Joachim Heinrich Hagen
Joachim Heinrich Hagen, der Verfasser der Weihnacht-Schäferey, wird 1648 als Sohn des Bayreuther Bäckermeisters und Landausschuss-Leutnants Friedrich Hagen und dessen Frau Maria, geb. Helfreich, in Bayreuth geboren und – laut den Kirchenbüchern der Stadtkirche – noch am selben Tag getauft.
Von Geburt an kränklich ist er wiederholt lange Zeit auf den Unterricht durch Hauslehrer angewiesen, besucht zunächst die deutsche und dann die lateinische Stadtschule, wo er unter den Lehrern Heinrich Albin (1628-1706), Nicolaus Heerwagen (1625-1683) und Johann Matthäus Stumpf (1627-1673) große Begabung und Lerneifer zeigt und auch seine Befähigung in der Musik entwickelt. Er ist ein ausgezeichneter Schüler. Im Bayreuther Gymnasium lernt er bei den Lehrern Johann Wolfgang Rentsch (1637-1690), Ludwig Liebhard (1635-1687), Johann Caspar Oertel (1639-1689) und Johann Fikenscher (1638-1722) sowie dem inzwischen als Professor für Moraltheologie von der Lateinschule aufs Gymnasium versetzten Stumpf. Es gelingt Hagen bald sich durch hervorragende Leistungen und durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten in Disputation und Deklamation, aber auch in der Dichtkunst zu profilieren.
Der Markgraf selbst hört sich zwei seiner öffentlichen Reden an und lässt sie noch zu Gymnasialzeiten Hagens im Druck erscheinen. Außerdem verspricht er dem Schüler ein Stipendium, das Hagen jedoch u.a. wegen fortdauernder Kränklichkeit nicht antreten kann. Hagen verbleibt daher vorerst auf dem Gymnasium. Wohl mit der Absicht, sich doch noch ein Stipendium zu erwerben, verfasst er bis in die erste Januarhälfte 1669 die Weihnacht-Schäferey, die er seinem Fürsten und Gönner Christian Ernst widmet. Obwohl der Erfolg in dieser Hinsicht ausbleibt, ist davon auszugehen, „daß mit dieser Schäferdichtung Hagens Ruf als Poet in Bayreuth gefestigt war“ (Joachim Kröll).
Noch im selben Jahr erfolgt die Aufnahme Hagens unter dem Ordensnamen Filadon bzw. Philadon in den Pegnesischen Blumenorden durch deren Präses Sigmund von Birken, der bereits früher mit Hagen in Kontakt gestanden hat und seitdem einen regen Briefwechsel mit ihm unterhält. Da Hagens Eltern ohne kurfürstliche Unterstützung finanziell nicht in der Lage sind, ihrem Sohn ein Universitätsstudium zu ermöglichen, verbleibt dieser vorerst am Bayreuther Gymnasium, ehe ihm die Vermittlung des Jenaer Professors Erhard Weigel (1625-1699) ab Juni 1669 doch noch zum Antritt eines Studiums in Jena verhilft. So hält Hagen am 20. Juli 1669 seine Abschiedsrede am Bayreuther Gymnasium und wird am Folgetag von Caspar von Lilien (1632-1687) zum Kaiserlichen Dichter gekrönt.
Hagen tritt sein Studium unmittelbar im Anschluss an und hört über vier Jahre Vorlesungen bei verschiedenen Professoren sowie seinem Förderer und Hausvater, dem Mathematikprofessor Erhard Weigel. Der Kontakt zu Weigel ist entsprechend der größeren persönlichen Nähe zu ihm stark, was sich auch daran ablesen lässt, dass Hagen ihm im Oktober 1672 bei dessen Ernennung zum Oberdirektor der Architektur an der Universität Jena seine Gunst-leuchtende Kunst-Liebe schreibt. Ein Jahr später verfasst er einen Gedichtbeitrag zu Weigels Tetractyn von 1673. Es ist auch Weigel, bei dem Hagen bereits im April 1671 zum ersten Mal zu dessen Schrift Pancosmus respondiert und in dessen neugegründete „Pythagoreische Gesellschaft“ er 1672 eintritt, ehe er im Oktober 1672 zum Doktor der Philosophie promoviert. In dieser Position hält Hagen über einige Monate Philosophie-Vorlesungen in Jena.
