Johann Michael Voltz
Über den Maler, Grafiker und Illustrator Johann Michael Voltz ist nur wenig bekannt. Bereits einige Jahrzehnte nach seinem Tod ist sein Werk bei vielen in Vergessenheit geraten. Weder die Kunstgeschichte noch die deutsche Literatur beschäftigen sich im 19. und 20. Jahrhundert ausführlicher mit ihm. Das ist vor allem erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele Illustrationen der verschiedensten Gattungen sein Œuvre umfasst. Karl Hagen, ein großer Bewunderer und Sammler von Voltz' Blättern, macht es sich daher 1863 zur Aufgabe, Johann Voltz in Erinnerung zu behalten. In seiner Schrift Der Maler Johann Michael Voltz von Nördlingen (1784-1858) und seine Beziehung zur Zeit- und Kunstgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: nebst einem Verzeichnisse seiner Werke hält er das Leben und Wirken des Malers fest und erfasst ein umfangreiches Verzeichnis seiner heute kaum noch zu erhaltenden Werke.
Johann Michael Voltz wird 1784 in der ehemaligen Reichsstadt Nördlingen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries als Sohn eines Schullehrers geboren. Der junge Voltz entdeckt schon früh seine Begeisterung für das künstlerische Handwerk, erhält aber erst 1796 mit zwölf Jahren Zeichenunterricht, denn ursprünglich soll er die Laufbahn eines Knopfmachers einschlagen. Doch durch die Bekanntschaft mit dem Bürgermeister von Nördlingen, Doppelmayer, und den Einblick in dessen Kunstsammlung bekommt Johann Voltz die Möglichkeit, die Malerei besser kennenzulernen. Diese Erfahrung veranlasst ihn dazu, eine Lehre im Kunsthandwerk anzutreten. Im Jahr 1801 kommt Voltz als Lehrling zu einem Stubenmaler, kurze Zeit später absolviert er seine Ausbildung bei dem Kupferstecher und Kunsthändler Friedrich Weber. Ein Hofmaler mit dem Namen Schmitt vermittelt ihm später weitere zeichnerische und druckgraphische Kenntnisse.
Nachdem seine Lehre abgeschlossen ist, wird Voltz Angestellter der Akademischen Buchhandlung Herzberg in Augsburg, für die er populäre Druckgraphiken schafft. Mit dem dadurch verdienten Geld zieht es den 20-jährigen Voltz 1808 mit seinem guten Freund Albrecht Adam, dem späteren berühmten Schlachten- und Pferdemaler, in die bayerische Hauptstadt. Nur ein Jahr später, 1809, tritt Johann Voltz in den Bilderbogen-Verlag Friedrich Campe in Nürnberg ein, für den er bis zu seinem Tod im Jahre 1858 arbeitet. Auf Bitten seines Vaters zieht Voltz 1812 wieder zurück nach Nördlingen, wo er 1814 heiratet. Voltz wird zudem Vater zweier Söhne: Johann Friedrich Voltz (1817-1886), der später als Tier- und Landschaftsmaler in die Fußstapfen seines Vaters tritt, und Ludwig Gustav Voltz (1825-1911), ein späterer Maler und Professor. Johann Michael Voltz lebt von 1812 bis zu seinem Tod 1858 in Nördlingen. Eine Ausnahme bilden nur die Jahre 1824-27, in denen er sich wieder in Augsburg aufhält.
Während seiner Schaffensphase entstehen zwischen 4000 und 5000 Blätter von Zeichnungen und Radierungen, die er für den Campe Verlag oder andere Kunstverlage (Augsburg: F. Ebner, Herzberg, Jenisch & Stage, Rollwagen, Wilhelm, Zauna; Nürnberg: Abel-Klinger, Raspe, Renner, Schrag; u.a.) schafft. Einige seiner Arbeiten sind von Voltz selbst gestochen und dann in Farbe überführt worden. Die meisten seiner Vorlagen zeichnet er mit einer Feder und laviert sie danach mit einem Pinsel. Seine Entwürfe werden von Stechern wie Johann Nußbiegel ausgeführt oder von unbekannten Luminatoren im Haus des Malers koloriert.
