Wolfgang Bächler
Wolfgang Bächler wird 1925 als Sohn eines Landgerichtspräsidenten geboren. Nach dem Abitur wird er zunächst zum Arbeitsdienst, dann als Soldat in die Wehrmacht eingezogen. 1944 erleidet er eine schwere Verwundung und gerät in Kriegsgefangenschaft, aus der er flieht.
Von 1945 bis 1948 studiert er Germanistik, Romanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität München und beginnt zu schreiben. 1947 nimmt er, als jüngstes Mitglied, an der ersten Tagung der Gruppe 47 teil. In den folgenden Jahren ist er als Journalist, beim Rundfunk und im Verlagswesen tätig. Von 1956 bis 1966 lebt er in Frankreich und ab 1967 in München. Dort arbeitet er auch gelegentlich als Schauspieler in Filmen von Volker Schlöndorff, Rainer Werner Fassbinder und Werner Herzog.
1950 erscheint sein Romandebüt Der nächtliche Gast. Bächler sieht sich jedoch mehr als Lyriker denn als Prosaautor und veröffentlicht in der Folge mehrere Gedichtbände. Bekannt wird er mit dem Band Die Zisterne (1950). Es folgen 1955 Lichtwechsel und 1960 Lichtwechsel II. Gottfried Benn, Martin Walser und Karl Krolow nehmen die neue literarische, vorwiegend lyrische Stimme wahr und setzen sich für den geschätzten Kollegen ein. Benn lobt Bächlers „Mut zu offener, sammelnder wie zerstörerischer Form“.
Thomas Mann nennt ihn einen Dichter mit „echter Lebensinbrunst“, der „viel von der Qual und Zerrüttung der Zeit“ in seinen Versen eingefangen hat.
Seit Mitte der 1950er Jahre leidet Bächler unter Depressionen, die zu großen Schaffenspausen führen. Von 1954 bis 1969 zeichnet er seine Träume auf und veröffentlicht 1972 die Traumprotokolle. Ein Nachtbuch.
Es folgen weitere Gedicht- und Prosabände, darunter Ausbrechen (Lyrik 1976), Stadtbesetzung (Prosa 1979), Nachtleben (Lyrik 1982), Im Schlaf. Traumprosa (1982), Einer, der auszog, sich köpfen zu lassen (Roman 1990), Wo die Wellenschrift endet. Ausgewählte Gedichte aus fünf Jahrzehnten (2000). Wolfgang Bächlers Gedichtzyklus So nah in der Ferne wird von Rudi Spring vertont (Uraufführung 1992).
Anfang der 1990 Jahre werden bei einem Wohnungsbrand alle unveröffentlichten Manuskripte Wolfgang Bächlers vernichtet. Auch die Unterstützung von Martin Walser und Michael Krüger ändert wenig an der Situation des in Isolation und finanzieller Not lebenden Autors.
In seinem Prosaband Stadtbesetzung erklärt Wolfgang Bächler, er sei „ein Sozialist ohne Parteibuch, ein Deutscher ohne Deutschland, ein Lyriker ohne viel Publikum“ und zieht Bilanz: „Ich führte ein schweigendes Leben, schlug meine Zelte häufig auf und ab, ein unsteter Einzimmerbewohner, kurzum ein unbrauchbarer, unsolider, unordentlicher Mensch, der keine Termine einhalten und keine Examina durchhalten kann und Redakteure,Verleger und Frauen durch seine Unpünktlichkeit zur Verzweiflung bringt.“
Der Publizist Michael Bauer ergänzt: „Bächler war auch Bohèmien, eine ‚Schwabinger Figur‘, die es allerdings vorgezogen hatte, im Dreieck zwischen Technischer Universität, Hauptbahnhof und Pinakotheken zu wohnen, nicht im noblen Schwabing“.
Wolfgang Bächler wird 1975 mit dem Tukan-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Es folgen 1979 der Schwabinger Kunstpreis, 1982 der Literaturpreis der Stiftung zur Förderung des Schrifttums (1982) und 1993 das Bundesverdienstkreuz. Er war Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums, Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) und Mitbegründer der Gruppe 47.
Wolfgang Bächer stirbt am 24. Mai 2007 im Alter von 82 Jahren in München.
Sekundärliteratur:
Bächler, Dietrich (2015): Mein Bruder. Der Lyriker Wolfgang Bächler. In: Literatur in Bayern, H. 119, März, S. 44-49.
Fromm, Waldemar; Pils, Holger (Hg.) (2021): Ich trage Erde in mir. Beiträge zum Werk von Wolfgang Bächler. Wallstein, Göttingen.