1673 wird er von Moritz Prinz von Sachsen-Zeitz (1619-1681) angefragt, als Hofmeister für dessen Söhne tätig zu werden. Hagen will dieser Bitte nachkommen, erhält jedoch eine Absage seines Landesherrn Christian Ernst, der ihn zurück nach Bayreuth beordert. Hier, wo er Ende April 1673 eintrifft, wird er zunächst mit der Ausbildung der Prinzen des Markgrafen Georg Albrecht d. Ä. (1619-1666), Markgraf von Brandenburg-Kulmbach, betraut, ehe er ab November 1673 die Professur für Beredsamkeit und Dichtkunst am Gymnasium zu Bayreuth erhält, die er mit seiner Antrittsvorlesung über die Geschichte der deutschen Dichtkunst antritt. Seit dem 29. Januar des Folgejahres wird ihm zusätzlich die Professur für Mathematik übertragen. Christian Ernst vertraut ihm außerdem seinen Sohn, den Erbprinzen Georg Wilhelm (1678–1726), als Zögling an.
Der Kontakt zu den Nürnberger Pegnitzschäfern, der besonders durch einen regen Briefwechsel mit Birken aufrechterhalten wird, reißt auch in dieser Zeit nicht ab, bleibt jedoch ein indirekter. So verfasst Hagen u.a. zur Hochzeit Birkens die Gratulationsschrift Zergänzte, und ergänzte Wunsch-gedanken. Selbst verheiratet sich Hagen mit Magdalena Martha, der Tochter seines ehemaligen Gymnasialprofessors Johann Wolfgang Rentsch. In der Zusammenarbeit von Heinrich Arnold Stockfleth, Carl Friedrich Lochner (1634-1697) und Sigmund von Birken entsteht zu diesem Anlass eine knapp vierzigseitige Prosaekloge. Aus der Ehe mit Magdalena Martha gehen drei Söhne hervor, wovon nur der älteste, Friedrich Caspar (1681-1741), überlebt. Neben einigen Beiträgen zu Kasualschriften der Pegnitzschäfer, schreibt Hagen vor allem Gelegenheitsdichtungen zu besonderen Anlässen für Mitglieder des brandenburgischen Hofes und herausragende Bayreuther Bürger. 1681 verfasst er zudem mit der Bemerkung/ der jüngsten großen Comet-Erscheinungen eine umfangreiche astronomische Abhandlung. 1691 erscheinen zwei seiner geistlichen Lieder („Von der Geduld.“ und „Die Buß-Thränen.“) in Heinrich Müllers Andachtsschrift Der Geistlichen Erquick-Stunden (1691).
Als Hagen 1687 dem Ruf zum Pfarrer in Scharzenbach an der Saale nachkommen will, wird ihm dieses Gesuch abermals von Christian Ernst verwehrt, der ihm stattdessen am 30. Oktober 1688 eine Position als Unterdiakon in der Stadtkirche Bayreuth verschafft, wo Hagen dann 1690, nach dem Tod von Johann Wolfgang Rentsch, das mittlere Diakonat sowie das Hospitalpfarramt übernimmt und schließlich 1692 die ebenfalls bisher von Rentsch gehaltene Professur für Theologie übertragen bekommt. Bereits ein Jahr später wird er für die Stelle im Erzdiakonat sowie für jene des Konsistorialassessors bestimmt, vor deren Antritt er jedoch am 10. Mai 1693 stirbt.
Ein Trauergedicht auf Hagen stammt aus der Feder von Johann Heinrich Albinus (1671-1718).
Sekundärliteratur:
Hänselmann, Matthias Clemens (2013): Gottessuche als Weg zur Selbstfindung. Die Weihnacht-Schäferey von Joachim Heinrich Hagen. In: Hänselmann, Matthias Clemens; Schuster, Ralf (Hg.): Das Motiv der Weihnacht. Untersuchungen zur religiösen Dichtung aus dem Umfeld des Pegnesischen Blumenordens im 17. Jahrhundert. Ralf Schuster Verlag, Passau, S. 183-230.
