Info
Geburtsjahr: 1926
in Radolfzell am Bodensee
Gest.: 8.11.2022 in Rettenberg
Foto: Sabrina Bestle © Kulturwerkstatt Sonthofen
Namensvarianten: geb. Köhrer
Wirkungsorte:
Rettenberg
Sonthofen
Wertach

Eva Schroer

Eva Schroer, 1926 in Radolfzell am Bodensee geboren und aufgewachsen, möchte als Jugendliche erst zum Zirkus, später zum Theater. Um ihren Lebensunterhalt in den Nachkriegsjahren zu sichern, arbeitet sie aber zunächst als Sekretärin im Stuttgarter Wirtschaftsministerium. Kleine Nebenrollen am Staatstheater Stuttgart bestärken sie in ihrem Wunsch, Schauspielerin zu werden. An der Wanderbühne Esslingen macht sie Eindruck als Heilige Johanna in Bernard Shaws Drama. Auf jugendliche Hauptrollen beim Renaissance-Theater und Schiller-Theater in Berlin folgen schließlich große Rollen an vielen verschiedenen Theatern. Jahrzehntelang ist Eva Schroer zudem eine gefragte Hörspielsprecherin und arbeitet mit Will Quadflieg und Peter Lühr zusammen. Am Staatstheater Saarbrücken lernt sie den Schauspieler und Regisseur Fred Schroer kennen. Gemeinsame Interessen, etwa für die bildende Kunst, verbinden die beiden, sie heiraten schließlich. Für Fred Schroer ist es die fünfte Ehe; sie hält 43 Jahre lang. Die beiden kehren dem Theater den Rücken, arbeiten als freie Künstler und leben in einem Bauernhaus im Hunsrück. Nach dem Tod ihres Mannes kann Eva Schroer das Haus nicht mehr halten. 1996 zieht sie im Alter von 70 Jahren nach Rettenberg im Allgäu, wo der Bruder ihres verstorbenen Mannes mit seiner Familie lebt.

Kontakte zu heimischen Künstlern und Schriftstellern helfen der lebenslustigen Eva Schroer, im Allgäu Fuß zu fassen. Vor allem die Kulturwerkstatt Sonthofen mit ihrer Leiterin Monika Bestle wird zu ihrer künstlerischen Heimat. Bis zu ihrem 93. Lebensjahr steht sie dort auf der Bühne und rezitiert – oft begleitet von Michael Hanel oder H. W. Retzer am Klavier – aus eigenen Texten oder aus Werken anderer Autor*innen. 2010 stellt sie in einer Lesung Die unfrisierten Gedanken des polnischen Lyrikers und Satirikers Stanislaw Lec vor. 2011 bearbeitet sie mit den Schauspielern Simone Schatz und Thomas Garmatsch Hans Magnus Enzensbergers Erzählung Josefine und ich, und 2014 erinnert sie mit einer Lesung aus dem Allgäukrimi Höllenschlucht an den verstorbenen Autor Peter Nowotny. Im Pfarrsaal in Wertach würdigt sie den von ihr sehr geschätzten W. G. Sebald mit einer Lesung der Erzählung „Paul Bereyter“ aus Die Ausgewanderten.

Eva Schroer bei einem Auftritt 2014. Foto: Sabrina Bestle © Kulturwerkstatt Sonthofen

Auch dem Schauspiel bleibt Eva Schroer treu, beispielsweise mit ihren Theaterstücken Du musst alt sein, um jung zu bleiben (2012) und Alter schützt vor Torheit nicht, das 2014 in der Kulturwerkstatt uraufgeführt wird und in dem die 88-Jährige beide Hauptrollen selbst spielt.

Zu ihrem 80. Geburtstag bringt Eva Schroer ihre Autobiographie Schlaglichter auf ein Leben (2006) heraus. Neben Bühnenfotos und Bildern der beiden Künstler Eva und Fred Schroer enthält das Buch auch deren Gedichte. Drei Jahre später erscheint Blick hinter die Kulissen: Eva Schroer – Erträumtes, Erwünschtes, Erlebtes (2009). Darüber hinaus erscheinen im Ursus Verlag noch die Sammlung von Gedichten, Gedanken und Texten Mein Welttheater in Bild und Wort (2015) sowie die Zeichnungen Einen Augen-Blick bitte (2015). 

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

Schlaglichter auf ein Leben als Künstlerin. In: Allgäuer Zeitung, 21.08.2006.

Unfrisierte Gedanken als literarisches Bonbon. In: Allgäuer Zeitung, 03.02.2010.

Künstlerleben: Die Schauspielerin Eva Schroer feiert in Rettenberg ihren 85. Geburtstag. In: Allgäuer Zeitung, 20.08.2011.

Schmid, Rainer: Wer alt wird, ist selber schuld. In: Allgäuer Zeitung, 29.04.2019.


Externe Links:

Literatur von Eva Schroer im BVB

Literatur über Eva Schroer im BVB