1909 kommt Berta Führer als jüngstes von zehn Kindern im Haus ihrer Eltern in Füssen zur Welt. Sechs ihrer Geschwister sterben bereits im Kindesalter. Ihr Vater Georg ist Kutscher und ihre Mutter Berta führt ein Kolonialwarengeschäft. Schon als Kind hilft die kleine Bertl, wie sie meist genannt wird, im Laden ihrer Mutter mit. Nach dem Besuch der Schule verdient sie zunächst als Störnäherin ihren Lebensunterhalt. Während der Kriegszeit und von 1948 bis 1974 ist sie für die Kleiderkammer der Kaserne Füssen tätig.

Nachdem ihr Verlobter nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkommt, bleibt sie unverheiratet und wohnt mit ihrer Schwester zusammen. Die sportliche und gesellige Bertl Führer ist in Füssen allen Einheimischen gut bekannt, nicht zuletzt durch das Geschäft ihrer Mutter, ihre sportlichen Aktivitäten im Turnverein und ihre jahrzehntelange Tätigkeit als Bischof am Nikolaustag. Nach dem Tod der Schwester zieht sie 1986 in das Bürgerspital Füssen, geht aber weiterhin jeden Tag zu Fuß in die Stadt, wo sie viele Menschen kennt. In der Füssener Heimatzeitung (Ausgaben 79 und 80 vom April und Mai 1995) wird Bertl Führers Leben und Werk ausführlich mit vielen Fotos gewürdigt. 1997 stirbt sie im Alter von 88 Jahren.

Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Füssen hat Bertl Führer in Gedichten festgehalten und bei örtlichen Veranstaltungen vorgetragen. Ihr noch erhaltenes lyrisches Werk, überwiegend in der ortstypischen Mundart verfasst, findet sich in Wolfgang K. Hindelangs Buch Fiâßar Dialêkt – G’dichtlê und G’schichtlê (2022). Darunter auch das Gedicht „I mêcht so geârê wiidr a Schuâlmäädlê sei“, das in einer kommentierten Fassung im Stadtarchiv Füssen vorliegt. Ihr Gedicht „Weihnächtê“ erscheint schließlich in der Anthologie Butzagägaler. Mundartlyrik in Bayerisch-Schwaben (2023).