Günter Seuren
Günter Seuren, Sohn eines Maschinenbauschlossers und SS-Angehörigen (gest. 1945), besucht das Hugo-Junkers-Gymnasium in Rheydt. Nach dem Abitur 1953 arbeitet er als Journalist (Illustrierte „Neue Post“) in Düsseldorf, ab 1955 bereits als Filmkritiker (Deutsche Zeitung) und freier Schriftsteller. Erste Gedichte von Günter Seuren erscheinen in Hans Benders Anthologie Junge Lyrik (1958). Mit Renate Rasp, Nicolas Born und Günter Herburger zählt er zur „Kölner Schule“ des (gesellschaftskritischen) neuen Realismus des Dieter Wellershoff. Seit 1967 lebt Günter Seuren in der Schweiz, seit 1970 in München, wo ihn eine enge Künstlerfreundschaft mit dem Münchner Dokumentarfilmer Sylvio Heufelder (*1949) verbindet.
Seinen ersten Erfolg hat Günter Seuren – nach dem Lyrikband Winterklavier für Hunde (1961) – mit dem autobiographisch gefärbten Roman Das Gatter (1964, verfilmt 1966 als Schonzeit für Füchse von Peter Schamoni). Darin geht es um einen 28-jährigen Journalisten, der vor Norm, Ehe und Häuslichkeit in einer westdeutschen Stadt auszuweichen versucht. Aber vor dem Hintergrund der Treibjagd im heimatlichen „Kaff“ kehrt er enttäuscht zurück. Auch die Gedichtsammlung Der Jagdherr liegt im Sterben (1974) kennzeichnet ein aggressiver Ton. Dazwischen erscheinen Lebeck (1966, Fernsehspiel 1968 von Johannes Schaaf), Das Kannibalenfest (1968, Fernsehspiel Schräge Vögel von Gustav Ehmck) und Der Abdecker (1970). Die Erzählung Der Angriff (1982) wird von Theodor Kotulla verfilmt. 1980 kommt es mit Abschied von einem Mörder zu der längst überfälligen Abrechnung mit der soldatischen Vergangenheit von Seurens Vater im Zweiten Weltkrieg. Romane über die Münchner Film- und Kulturschickeria (Die Asche der Davidoff, 1985) folgen.
Ab 1986 entstehen im Auftrag von ARD (WDR-Reihe „Schatzsucher“) und ZDF zahlreiche Drehbücher für Dokumentarfilme (Der Schatz von Lima, Die Königin von Floreana, Rommels Gold, Francis Drake), wo ihn die Dreharbeiten meist mit dem Regisseur Sylvio Heufelder quer durch die ganze Welt, u.a. nach Kanada, Mexiko, Ecuador (Galapagos) und Peru, führen. Literarischer Ausfluss sind die dreibändigen Lesebücher Schätze dieser Erde. Die Jagd nach Abenteuer, Glück und Gold (1989ff.) und Schatzsucher. Auf der Jagd nach dem verlorenen Gold der Jahrhundertwende (1993, Neuaufl. 2000 zus. mit Sylvio Heufelder).
Fast vergessen von seinem Leserpublikum erscheint die Ökosatire Der Krötenküsser (2000), die packende Galapagos Affäre (2001) über ein reales deutsches Kommune-Experiment von 1929 und Jenseits von Wimbledon (2002), eine witzig-satirische Geschichte um die Tennisspielerin Steffi Graf, mit denen Günter Seuren seine Rückkehr als Romanautor feiert. Posthum erscheint 2004 Das Floß der Medusa, ein mehrschichtiges Buch über Tod, Kunst und späte Liebe, aber auch über den Nationalsozialismus – am Beispiel eines virtuosen Bildfälschers, der beauftragt wird, Théodore Géricaults berühmtes Bild zu kopieren.