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Joachim Heinrich Hagen, der Verfasser der Weihnacht-Schäferey, wird 1648 als Sohn des Bayreuther Bäckermeisters und Landausschuss-Leutnants Friedrich Hagen und dessen Frau Maria, geb. Helfreich, in Bayreuth geboren und – laut den Kirchenbüchern der Stadtkirche – noch am selben Tag getauft.
Von Geburt an kränklich ist er wiederholt lange Zeit auf den Unterricht durch Hauslehrer angewiesen, besucht zunächst die deutsche und dann die lateinische Stadtschule, wo er unter den Lehrern Heinrich Albin (1628-1706), Nicolaus Heerwagen (1625-1683) und Johann Matthäus Stumpf (1627-1673) große Begabung und Lerneifer zeigt und auch seine Befähigung in der Musik entwickelt. Er ist ein ausgezeichneter Schüler. Im Bayreuther Gymnasium lernt er bei den Lehrern Johann Wolfgang Rentsch (1637-1690), Ludwig Liebhard (1635-1687), Johann Caspar Oertel (1639-1689) und Johann Fikenscher (1638-1722) sowie dem inzwischen als Professor für Moraltheologie von der Lateinschule aufs Gymnasium versetzten Stumpf. Es gelingt Hagen bald sich durch hervorragende Leistungen und durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten in Disputation und Deklamation, aber auch in der Dichtkunst zu profilieren.
Der Markgraf selbst hört sich zwei seiner öffentlichen Reden an und lässt sie noch zu Gymnasialzeiten Hagens im Druck erscheinen. Außerdem verspricht er dem Schüler ein Stipendium, das Hagen jedoch u.a. wegen fortdauernder Kränklichkeit nicht antreten kann. Hagen verbleibt daher vorerst auf dem Gymnasium. Wohl mit der Absicht, sich doch noch ein Stipendium zu erwerben, verfasst er bis in die erste Januarhälfte 1669 die Weihnacht-Schäferey, die er seinem Fürsten und Gönner Christian Ernst widmet. Obwohl der Erfolg in dieser Hinsicht ausbleibt, ist davon auszugehen, „daß mit dieser Schäferdichtung Hagens Ruf als Poet in Bayreuth gefestigt war“ (Joachim Kröll).
Noch im selben Jahr erfolgt die Aufnahme Hagens unter dem Ordensnamen Filadon bzw. Philadon in den Pegnesischen Blumenorden durch deren Präses Sigmund von Birken, der bereits früher mit Hagen in Kontakt gestanden hat und seitdem einen regen Briefwechsel mit ihm unterhält. Da Hagens Eltern ohne kurfürstliche Unterstützung finanziell nicht in der Lage sind, ihrem Sohn ein Universitätsstudium zu ermöglichen, verbleibt dieser vorerst am Bayreuther Gymnasium, ehe ihm die Vermittlung des Jenaer Professors Erhard Weigel (1625-1699) ab Juni 1669 doch noch zum Antritt eines Studiums in Jena verhilft. So hält Hagen am 20. Juli 1669 seine Abschiedsrede am Bayreuther Gymnasium und wird am Folgetag von Caspar von Lilien (1632-1687) zum Kaiserlichen Dichter gekrönt.
Hagen tritt sein Studium unmittelbar im Anschluss an und hört über vier Jahre Vorlesungen bei verschiedenen Professoren sowie seinem Förderer und Hausvater, dem Mathematikprofessor Erhard Weigel. Der Kontakt zu Weigel ist entsprechend der größeren persönlichen Nähe zu ihm stark, was sich auch daran ablesen lässt, dass Hagen ihm im Oktober 1672 bei dessen Ernennung zum Oberdirektor der Architektur an der Universität Jena seine Gunst-leuchtende Kunst-Liebe schreibt. Ein Jahr später verfasst er einen Gedichtbeitrag zu Weigels Tetractyn von 1673. Es ist auch Weigel, bei dem Hagen bereits im April 1671 zum ersten Mal zu dessen Schrift Pancosmus respondiert und in dessen neugegründete „Pythagoreische Gesellschaft“ er 1672 eintritt, ehe er im Oktober 1672 zum Doktor der Philosophie promoviert. In dieser Position hält Hagen über einige Monate Philosophie-Vorlesungen in Jena.