Das Auftragsfeld von Voltz ist weitreichend. Besonders beliebt bei seinen Zeitgenossen sind seine Folgen von Einzelblättern, die Illustrationen zu deutschen Klassikern, wie Goethe (Erlkönig), Schiller (Wilhelm Tell), Bürger (Leonore) oder Wieland (Oberon) zeigen. Voltz illustriert außerdem Kalender, Erzählungen der Bibel (z.B. „Die Auferstehung Jesu“) und der Weltgeschichte (z.B. „Luther auf dem Reichstag zu Worms“) sowie Sagen und Märchen. Hinzu kommen auch Tagesereignisse, Alltagsgegenstände wie Kleidungsstücke, traditionelle Feste, Unglücksfälle und Kriege. Hier liegt sein Schwerpunkt vor allem auf der Illustration von Ereignissen großer Schlachten, wie denen der napoleonischen Kriege ab 1805 und den Befreiungskriegen. Unter den Arbeiten von Voltz finden sich jedoch auch Karikaturen, die ihn zu einem der wenigen deutschen politischen Karikaturisten des frühen 19. Jahrhunderts machen. Seine gegen Napoleon Bonaparte gerichteten Karikaturen werden noch im 21. Jahrhundert in Geschichtsbüchern abgebildet. Zudem illustriert Voltz eine Ausgabe der antisemitischen Theaterposse Jakobs Kriegszeiten des schlesischen Arztes und Dramatikers Karl Borromäus Alexander Sessa (1786-1813).
Die Schaffensphase von Johann Michael Voltz ist zudem prägend für die damalige Kinder- und Jugendliteratur. So entstehen vor allem ab den 1820er-Jahren verschiedenste Illustrationen für die Jugend und kleinere Kinder. Zu seinen Werken zählen hierbei Kinderbücher wie das 1824 entstandene Bilderbuch für Knaben und Mädchen oder Bilder aus der Kinderwelt von 1854 sowie Bilderbogen, darunter z.B. eine Weihnachtsbescherung oder ein Kunstreiterzug. Auch fertigt er Illustrationen, die als Anleitungen zu Spielen aller Art dienen, darunter Rätselspiele, Gesellschaftsspiele, Militärspiele und Turnierspiele. Doch Voltz' Aufträge dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Bildung. So entwirft er zusätzlich Zeichnungen, die den mathematischen Unterricht begleiten oder moralische Inhalte vermitteln sollen; die das Familienleben, die Ehe und die fleißige Arbeit abbilden und so zum tugendhaften Leben erziehen. Für ältere Kinder und die Jugend illustriert er zudem Erzählungen und Jugendschriften, die Darstellungen aus Natur und Menschenleben zeigen.
Das umfangeiche Werk Voltz' deckt somit viele verschiedene Themenbereiche ab, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche. Seine Zeichnungen unterhalten, veranschaulichen, belehren und erziehen, haben jedoch auch ihre humorvolle Seite, bilden oder beziehen (kritische) Stellung zu historischen und politischen Ereignissen, die Vergangenheit und Alltag betreffen.
Sekundärliteratur:
[Ausstellungskatalog] Die Künstlerfamilie Voltz. Aquarelle, Handzeichnungen; Druckgraphik von Johann Michael Voltz und seinen Kindern Amalie, Friedrich, Karl und Ludwig Voltz im 19. Jahrhundert (Kunstkabinett Dagmar Fleischmann). München 1982.
Fuchs, Eduard (1921): Die Juden in der Karikatur. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte. Nachdr. 1985. Langen, München, S. 91.
Hagen, Karl (1863): Der Maler Johann Michael Voltz von Nördlingen (1784-1858) und seine Beziehung zur Zeit- und Kunstgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: nebst einem Verzeichnisse seiner Werke. Stuttgart. Link in bavarikon
Holland, Hyacinth: Voltz, Johann Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 280-282; URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118770241.html#adbcontent, (29.11.2016).
Ludwig, Horst (1983): Münchner Maler im 19. Jahrhundert. München, S. 305.
Roth, Eugen (1957): Bilder aus dem Biedermeier: Johann Michael Voltz. Mit einer Einleitung von Eugen Roth. Baden-Baden.
Seemann, E. A. (1940): Voltz (Volz), Johann Michael. In: Thieme, Ulrich; Becker, Felix u.a. (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 34. Leipzig, S. 538-539.
