Jehuda Amichai
Jehuda Amichai (Ludwig Otto Jehuda Pfeuffer) wird 1924 in Würzburg (Augustinerstr. 9) geboren, 1935 wandert seine Familie nach Palästina aus. Amichai gilt heute als einer der bedeutendsten hebräischen Dichter der Moderne. Im Jahr 2000 stirbt er in Jerusalem.
Werdegang
In seiner Heimatstadt Würzburg wächst Jehuda in jüdischer Tradition und behütet auf. Jedoch beschränkt sich der Kreis der Sicherheit auf eben die jüdische Gemeinschaft, der seine Familie angehört. Im Alter von zwölf Jahren wird er zusammen mit seiner Familie zur Emigration aus Deutschland gezwungen. Nach der Flucht gelingt es ihm schnell, seine bereits bestehenden Hebräisch-Kenntnisse zu vertiefen.
Als überzeugter Zionist wird er Soldat der Palmach (eine 1941 gegründete Elitekampftruppe der israelischen paramilitärischen Organisation Hagana, hebr. für „Verteidigung“), die nach der Gründung Israels zum Herzstück des neuen Militärs wurde. 1942 und 1948 nimmt er, während er als Volksschullehrer in Haifa arbeitet, den Namen Amichai („Mein Volk lebt“) an. Er kämpft im Zweiten Weltkrieg sowohl als Soldat der Britischen Armee als auch im ersten arabisch-israelischen Krieg (1948) und schließlich in den folgenden arabisch israelischen Kriegen bis 1973. Die Erfahrungen, die er als Kriegsteilnehmer macht, führen ihm unter anderem zu seiner Mitgliedschaft bei den Likrat-Dichtern, welche die Sprache des jungen Israels Anfang der 1950er Jahre maßgeblich prägen.
Nach dem Krieg nimmt er ein Zweitstudium an der Hebräischen Universität in Jerusalem in den Fächern Hebräische Literatur und Bibelwissenschaft auf. Er studiert bei Lea Goldberg, eine der führenden Intellektuellen Israels und Universitätsdozentin seit den 1950er Jahren, die ihn fördert, und unterrichtet später selbst als Hochschullehrer.
1949 heiratet Amichai Tamara Horn, mit der sein erstes Kind Ron bekommt. Aus seiner zweiten Ehe mit Chana (Hana) Sokolov-Amichai gehen die beiden Kinder David und Emanuella hervor. Am 22. September 2000 stirbt der Autor in Jerusalem.
Wichtige Werke (Auswahl)
1955 erscheint Amichais erster Gedichtband Jetzt und in anderen Zeiten auf Hebräisch. In seinem Roman Nicht von Jetzt, nicht von hier (1963 in hebräischer Sprache veröffentlicht, 1968 ins Englische übersetzt und erst 1992 ins Deutsche) kämpft der Jerusalemer Archäologe Joel mit der Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit, die sich ihm aufdrängt, nachdem ihm seine Jugendfreundin Ruth, die im KZ ermordet wurde, im Traum erscheint.
Bis zu seinem Tod setzt sich Amichai auch mit der deutschen Gegenwartsliteratur auseinander und übersetzt für eine Lesung Paul Celans in Israel einige seiner Gedichte aus dem Deutschen ins Hebräische.
Stil / Rezeption
Amichais Schreiben ist ausschlaggebend für die Etablierung des umgangssprachlichen Hebräisch in der Literatur. Der Zwiespalt zwischen zwei Sprachen und zwei Orten der Heimat schlägt sich besonders in seinem späteren Werk nieder. In seiner Lyrik dominiert eine Verarbeitung des Selbsterlebten. Selbst seine Liebeslyrik bezieht sich häufig auf seine Erfahrungen in den Kriegen, an denen er als Soldat teilnimmt. Die Auseinandersetzung mit der Shoah hat in seinen Gedichten einen geringeren Stellenwert.
Die Gedichte des Autors zählen heute in Israel zur Schullektüre und sind dort allgemein bekannt. Es existieren außerdem zahlreiche Vertonungen seiner Gedichte, die bis heute weit rezipiert werden. Seine literarischen Texte sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt, ins Deutsche u.a. von Amadé Esperer. Sein Archiv, bestehend aus zahlreichen Briefwechseln und privaten Aufzeichnungen, erwirbt die Yale University (Beinecke library New Haven, Connecticut).
Preise & Auszeichnungen
Jehuda Amichai erhält zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Kulturpreis der Stadt Würzburg, den Israel-Preis, den Bialik-Preis und den Brenner Preis. Er steht außerdem mehrfach für den Literaturnobelpreis im Gespräch.