1673 wird er von Moritz Prinz von Sachsen-Zeitz (1619-1681) angefragt, als Hofmeister für dessen Söhne tätig zu werden. Hagen will dieser Bitte nachkommen, erhält jedoch eine Absage seines Landesherrn Christian Ernst, der ihn zurück nach Bayreuth beordert. Hier, wo er Ende April 1673 eintrifft, wird er zunächst mit der Ausbildung der Prinzen des Markgrafen Georg Albrecht d. Ä. (1619-1666), Markgraf von Brandenburg-Kulmbach, betraut, ehe er ab November 1673 die Professur für Beredsamkeit und Dichtkunst am Gymnasium zu Bayreuth erhält, die er mit seiner Antrittsvorlesung über die Geschichte der deutschen Dichtkunst antritt. Seit dem 29. Januar des Folgejahres wird ihm zusätzlich die Professur für Mathematik übertragen. Christian Ernst vertraut ihm außerdem seinen Sohn, den Erbprinzen Georg Wilhelm (1678–1726), als Zögling an.
Der Kontakt zu den Nürnberger Pegnitzschäfern, der besonders durch einen regen Briefwechsel mit Birken aufrechterhalten wird, reißt auch in dieser Zeit nicht ab, bleibt jedoch ein indirekter. So verfasst Hagen u.a. zur Hochzeit Birkens die Gratulationsschrift Zergänzte, und ergänzte Wunsch-gedanken. Selbst verheiratet sich Hagen mit Magdalena Martha, der Tochter seines ehemaligen Gymnasialprofessors Johann Wolfgang Rentsch. In der Zusammenarbeit von Heinrich Arnold Stockfleth, Carl Friedrich Lochner (1634-1697) und Sigmund von Birken entsteht zu diesem Anlass eine knapp vierzigseitige Prosaekloge. Aus der Ehe mit Magdalena Martha gehen drei Söhne hervor, wovon nur der älteste, Friedrich Caspar (1681-1741), überlebt. Neben einigen Beiträgen zu Kasualschriften der Pegnitzschäfer, schreibt Hagen vor allem Gelegenheitsdichtungen zu besonderen Anlässen für Mitglieder des brandenburgischen Hofes und herausragende Bayreuther Bürger. 1681 verfasst er zudem mit der Bemerkung/ der jüngsten großen Comet-Erscheinungen eine umfangreiche astronomische Abhandlung. 1691 erscheinen zwei seiner geistlichen Lieder („Von der Geduld.“ und „Die Buß-Thränen.“) in Heinrich Müllers Andachtsschrift Der Geistlichen Erquick-Stunden (1691).
Als Hagen 1687 dem Ruf zum Pfarrer in Scharzenbach an der Saale nachkommen will, wird ihm dieses Gesuch abermals von Christian Ernst verwehrt, der ihm stattdessen am 30. Oktober 1688 eine Position als Unterdiakon in der Stadtkirche Bayreuth verschafft, wo Hagen dann 1690, nach dem Tod von Johann Wolfgang Rentsch, das mittlere Diakonat sowie das Hospitalpfarramt übernimmt und schließlich 1692 die ebenfalls bisher von Rentsch gehaltene Professur für Theologie übertragen bekommt. Bereits ein Jahr später wird er für die Stelle im Erzdiakonat sowie für jene des Konsistorialassessors bestimmt, vor deren Antritt er jedoch am 10. Mai 1693 stirbt.
Ein Trauergedicht auf Hagen stammt aus der Feder von Johann Heinrich Albinus (1671-1718).
Hänselmann, Matthias Clemens (2013): Gottessuche als Weg zur Selbstfindung. Die Weihnacht-Schäferey von Joachim Heinrich Hagen. In: Hänselmann, Matthias Clemens; Schuster, Ralf (Hg.): Das Motiv der Weihnacht. Untersuchungen zur religiösen Dichtung aus dem Umfeld des Pegnesischen Blumenordens im 17. Jahrhundert. Ralf Schuster Verlag, Passau, S. 183-230.