„Private Konfession und Zeitkritik verschmelzen in Seurens handwerklich routiniert gestalteten Texten“, so der Literaturkritiker Thomas Kraft. Es handelt sich dabei um „raffinierte Miniaturen, meisterhaft zugespitzte Dialoge, eine artifizielle, unterkühlt-lakonische Sprache. Die Ökonomie der Handlungsstränge und Figurenkonstellationen charakterisieren den Stil Seurens.“
Günter Seuren hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, so 1963 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur, 1966 den Drehbuchpreis und den Silbernen Bären der „Berlinale“ für die Verfilmung seines Romans Das Gatter sowie 1967 den Georg-Mackensen-Literaturpreis für die Kurzgeschichte Ein Anlaß, den Ort zu wechseln. 1987 folgt der Filmpreis des Hauptverbandes deutscher Filmtheater für Encantadas.
Unter der Büste des Komponisten Max Reger: Günter Seuren (Mitte) mit Hans Christoph Buch (links) und Bernhard M. Baron (rechts) bei den 17. Weidener Literaturtagen im Mai 2001 anlässlich des Empfangs des Oberbürgermeisters am 12. Mai 2001 im Alten Rathaus zu Weiden. Foto: Karin Wilck © Bernhard M. Baron
Seuren nimmt sowohl an den 17. Weidener Literaturtagen „wegfahren – reisen – heimkommen“ (2001) als auch an den 18. Weidener Literaturtagen „Amerika – Symbol für Ferne und Freiheit?“ (2002) teil, wo er mit Dr. Beate Pinkerneil (3sat/kulturzeit) auf dem Podium diskutiert.
Er stirbt am 10. Dezember 2003 in München an den Folgen eines Herzinfarkts.
Sekundärliteratur:
Seuren, Günter. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000011619, (25.9.2014).
Grzimek, Martin; Freudenstein, Christiane (1989): Günter Seuren. In: Kritisches Literaturlexikon (KLG). München.
Hartwig, Ina (2003): Wider den harten Kern. Zum Tode von Günter Seuren. In: Frankfurter Rundschau, 13. Dezember.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 17664). Stuttgart, S. 887f.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 2. München, S. 1111-1113.
Externe Links:
Günter Seuren, Sohn eines Maschinenbauschlossers und SS-Angehörigen (gest. 1945), besucht das Hugo-Junkers-Gymnasium in Rheydt. Nach dem Abitur 1953 arbeitet er als Journalist (Illustrierte „Neue Post“) in Düsseldorf, ab 1955 bereits als Filmkritiker (Deutsche Zeitung) und freier Schriftsteller. Erste Gedichte von Günter Seuren erscheinen in Hans Benders Anthologie Junge Lyrik (1958). Mit Renate Rasp, Nicolas Born und Günter Herburger zählt er zur „Kölner Schule“ des (gesellschaftskritischen) neuen Realismus des Dieter Wellershoff. Seit 1967 lebt Günter Seuren in der Schweiz, seit 1970 in München, wo ihn eine enge Künstlerfreundschaft mit dem Münchner Dokumentarfilmer Sylvio Heufelder (*1949) verbindet.
Seinen ersten Erfolg hat Günter Seuren – nach dem Lyrikband Winterklavier für Hunde (1961) – mit dem autobiographisch gefärbten Roman Das Gatter (1964, verfilmt 1966 als Schonzeit für Füchse von Peter Schamoni). Darin geht es um einen 28-jährigen Journalisten, der vor Norm, Ehe und Häuslichkeit in einer westdeutschen Stadt auszuweichen versucht. Aber vor dem Hintergrund der Treibjagd im heimatlichen „Kaff“ kehrt er enttäuscht zurück. Auch die Gedichtsammlung Der Jagdherr liegt im Sterben (1974) kennzeichnet ein aggressiver Ton. Dazwischen erscheinen Lebeck (1966, Fernsehspiel 1968 von Johannes Schaaf), Das Kannibalenfest (1968, Fernsehspiel Schräge Vögel von Gustav Ehmck) und Der Abdecker (1970). Die Erzählung Der Angriff (1982) wird von Theodor Kotulla verfilmt. 1980 kommt es mit Abschied von einem Mörder zu der längst überfälligen Abrechnung mit der soldatischen Vergangenheit von Seurens Vater im Zweiten Weltkrieg. Romane über die Münchner Film- und Kulturschickeria (Die Asche der Davidoff, 1985) folgen.
