Info
Geb.: 31.10.1484 in Geislingen an der Steige
Gest.: 23.9.1539 in Erfurt, 03.11.1539 (in den Ephemerides, lt. Stöhlker 1978)
Titel: M.A., P. OCart
Namensvarianten: Heschius, Hess, Hesse, Hessus, Hisch
Wirkungsorte:
Buxheim

Jodocus Hesch

Jodocus Hesch wird 1484 in Geislingen an der Steige als Sohn des Johann Hesch und seiner Frau Katharina, geb. Fridlin geboren. In seinem Geburtsort besucht er die Elementarschule, kommt mit 15 Jahren zum Abschluss des Lateinunterrichts nach Breslau (Schlesien) und wird 1500 im 16. Lebens­jahr in die Matrikel der Tübinger Universität eingetragen. Nach dem Magisterexamen arbeitet er als Lehrer in Rottweil und Blaubeuren. Bald nach der Hochzeit mit einer aus angesehenem Haus stammenden Frau übernimmt er die Leitung der Lateinschule in Ravensburg. Das erstgeborene Kind des Paares bleibt nur kurz am Leben, dann stirbt seine erst 18 Jahre alte Frau Ursula bei der Geburt des zweiten Kindes zugleich mit dem Kind. Hesch erfüllt das ihr gegebene Versprechen und weiht sich dem geistlichen Stand. Er tritt in der Schweiz in die Kartause Ittingen ein, legt 1512 mit 28 Jahren seine Ordensgelübde ab und ist von 1519 bis 1525 Prokurator in Ittingen.

Der Kartäusermönch korrespondiert bereits während seiner Zeit in Ittingen mit führenden Persön­lich­­keiten der Schweizer Reformations­bewegung, so mit Joachim Vadian in St. Gallen und Huldreich Zwingli in Zürich. Der Ordenshistoriker Friedrich Stöhlker bescheinigt Hesch eine glänzende rhetorische Begabung und eine umfassende philosophisch-theologische Bildung. Bibelfest und mit den Kirchenvätern vertraut setzt sich Hesch bei Zwingli für die katholische Kirche und deren apostolische Tradition ein. Sein umfangreiches Schreiben an Zwingli vom 29. Februar 1524 wird in der Zwingli-Edition von 1914 wiedergegeben, es umfasst ganze acht Druckseiten. Zwingli lädt Hesch nach Zürich ein, was nicht unbemerkt bleibt. Hesch wird 1525 durch den Landvogt von Thurgau wegen des Verdachts auf Häresie gefangengenommen.

Nach seiner Freilassung erfolgt die Aus­weisung aus der Schweiz und 1525 seine Versetzung durch den Orden in die Kartause Buxheim im Allgäu. Doch auch die Kartause Buxheim ist in Aufruhr, der Konvent erst kurz zuvor von seiner Flucht vor aufständischen Bauern wieder in das Kloster zurückgekehrt. Heschs Gesuch um Erlaubnis zur Rückkehr in die Schweiz wird von den Eidgenossen abgelehnt. Die Repräsentanten des Kartäuser­ordens sind jedoch von Heschs Integrität überzeugt und befördern ihn demonstrativ zum Prior der Kartause Astheim (Hessen). Von 1531 bis 1534 hält er sich erneut in Buxheim als Vikar auf, bevor er Prior von Erfurt wird. Dort erwacht seine alte humanistische Neigung zum Schreiben wieder.

Er verfasst lateinische Predigten und ein in Hexametern abgefasstes Gedicht über das Leben des Ordensstifters Bruno. Diese Arbeiten sind vermutlich verloren gegangen. 1539 gibt Hesch die Kapitelpredigten Sermones capitulares des 1535 gestorbenen Ordensgenerals Wilhelm Bibauce heraus und hängt zehn seiner eigenen Ansprachen an, in denen er klar die fundamentalen Glaubens­aussagen der katholischen Kirche verteidigt. Der evangelische Kirchenhistoriker und Zwingli-Fachmann Walther Köhler kommt denn auch nach Auswertung der Quellen zur Einschätzung: „Nein, Jodocus Hesch ist Humanist, der über ein Liebäugeln mit der Reformation nicht hinausgekommen ist“ (Köhler, 1916, 258).

Hesch wird nun zunehmend von gesundheitlichen Problemen geplagt, vor allem von Podagra (Gicht, die die Zehengelenke betrifft). Hesch geht das Übel literarisch an, verfasst ein deutsches Gedicht auf Podagra und bittet seinen Freund Helius Eobanus Hessus um Übertragung in ein elegantes Latein. Eobans Gedicht Spiel vom Podagra, das Heschs geistiges Eigentum ist, erscheint 1537 in Mainz. Darin erscheint Podagra als Göttin, die sich vor Gericht rechtfertigen muss und zu ihrer Verteidigung geschickt darauf hinweist, dass sie nur bei Menschen einkehrt, die der Schlemmerei frönen. Sie wird freige­sprochen, unter der Bedingung, dass sie in Zukunft die Guten, die nüchternen Poeten, die ihr Lob singen, verschont. Doch die Göttin hat nicht lange Erbarmen, Jodocus Hesch stirbt 1539. Die Bibliotheca Carthusiana nimmt ein Hesch-Gedicht auf, das in der Übersetzung lautet: „Wenn ich die 11 Lustren meines Lebens zähle, so war ich Jodocus Hessus als 55jähriger noch voll Manneskraft. Oberster der Karthäuser war ich und ein beredter Dichter, Kunst und ein heiliges Leben gaben mir einen Namen“ (zit. bei Köhler, 1916, 257).  

 

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013136/2004-08-11/, (20.11.2024). 

Köhler, Walther (1916): Jodocus Hesch. Zwingliana, 3(8), S. 245-258. URL: https://doi.org/10.69871/4t30te91, (20.11.2024). 

Soder von Güldenstubbe, Erik (2003): Schreiber, Kompilatoren, Autoren der Kartäuserprovinz Alemania Inferior. In: Die Reichskartause Buxheim 1402-2002 und der Kartäuserorden. Internationaler Kongress vom 9. bis zum 12. Mai 2002. Bd. 1. Salzburg. (zu Hesch Jodocus: S. 108)

Stöhlker, Friedrich (1978): Die Kartause Buxheim 1402-1803. Der Personalschematismus I 1402-1554. Bd. 4, S. 773-780, Nr. 93.


Externe Links:

Literatur von Jodocus Hesch im BVB

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