Max Mohr
Max Ludwig Mohr wird am 17. Oktober 1891 als drittes Kind des jüdischen Malzfabrikanten Leon Mohr und dessen Frau Johanna in Würzburg geboren. Auf dem Königlich Neuen Gymnasium in Würzburg erhält er eine humanistische Ausbildung.
Schon während seiner Jugendzeit lehnt sich Max Mohr gegen die Enge der bürgerlichen Welt auf. Mehrmals reißt er aus, nach dem Abitur 1909/10 unternimmt er ohne vorherige Absprache eine längere Reise in die Alpen und wird von seinen Eltern per Vermisstenanzeige gesucht. Nach seiner Rückkehr immatrikuliert sich Mohr als Student der Humanmedizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 1911 setzt er sein Studium in München fort. Ein Urlaubssemester verbringt er auf Reisen im Nahen Osten. Der Eintritt Deutschlands in den Ersten Weltkrieg am 1. August 1914 unterbricht sein Studium. Schon zwei Wochen nach Kriegsbeginn wird Mohr eingezogen; zwei Monate später wird er zum Feldunterarzt ernannt.
In die Zeit des Ersten Weltkrieges fallen Max Mohrs erste Schreibversuche. Neben drei nicht veröffentlichten Theaterstücken schreibt er vor allem Lyrik. In den Sonetten nach durchlesenen Nächten im Unterstand und den Sonetten des Infanteristen verarbeitet er seine Kriegserlebnisse. Ende 1917 gerät Max Mohr in Flandern in englische Kriegsgefangenschaft und wird in ein Gefangenenlager bei Southhampton gebracht. Nach seiner Entlassung schließt er sein Medizinstudium ab.
Am 20. März 1920 heiratet er in Hamburg Käthe Westphal, Tochter einer großbürgerlichen Hamburger Kaufmannsfamilie. Wenige Wochen später erwirbt das Paar den Löblhof, ein kleines Anwesen in der Wolfsgrub, ganz in der Nähe von Rottach am Tegernsee. In unmittelbarer Nähe hat die Familie der jüdischen Schriftstellerin Grete Weil ein Landhaus. Mit dem Umzug in die Wolfsgrub ist eine berufliche Neuorientierung verbunden: Der passionierte Bergsteiger Mohr will sich nun ganz auf seine Karriere als Schriftsteller konzentrieren. Seine durchgehenden Themen sind die Freiheit des Individuums und eine radikale Zivilisationskritik. 1920 erscheint in München Mohrs erster Roman Frau Marie’s Gast und das Theaterstück Die Dadakratie. In den folgenden sechs Jahren werden zehn Theaterstücke Mohrs veröffentlicht, im März 1922 gelingt ihm mit der Komödie Improvisationen im Juni der Durchbruch. Nach der Uraufführung im Münchner Residenztheater wird das Stück über 50-mal gezeigt und von allen wichtigen Theaterhäusern Deutschlands übernommen. In den Jahren 1923 und 1924 schreibt Max Mohr die Stücke Das gelbe Zelt, Sirill am Wrack, Der Arbeiter Esau und Die Karawane. Der Verlag Georg Müller in München wird Mohrs Hausverlag. Sein Schauspiel Ramper wird im Jahre 1925 in vier Städten am gleichen Abend uraufgeführt. Der Erfolg kulminiert 1927 in einer Stummfilmfassung unter der Regie von Curt Braun. Die Hauptrolle spielt der Stummfilmstar Heinrich George.
Die Wolfsgrub bietet in ihrer Einsamkeit Zeit und Raum zum Schreiben. Auf der anderen Seite zieht es Max Mohr immer wieder in die Metropole Berlin, wo er sich neue Inspirationen und Einnahmequellen erhofft. Er unterhält Beziehungen zu Thomas Mann, Bruno Frank, Oskar Maria Graf, Klaus Mann, Ödön von Horváth und Carl Zuckmayer, sowie zu Schauspielern wie Heinrich George und Paul Wegener.