Externe Links:
Jehuda Amichai (Ludwig Otto Jehuda Pfeuffer) wird 1924 in Würzburg (Augustinerstr. 9) geboren, 1935 wandert seine Familie nach Palästina aus. Amichai gilt heute als einer der bedeutendsten hebräischen Dichter der Moderne. Im Jahr 2000 stirbt er in Jerusalem.
Werdegang
In seiner Heimatstadt Würzburg wächst Jehuda in jüdischer Tradition und behütet auf. Jedoch beschränkt sich der Kreis der Sicherheit auf eben die jüdische Gemeinschaft, der seine Familie angehört. Im Alter von zwölf Jahren wird er zusammen mit seiner Familie zur Emigration aus Deutschland gezwungen. Nach der Flucht gelingt es ihm schnell, seine bereits bestehenden Hebräisch-Kenntnisse zu vertiefen.
Als überzeugter Zionist wird er Soldat der Palmach (eine 1941 gegründete Elitekampftruppe der israelischen paramilitärischen Organisation Hagana, hebr. für „Verteidigung“), die nach der Gründung Israels zum Herzstück des neuen Militärs wurde. 1942 und 1948 nimmt er, während er als Volksschullehrer in Haifa arbeitet, den Namen Amichai („Mein Volk lebt“) an. Er kämpft im Zweiten Weltkrieg sowohl als Soldat der Britischen Armee als auch im ersten arabisch-israelischen Krieg (1948) und schließlich in den folgenden arabisch israelischen Kriegen bis 1973. Die Erfahrungen, die er als Kriegsteilnehmer macht, führen ihm unter anderem zu seiner Mitgliedschaft bei den Likrat-Dichtern, welche die Sprache des jungen Israels Anfang der 1950er Jahre maßgeblich prägen.
Nach dem Krieg nimmt er ein Zweitstudium an der Hebräischen Universität in Jerusalem in den Fächern Hebräische Literatur und Bibelwissenschaft auf. Er studiert bei Lea Goldberg, eine der führenden Intellektuellen Israels und Universitätsdozentin seit den 1950er Jahren, die ihn fördert, und unterrichtet später selbst als Hochschullehrer.
1949 heiratet Amichai Tamara Horn, mit der sein erstes Kind Ron bekommt. Aus seiner zweiten Ehe mit Chana (Hana) Sokolov-Amichai gehen die beiden Kinder David und Emanuella hervor. Am 22. September 2000 stirbt der Autor in Jerusalem.
Wichtige Werke (Auswahl)
1955 erscheint Amichais erster Gedichtband Jetzt und in anderen Zeiten auf Hebräisch. In seinem Roman Nicht von Jetzt, nicht von hier (1963 in hebräischer Sprache veröffentlicht, 1968 ins Englische übersetzt und erst 1992 ins Deutsche) kämpft der Jerusalemer Archäologe Joel mit der Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit, die sich ihm aufdrängt, nachdem ihm seine Jugendfreundin Ruth, die im KZ ermordet wurde, im Traum erscheint.
Bis zu seinem Tod setzt sich Amichai auch mit der deutschen Gegenwartsliteratur auseinander und übersetzt für eine Lesung Paul Celans in Israel einige seiner Gedichte aus dem Deutschen ins Hebräische.
Stil / Rezeption
Amichais Schreiben ist ausschlaggebend für die Etablierung des umgangssprachlichen Hebräisch in der Literatur. Der Zwiespalt zwischen zwei Sprachen und zwei Orten der Heimat schlägt sich besonders in seinem späteren Werk nieder. In seiner Lyrik dominiert eine Verarbeitung des Selbsterlebten. Selbst seine Liebeslyrik bezieht sich häufig auf seine Erfahrungen in den Kriegen, an denen er als Soldat teilnimmt. Die Auseinandersetzung mit der Shoah hat in seinen Gedichten einen geringeren Stellenwert.
Die Gedichte des Autors zählen heute in Israel zur Schullektüre und sind dort allgemein bekannt. Es existieren außerdem zahlreiche Vertonungen seiner Gedichte, die bis heute weit rezipiert werden. Seine literarischen Texte sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt, ins Deutsche u.a. von Amadé Esperer. Sein Archiv, bestehend aus zahlreichen Briefwechseln und privaten Aufzeichnungen, erwirbt die Yale University (Beinecke library New Haven, Connecticut).
Preise & Auszeichnungen
Jehuda Amichai erhält zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Kulturpreis der Stadt Würzburg, den Israel-Preis, den Bialik-Preis und den Brenner Preis. Er steht außerdem mehrfach für den Literaturnobelpreis im Gespräch.