Externe Links:
Wolfgang Bächler wird 1925 als Sohn eines Landgerichtspräsidenten geboren. Nach dem Abitur wird er zunächst zum Arbeitsdienst, dann als Soldat in die Wehrmacht eingezogen. 1944 erleidet er eine schwere Verwundung und gerät in Kriegsgefangenschaft, aus der er flieht.
Von 1945 bis 1948 studiert er Germanistik, Romanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität München und beginnt zu schreiben. 1947 nimmt er, als jüngstes Mitglied, an der ersten Tagung der Gruppe 47 teil. In den folgenden Jahren ist er als Journalist, beim Rundfunk und im Verlagswesen tätig. Von 1956 bis 1966 lebt er in Frankreich und ab 1967 in München. Dort arbeitet er auch gelegentlich als Schauspieler in Filmen von Volker Schlöndorff, Rainer Werner Fassbinder und Werner Herzog.
1950 erscheint sein Romandebüt Der nächtliche Gast. Bächler sieht sich jedoch mehr als Lyriker denn als Prosaautor und veröffentlicht in der Folge mehrere Gedichtbände. Bekannt wird er mit dem Band Die Zisterne (1950). Es folgen 1955 Lichtwechsel und 1960 Lichtwechsel II. Gottfried Benn, Martin Walser und Karl Krolow nehmen die neue literarische, vorwiegend lyrische Stimme wahr und setzen sich für den geschätzten Kollegen ein. Benn lobt Bächlers „Mut zu offener, sammelnder wie zerstörerischer Form“.
Thomas Mann nennt ihn einen Dichter mit „echter Lebensinbrunst“, der „viel von der Qual und Zerrüttung der Zeit“ in seinen Versen eingefangen hat.
Seit Mitte der 1950er Jahre leidet Bächler unter Depressionen, die zu großen Schaffenspausen führen. Von 1954 bis 1969 zeichnet er seine Träume auf und veröffentlicht 1972 die Traumprotokolle. Ein Nachtbuch.
Es folgen weitere Gedicht- und Prosabände, darunter Ausbrechen (Lyrik 1976), Stadtbesetzung (Prosa 1979), Nachtleben (Lyrik 1982), Im Schlaf. Traumprosa (1982), Einer, der auszog, sich köpfen zu lassen (Roman 1990), Wo die Wellenschrift endet. Ausgewählte Gedichte aus fünf Jahrzehnten (2000). Wolfgang Bächlers Gedichtzyklus So nah in der Ferne wird von Rudi Spring vertont (Uraufführung 1992).
Anfang der 1990 Jahre werden bei einem Wohnungsbrand alle unveröffentlichten Manuskripte Wolfgang Bächlers vernichtet. Auch die Unterstützung von Martin Walser und Michael Krüger ändert wenig an der Situation des in Isolation und finanzieller Not lebenden Autors.
In seinem Prosaband Stadtbesetzung erklärt Wolfgang Bächler, er sei „ein Sozialist ohne Parteibuch, ein Deutscher ohne Deutschland, ein Lyriker ohne viel Publikum“ und zieht Bilanz: „Ich führte ein schweigendes Leben, schlug meine Zelte häufig auf und ab, ein unsteter Einzimmerbewohner, kurzum ein unbrauchbarer, unsolider, unordentlicher Mensch, der keine Termine einhalten und keine Examina durchhalten kann und Redakteure,Verleger und Frauen durch seine Unpünktlichkeit zur Verzweiflung bringt.“
Der Publizist Michael Bauer ergänzt: „Bächler war auch Bohèmien, eine ‚Schwabinger Figur‘, die es allerdings vorgezogen hatte, im Dreieck zwischen Technischer Universität, Hauptbahnhof und Pinakotheken zu wohnen, nicht im noblen Schwabing“.
Wolfgang Bächler wird 1975 mit dem Tukan-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Es folgen 1979 der Schwabinger Kunstpreis, 1982 der Literaturpreis der Stiftung zur Förderung des Schrifttums (1982) und 1993 das Bundesverdienstkreuz. Er war Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums, Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) und Mitbegründer der Gruppe 47.
Wolfgang Bächer stirbt am 24. Mai 2007 im Alter von 82 Jahren in München.
Bächler, Dietrich (2015): Mein Bruder. Der Lyriker Wolfgang Bächler. In: Literatur in Bayern, H. 119, März, S. 44-49.
Fromm, Waldemar; Pils, Holger (Hg.) (2021): Ich trage Erde in mir. Beiträge zum Werk von Wolfgang Bächler. Wallstein, Göttingen.