Das Berlin der späten 1920er Jahre ist Schauplatz von Max Mohrs gesellschaftskritischem Roman Venus in den Fischen (1928). Es folgen Die Heidin (1929), Frau ohne Reue (1933) und kleinere Publikationen wie die Novelle Fröhliches Ende eines Pessimisten (1931) oder das Hörspiel Bergkristall (1932). 1927 lernt Mohr den englischen Schriftsteller D.H. Lawrence kennen, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet. Im Sommer 1929 kommt D.H. Lawrence mit seiner Frau Frieda für mehrere Wochen nach Tegernsee, um sich bei ihm von seiner schweren Tuberkulose zu kurieren. Dieser Beziehung setzt Max Mohr in zwei Werken ein Denkmal: im Roman Die Freundschaft von Ladiz (1931), dem auch eine gedruckte Widmung an Lawrence vorangeht, und in der Erzählung Der Engel mit dem roten Bart (1935).
Ende 1934 flieht Max Mohr vor den Nationalsozialisten nach Shanghai. Seine Frau Käthe und seine achtjährige Tochter lässt er in der Wolfsgrub zurück. In Shanghai arbeitet er wieder als Arzt und behandelt u.a. die Schriftstellerin Vicki Baum. Am 13. November 1937 erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. Die Urne mit Mohrs Asche wird durch einen Schiffskapitän, einen Freund Mohrs, im Meer vor Helgoland versenkt. Seine literarische Hinterlassenschaft, darunter viele Briefe von D.H. Lawrence, schickt eine Freundin in einem Lederkoffer zurück in die Wolfsgrub.
2020 sind Max Mohr und sein Roman Frau ohne Reue Mittelpunkt der Leseaktion Würzburg liest ein Buch.
Sekundärliteratur:
Steger, Florian (2013): Max Mohr (1891-1937). Korrespondenzen (= Jahrbuch Literatur und Medizin, Beiheft 1). Universitätsverlag Winter, Heidelberg [unter Mitarbeit von Ralf Beer und Thomas Cronen].
Reichert, Carl-Ludwig (1997): Lieber keinen Kompaß, als einen falschen. Würzburg - Wolfsgrub - Shanghai. Der Schriftsteller Max Mohr (1891 bis 1937) (= monAkzente, 5). A1 Verlag, München.
Externe Links:
Literatur über Max Mohr im BVB
Max Ludwig Mohr wird am 17. Oktober 1891 als drittes Kind des jüdischen Malzfabrikanten Leon Mohr und dessen Frau Johanna in Würzburg geboren. Auf dem Königlich Neuen Gymnasium in Würzburg erhält er eine humanistische Ausbildung.
Schon während seiner Jugendzeit lehnt sich Max Mohr gegen die Enge der bürgerlichen Welt auf. Mehrmals reißt er aus, nach dem Abitur 1909/10 unternimmt er ohne vorherige Absprache eine längere Reise in die Alpen und wird von seinen Eltern per Vermisstenanzeige gesucht. Nach seiner Rückkehr immatrikuliert sich Mohr als Student der Humanmedizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 1911 setzt er sein Studium in München fort. Ein Urlaubssemester verbringt er auf Reisen im Nahen Osten. Der Eintritt Deutschlands in den Ersten Weltkrieg am 1. August 1914 unterbricht sein Studium. Schon zwei Wochen nach Kriegsbeginn wird Mohr eingezogen; zwei Monate später wird er zum Feldunterarzt ernannt.
In die Zeit des Ersten Weltkrieges fallen Max Mohrs erste Schreibversuche. Neben drei nicht veröffentlichten Theaterstücken schreibt er vor allem Lyrik. In den Sonetten nach durchlesenen Nächten im Unterstand und den Sonetten des Infanteristen verarbeitet er seine Kriegserlebnisse. Ende 1917 gerät Max Mohr in Flandern in englische Kriegsgefangenschaft und wird in ein Gefangenenlager bei Southhampton gebracht. Nach seiner Entlassung schließt er sein Medizinstudium ab.
