Gert Hofmann
Gert Hofmann wird am 29. Januar 1931 in Limbach in Sachsen geboren. In Leipzig, wohin die Familie 1948 übersiedelt, macht er eine Ausbildung zum diplomierten Übersetzer und Dolmetscher für Russisch und Englisch. Das Abitur holt er 1950 nach und beginnt, Romanistik, Germanistik, Slawistik und Anglistik zu studieren. 1951 verlässt er Leipzig und führt sein Studium in Freiburg im Breisgau fort. 1957 wird er mit seiner Dissertation Interpretationsprobleme bei Henry James promoviert. Im selben Jahr kommt sein Sohn Michael zur Welt.
Als wissenschaftlicher Assistent bleibt Gert Hofmann zunächst in Freiburg, 1961 zieht er mit seiner Familie nach England und hat Lehraufträge an mehreren europäischen Universitäten. 1963 erscheint sein erstes Drama Der Bürgermeister. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit entstehen mehrere Stücke und Hörspiele. Ab 1971 lebt Gert Hofmann in Klagenfurt und lehrt an der Universität in Ljubljana.
1979 beginnt Gert Hofmann, Romane und Erzählungen zu verfassen, die immer wieder mit Preisen ausgezeichnet werden. 1979 erhält er den Ingeborg-Bachmann-Preis für Die Fistelstimme (1980), 1982 den Alfred-Döblin-Preis und 1983 den Hörspielpreis der Kriegsblinden für die NDR/HR-Koproduktion Die Brautschau des Dichters Robert Walser im Hof der Anstaltswäscherei von Bellelay, Kanton Bern. 1987 wird Gert Hofmann Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Im Jahr 1980 zieht die Familie Hofmann nach Erding bei München. In den folgenden Jahren veröffentlicht Gert Hofmann zahlreiche Bücher, darunter Fuhlrotts Vergeßlichkeit. Portrait eines uns bekannten Kopfes (1981), Gespräch über Balzacs Pferd (1981), Die Überflutung (1981), Auf dem Turm (1982), Die Rückkehr des verlorenen Jakob Michael Reinhold Lenz nach Riga (1984), Unsere Eroberung (1984), Der Blindensturz (1985), Veilchenfeld (1986), Die Weltmaschine (1986), Casanova und die Figurantin (1987), Unsere Vergeßlichkeit (1987) und Vor der Regenzeit (1988).
Der Kinoerzähler (1990) ist die autobiographisch inspirierte Geschichte über den Großvater Gert Hofmanns und sein Leben als Stummfilmerzähler zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Roman wird durch die Verfilmung von Bernhard Sinkel mit Armin Mueller-Stahl in der Titelrolle im Jahr 1993 weltbekannt.
1993 bekommt Gert Hofmann den Literaturpreis der Stadt München. In der Jurybegründung heißt es: „So gelingt in seinen Büchern (…) etwas, worin die deutsche Literatur der Gegenwart ansonsten spürbaren Mangel leidet: sprachliche Brillianz und ästhetisches Vergnügen zu verbinden mit der Entlarvung von Inhumanität, Intoleranz und Gleichgültigkeit“. Im selben Jahr stirbt er an den Folgen eines Hirnschlags. Erst nach seinem Tod erscheint das von der Kritik hochgelobte Buch Die kleine Stechardin (1994). Es ist die fiktive Geschichte über die Liebe zwischen dem verwachsenen Philosophen Georg Christoph Lichtenberg und der 23 Jahre jüngeren Analphabetin Maria Dorothea Stechard, die als Hausmädchen zu ihm kommt.
1995 wird Gert Hofmann posthum, zusammen mit seinem Sohn, dem Lyriker und Übersetzer Michael Hofmann, der Independent Foreign Fiction Preis für den Roman Der Kinoerzähler (1990) verliehen.
Sekundärliteratur:
Wendt, Gunna (1997): Zerlegen und Zusammensetzen. Gert Hofmanns literarische Welten. München.