Ab 1986 entstehen im Auftrag von ARD (WDR-Reihe „Schatzsucher“) und ZDF zahlreiche Drehbücher für Dokumentarfilme (Der Schatz von Lima, Die Königin von Floreana, Rommels Gold, Francis Drake), wo ihn die Dreharbeiten meist mit dem Regisseur Sylvio Heufelder quer durch die ganze Welt, u.a. nach Kanada, Mexiko, Ecuador (Galapagos) und Peru, führen. Literarischer Ausfluss sind die dreibändigen Lesebücher Schätze dieser Erde. Die Jagd nach Abenteuer, Glück und Gold (1989ff.) und Schatzsucher. Auf der Jagd nach dem verlorenen Gold der Jahrhundertwende (1993, Neuaufl. 2000 zus. mit Sylvio Heufelder).
Fast vergessen von seinem Leserpublikum erscheint die Ökosatire Der Krötenküsser (2000), die packende Galapagos Affäre (2001) über ein reales deutsches Kommune-Experiment von 1929 und Jenseits von Wimbledon (2002), eine witzig-satirische Geschichte um die Tennisspielerin Steffi Graf, mit denen Günter Seuren seine Rückkehr als Romanautor feiert. Posthum erscheint 2004 Das Floß der Medusa, ein mehrschichtiges Buch über Tod, Kunst und späte Liebe, aber auch über den Nationalsozialismus – am Beispiel eines virtuosen Bildfälschers, der beauftragt wird, Théodore Géricaults berühmtes Bild zu kopieren.
„Private Konfession und Zeitkritik verschmelzen in Seurens handwerklich routiniert gestalteten Texten“, so der Literaturkritiker Thomas Kraft. Es handelt sich dabei um „raffinierte Miniaturen, meisterhaft zugespitzte Dialoge, eine artifizielle, unterkühlt-lakonische Sprache. Die Ökonomie der Handlungsstränge und Figurenkonstellationen charakterisieren den Stil Seurens.“
Günter Seuren hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, so 1963 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur, 1966 den Drehbuchpreis und den Silbernen Bären der „Berlinale“ für die Verfilmung seines Romans Das Gatter sowie 1967 den Georg-Mackensen-Literaturpreis für die Kurzgeschichte Ein Anlaß, den Ort zu wechseln. 1987 folgt der Filmpreis des Hauptverbandes deutscher Filmtheater für Encantadas.
Unter der Büste des Komponisten Max Reger: Günter Seuren (Mitte) mit Hans Christoph Buch (links) und Bernhard M. Baron (rechts) bei den 17. Weidener Literaturtagen im Mai 2001 anlässlich des Empfangs des Oberbürgermeisters am 12. Mai 2001 im Alten Rathaus zu Weiden. Foto: Karin Wilck © Bernhard M. Baron
Seuren nimmt sowohl an den 17. Weidener Literaturtagen „wegfahren – reisen – heimkommen“ (2001) als auch an den 18. Weidener Literaturtagen „Amerika – Symbol für Ferne und Freiheit?“ (2002) teil, wo er mit Dr. Beate Pinkerneil (3sat/kulturzeit) auf dem Podium diskutiert.
Er stirbt am 10. Dezember 2003 in München an den Folgen eines Herzinfarkts.
Seuren, Günter. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000011619, (25.9.2014).
Grzimek, Martin; Freudenstein, Christiane (1989): Günter Seuren. In: Kritisches Literaturlexikon (KLG). München.
Hartwig, Ina (2003): Wider den harten Kern. Zum Tode von Günter Seuren. In: Frankfurter Rundschau, 13. Dezember.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 17664). Stuttgart, S. 887f.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 2. München, S. 1111-1113.