezeichnet.
Die 1973 in der Oberpfalz geborene Gerda Stauner lebt seit 1999 in Regensburg, ist verheiratet und hat einen Sohn. Nach dem Abitur studierte sie in Rosenheim Betriebswirtschaft. Zeitgleich mit ihrem Umzug nach Regensburg eröffnete sie das Themenhotel „Künstlerhaus“. Ihr erster Roman Grasmond erscheint 2016 im SüdOst Verlag. Darin setzt sich die Autorin mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Menschen in der Oberpfalz auseinander. Ihre Texte beschäftigen sich mit den Themen Heimat, Identität und Vertreibung und lassen die jüngere Vergangenheit der Oberpfalz bildhaft wieder aufleben. Die Figuren für ihren zweiten Roman Sauforst – Vom Suchen und Finden der Heimat entstanden in Anlehnung an ihren eigenen Familienstammbaum. Wolfsgrund – Eine Spurensuche erscheint im März 2019 und bildet den Abschluss der Trilogie um die Familie Beerbauer. Gerda Stauner ist erfolgreich mit unterschiedlichen Leseformaten an Schulen, Bibliotheken und bei Kulturveranstaltungen unterwegs. Sie gibt ihr Wissen in Schreibkursen weiter und engagiert sich in der Lese- und Schreibförderung für Jugendliche. 2018 vergibt die Stadt Regensburg den Kulturförderpreis an Gerda Stauner für ihr literarisches Schaffen und ihr kulturelles Engagement. Weitere Förderungen folgten.