Externe Links:
Gert Hofmann wird am 29. Januar 1931 in Limbach in Sachsen geboren. In Leipzig, wohin die Familie 1948 übersiedelt, macht er eine Ausbildung zum diplomierten Übersetzer und Dolmetscher für Russisch und Englisch. Das Abitur holt er 1950 nach und beginnt, Romanistik, Germanistik, Slawistik und Anglistik zu studieren. 1951 verlässt er Leipzig und führt sein Studium in Freiburg im Breisgau fort. 1957 wird er mit seiner Dissertation Interpretationsprobleme bei Henry James promoviert. Im selben Jahr kommt sein Sohn Michael zur Welt.
Als wissenschaftlicher Assistent bleibt Gert Hofmann zunächst in Freiburg, 1961 zieht er mit seiner Familie nach England und hat Lehraufträge an mehreren europäischen Universitäten. 1963 erscheint sein erstes Drama Der Bürgermeister. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit entstehen mehrere Stücke und Hörspiele. Ab 1971 lebt Gert Hofmann in Klagenfurt und lehrt an der Universität in Ljubljana.
1979 beginnt Gert Hofmann, Romane und Erzählungen zu verfassen, die immer wieder mit Preisen ausgezeichnet werden. 1979 erhält er den Ingeborg-Bachmann-Preis für Die Fistelstimme (1980), 1982 den Alfred-Döblin-Preis und 1983 den Hörspielpreis der Kriegsblinden für die NDR/HR-Koproduktion Die Brautschau des Dichters Robert Walser im Hof der Anstaltswäscherei von Bellelay, Kanton Bern. 1987 wird Gert Hofmann Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Im Jahr 1980 zieht die Familie Hofmann nach Erding bei München. In den folgenden Jahren veröffentlicht Gert Hofmann zahlreiche Bücher, darunter Fuhlrotts Vergeßlichkeit. Portrait eines uns bekannten Kopfes (1981), Gespräch über Balzacs Pferd (1981), Die Überflutung (1981), Auf dem Turm (1982), Die Rückkehr des verlorenen Jakob Michael Reinhold Lenz nach Riga (1984), Unsere Eroberung (1984), Der Blindensturz (1985), Veilchenfeld (1986), Die Weltmaschine (1986), Casanova und die Figurantin (1987), Unsere Vergeßlichkeit (1987) und Vor der Regenzeit (1988).
Der Kinoerzähler (1990) ist die autobiographisch inspirierte Geschichte über den Großvater Gert Hofmanns und sein Leben als Stummfilmerzähler zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Roman wird durch die Verfilmung von Bernhard Sinkel mit Armin Mueller-Stahl in der Titelrolle im Jahr 1993 weltbekannt.
1993 bekommt Gert Hofmann den Literaturpreis der Stadt München. In der Jurybegründung heißt es: „So gelingt in seinen Büchern (…) etwas, worin die deutsche Literatur der Gegenwart ansonsten spürbaren Mangel leidet: sprachliche Brillianz und ästhetisches Vergnügen zu verbinden mit der Entlarvung von Inhumanität, Intoleranz und Gleichgültigkeit“. Im selben Jahr stirbt er an den Folgen eines Hirnschlags. Erst nach seinem Tod erscheint das von der Kritik hochgelobte Buch Die kleine Stechardin (1994). Es ist die fiktive Geschichte über die Liebe zwischen dem verwachsenen Philosophen Georg Christoph Lichtenberg und der 23 Jahre jüngeren Analphabetin Maria Dorothea Stechard, die als Hausmädchen zu ihm kommt.
1995 wird Gert Hofmann posthum, zusammen mit seinem Sohn, dem Lyriker und Übersetzer Michael Hofmann, der Independent Foreign Fiction Preis für den Roman Der Kinoerzähler (1990) verliehen.
Wendt, Gunna (1997): Zerlegen und Zusammensetzen. Gert Hofmanns literarische Welten. München.