Am 20. März 1920 heiratet er in Hamburg Käthe Westphal, Tochter einer großbürgerlichen Hamburger Kaufmannsfamilie. Wenige Wochen später erwirbt das Paar den Löblhof, ein kleines Anwesen in der Wolfsgrub, ganz in der Nähe von Rottach am Tegernsee. In unmittelbarer Nähe hat die Familie der jüdischen Schriftstellerin Grete Weil ein Landhaus. Mit dem Umzug in die Wolfsgrub ist eine berufliche Neuorientierung verbunden: Der passionierte Bergsteiger Mohr will sich nun ganz auf seine Karriere als Schriftsteller konzentrieren. Seine durchgehenden Themen sind die Freiheit des Individuums und eine radikale Zivilisationskritik. 1920 erscheint in München Mohrs erster Roman Frau Marie’s Gast und das Theaterstück Die Dadakratie. In den folgenden sechs Jahren werden zehn Theaterstücke Mohrs veröffentlicht, im März 1922 gelingt ihm mit der Komödie Improvisationen im Juni der Durchbruch. Nach der Uraufführung im Münchner Residenztheater wird das Stück über 50-mal gezeigt und von allen wichtigen Theaterhäusern Deutschlands übernommen. In den Jahren 1923 und 1924 schreibt Max Mohr die Stücke Das gelbe Zelt, Sirill am Wrack, Der Arbeiter Esau und Die Karawane. Der Verlag Georg Müller in München wird Mohrs Hausverlag. Sein Schauspiel Ramper wird im Jahre 1925 in vier Städten am gleichen Abend uraufgeführt. Der Erfolg kulminiert 1927 in einer Stummfilmfassung unter der Regie von Curt Braun. Die Hauptrolle spielt der Stummfilmstar Heinrich George.
Die Wolfsgrub bietet in ihrer Einsamkeit Zeit und Raum zum Schreiben. Auf der anderen Seite zieht es Max Mohr immer wieder in die Metropole Berlin, wo er sich neue Inspirationen und Einnahmequellen erhofft. Er unterhält Beziehungen zu Thomas Mann, Bruno Frank, Oskar Maria Graf, Klaus Mann, Ödön von Horváth und Carl Zuckmayer, sowie zu Schauspielern wie Heinrich George und Paul Wegener.
Das Berlin der späten 1920er Jahre ist Schauplatz von Max Mohrs gesellschaftskritischem Roman Venus in den Fischen (1928). Es folgen Die Heidin (1929), Frau ohne Reue (1933) und kleinere Publikationen wie die Novelle Fröhliches Ende eines Pessimisten (1931) oder das Hörspiel Bergkristall (1932). 1927 lernt Mohr den englischen Schriftsteller D.H. Lawrence kennen, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet. Im Sommer 1929 kommt D.H. Lawrence mit seiner Frau Frieda für mehrere Wochen nach Tegernsee, um sich bei ihm von seiner schweren Tuberkulose zu kurieren. Dieser Beziehung setzt Max Mohr in zwei Werken ein Denkmal: im Roman Die Freundschaft von Ladiz (1931), dem auch eine gedruckte Widmung an Lawrence vorangeht, und in der Erzählung Der Engel mit dem roten Bart (1935).
Ende 1934 flieht Max Mohr vor den Nationalsozialisten nach Shanghai. Seine Frau Käthe und seine achtjährige Tochter lässt er in der Wolfsgrub zurück. In Shanghai arbeitet er wieder als Arzt und behandelt u.a. die Schriftstellerin Vicki Baum. Am 13. November 1937 erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. Die Urne mit Mohrs Asche wird durch einen Schiffskapitän, einen Freund Mohrs, im Meer vor Helgoland versenkt. Seine literarische Hinterlassenschaft, darunter viele Briefe von D.H. Lawrence, schickt eine Freundin in einem Lederkoffer zurück in die Wolfsgrub.
2020 sind Max Mohr und sein Roman Frau ohne Reue Mittelpunkt der Leseaktion Würzburg liest ein Buch.
Steger, Florian (2013): Max Mohr (1891-1937). Korrespondenzen (= Jahrbuch Literatur und Medizin, Beiheft 1). Universitätsverlag Winter, Heidelberg [unter Mitarbeit von Ralf Beer und Thomas Cronen].
Reichert, Carl-Ludwig (1997): Lieber keinen Kompaß, als einen falschen. Würzburg - Wolfsgrub - Shanghai. Der Schriftsteller Max Mohr (1891 bis 1937) (= monAkzente, 5). A1 Verlag, München.