Anna Vetter
Die mystische Visionärin und autobiografische Schriftstellerin Anna Vetter, dritte Tochter des Schmieds Adam Hitsch und seiner Frau Margarete, wird im Januar 1630 in Kattenhochstatt bei Ansbach geboren. Während des Dreißigjährigen Krieges kommt ihr Vater ums Leben, die Mutter verkauft, wie Anna schreibt, notdürftig die zu entsorgenden Sterbebetten und sie selbst trägt infolge einer Verbrühung, die sie als Kind erleidet, Brandmale und einen verkürzten linken Arm davon.
Um das Jahr 1651 heiratet Anna den Ansbacher Maurer und späteren Schlosswächter bei Fürst Albrecht Ernst von Onolzbach, Johann Michael Vetter (1616-1698). Zwischen 1652 und 1663 bringt sie sieben Kinder zur Welt. Die Ehe ist sonst trostlos: Ihr Mann sei ein Trinker ohne Religiosität, der sie schlage und vergewaltige, führt Anna aus.
Nach zehn Jahren Ehe treten bei Anna Vetter Visionen („Gesichte“) auf, und sie beginnt öffentlich zu predigen. Von der Obrigkeit gehindert, auf der Kirchenkanzel zu stehen, wird sie in ihrem Haus zunächst in Ketten gelegt. Nach siebenundzwanzig Wochen befreit sie sich aber und wandert u.a. nach Eichstätt, Ellingen und Dinkelsbühl, um gegen den „schwartze[n] drach des Pabstthums“ zu predigen.
Ihre erste Vision erhält Anna Vetter um 1660, am zehnten Tag einer Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung durch ihren Mann.
Diese und andere Visionen – eine wiederkehrende ist die der Geburtswehen der in Sünde gefallenen Stadt Nürnberg – sind als „Beschreibung eines schon vor dreißig Jahren erweckten/ bißher aber anderer orten verdeckten und unbekannten prophetischen weibes/ namens Anna Vetterin/ des schloß=wächters zu Onoldsbach eheweib: Aus ihrer eigenen handschrift und mündlich erzehlung getreulich zusammen getragen“ in Gottfrid Arnolds [Unpartheyischer] Kirchen- und Ketzer-Historie (3. Teil, Kap. 27, Frankfurt am Main 1700) festgehalten.
Sekundärliteratur:
Blackwell, Jeannine (1988): Herzensgespräche mit Gott. Bekenntnisse deutscher Pietistinnen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Brinker-Gabler, Gisela (Hg.): Deutsche Literatur von Frauen. Bd. 1. Darmstadt und München, S. 265-289.
Kormann, Eva (1996): „Es möchte jemand fragen, wie ich so hoch von Gott geliebt bin worden, und was mein junger lebens=lauff gewesen“. Anna Vetter oder Religion als Argumentations- und Legitimationsmuster. In: Heuser, Magdalene (Hg.): Autobiographien von Frauen. Beiträge zu ihrer Geschichte. Tübingen, S. 71-92.
Stern, Martin (1999): Die Visionärin Anna Vetter geb. Hitsch (1630-1703). In: Jung, Martin H. (Hg.): „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“. Autobiographien frommer Frauen aus Pietismus und Erweckungsbewegung. Aachen, S. 1-42.
Woods, Jean M.; Fürstenwald, Maria (1984): Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon (Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte, 10). J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, S. 129.
Externe Links:
Literatur von Anna Vetter im BVB
Literatur über Anna Vetter im BVB
Beschreibung eines schon vor dreißig Jahren [...] (Google Books)
Die mystische Visionärin und autobiografische Schriftstellerin Anna Vetter, dritte Tochter des Schmieds Adam Hitsch und seiner Frau Margarete, wird im Januar 1630 in Kattenhochstatt bei Ansbach geboren. Während des Dreißigjährigen Krieges kommt ihr Vater ums Leben, die Mutter verkauft, wie Anna schreibt, notdürftig die zu entsorgenden Sterbebetten und sie selbst trägt infolge einer Verbrühung, die sie als Kind erleidet, Brandmale und einen verkürzten linken Arm davon.
Um das Jahr 1651 heiratet Anna den Ansbacher Maurer und späteren Schlosswächter bei Fürst Albrecht Ernst von Onolzbach, Johann Michael Vetter (1616-1698). Zwischen 1652 und 1663 bringt sie sieben Kinder zur Welt. Die Ehe ist sonst trostlos: Ihr Mann sei ein Trinker ohne Religiosität, der sie schlage und vergewaltige, führt Anna aus.
Nach zehn Jahren Ehe treten bei Anna Vetter Visionen („Gesichte“) auf, und sie beginnt öffentlich zu predigen. Von der Obrigkeit gehindert, auf der Kirchenkanzel zu stehen, wird sie in ihrem Haus zunächst in Ketten gelegt. Nach siebenundzwanzig Wochen befreit sie sich aber und wandert u.a. nach Eichstätt, Ellingen und Dinkelsbühl, um gegen den „schwartze[n] drach des Pabstthums“ zu predigen.
Ihre erste Vision erhält Anna Vetter um 1660, am zehnten Tag einer Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung durch ihren Mann.
Diese und andere Visionen – eine wiederkehrende ist die der Geburtswehen der in Sünde gefallenen Stadt Nürnberg – sind als „Beschreibung eines schon vor dreißig Jahren erweckten/ bißher aber anderer orten verdeckten und unbekannten prophetischen weibes/ namens Anna Vetterin/ des schloß=wächters zu Onoldsbach eheweib: Aus ihrer eigenen handschrift und mündlich erzehlung getreulich zusammen getragen“ in Gottfrid Arnolds [Unpartheyischer] Kirchen- und Ketzer-Historie (3. Teil, Kap. 27, Frankfurt am Main 1700) festgehalten.
Blackwell, Jeannine (1988): Herzensgespräche mit Gott. Bekenntnisse deutscher Pietistinnen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Brinker-Gabler, Gisela (Hg.): Deutsche Literatur von Frauen. Bd. 1. Darmstadt und München, S. 265-289.
Kormann, Eva (1996): „Es möchte jemand fragen, wie ich so hoch von Gott geliebt bin worden, und was mein junger lebens=lauff gewesen“. Anna Vetter oder Religion als Argumentations- und Legitimationsmuster. In: Heuser, Magdalene (Hg.): Autobiographien von Frauen. Beiträge zu ihrer Geschichte. Tübingen, S. 71-92.
Stern, Martin (1999): Die Visionärin Anna Vetter geb. Hitsch (1630-1703). In: Jung, Martin H. (Hg.): „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“. Autobiographien frommer Frauen aus Pietismus und Erweckungsbewegung. Aachen, S. 1-42.
Woods, Jean M.; Fürstenwald, Maria (1984): Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon (Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte, 10). J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, S. 129.