Externe Links:
Literatur von Johann Michael Voltz im BVB
Literatur über Johann Michael Voltz im BVB
Über den Maler, Grafiker und Illustrator Johann Michael Voltz ist nur wenig bekannt. Bereits einige Jahrzehnte nach seinem Tod ist sein Werk bei vielen in Vergessenheit geraten. Weder die Kunstgeschichte noch die deutsche Literatur beschäftigen sich im 19. und 20. Jahrhundert ausführlicher mit ihm. Das ist vor allem erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele Illustrationen der verschiedensten Gattungen sein Œuvre umfasst. Karl Hagen, ein großer Bewunderer und Sammler von Voltz' Blättern, macht es sich daher 1863 zur Aufgabe, Johann Voltz in Erinnerung zu behalten. In seiner Schrift Der Maler Johann Michael Voltz von Nördlingen (1784-1858) und seine Beziehung zur Zeit- und Kunstgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: nebst einem Verzeichnisse seiner Werke hält er das Leben und Wirken des Malers fest und erfasst ein umfangreiches Verzeichnis seiner heute kaum noch zu erhaltenden Werke.
Johann Michael Voltz wird 1784 in der ehemaligen Reichsstadt Nördlingen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries als Sohn eines Schullehrers geboren. Der junge Voltz entdeckt schon früh seine Begeisterung für das künstlerische Handwerk, erhält aber erst 1796 mit zwölf Jahren Zeichenunterricht, denn ursprünglich soll er die Laufbahn eines Knopfmachers einschlagen. Doch durch die Bekanntschaft mit dem Bürgermeister von Nördlingen, Doppelmayer, und den Einblick in dessen Kunstsammlung bekommt Johann Voltz die Möglichkeit, die Malerei besser kennenzulernen. Diese Erfahrung veranlasst ihn dazu, eine Lehre im Kunsthandwerk anzutreten. Im Jahr 1801 kommt Voltz als Lehrling zu einem Stubenmaler, kurze Zeit später absolviert er seine Ausbildung bei dem Kupferstecher und Kunsthändler Friedrich Weber. Ein Hofmaler mit dem Namen Schmitt vermittelt ihm später weitere zeichnerische und druckgraphische Kenntnisse.
Nachdem seine Lehre abgeschlossen ist, wird Voltz Angestellter der Akademischen Buchhandlung Herzberg in Augsburg, für die er populäre Druckgraphiken schafft. Mit dem dadurch verdienten Geld zieht es den 20-jährigen Voltz 1808 mit seinem guten Freund Albrecht Adam, dem späteren berühmten Schlachten- und Pferdemaler, in die bayerische Hauptstadt. Nur ein Jahr später, 1809, tritt Johann Voltz in den Bilderbogen-Verlag Friedrich Campe in Nürnberg ein, für den er bis zu seinem Tod im Jahre 1858 arbeitet. Auf Bitten seines Vaters zieht Voltz 1812 wieder zurück nach Nördlingen, wo er 1814 heiratet. Voltz wird zudem Vater zweier Söhne: Johann Friedrich Voltz (1817-1886), der später als Tier- und Landschaftsmaler in die Fußstapfen seines Vaters tritt, und Ludwig Gustav Voltz (1825-1911), ein späterer Maler und Professor. Johann Michael Voltz lebt von 1812 bis zu seinem Tod 1858 in Nördlingen. Eine Ausnahme bilden nur die Jahre 1824-27, in denen er sich wieder in Augsburg aufhält.
Während seiner Schaffensphase entstehen zwischen 4000 und 5000 Blätter von Zeichnungen und Radierungen, die er für den Campe Verlag oder andere Kunstverlage (Augsburg: F. Ebner, Herzberg, Jenisch & Stage, Rollwagen, Wilhelm, Zauna; Nürnberg: Abel-Klinger, Raspe, Renner, Schrag; u.a.) schafft. Einige seiner Arbeiten sind von Voltz selbst gestochen und dann in Farbe überführt worden. Die meisten seiner Vorlagen zeichnet er mit einer Feder und laviert sie danach mit einem Pinsel. Seine Entwürfe werden von Stechern wie Johann Nußbiegel ausgeführt oder von unbekannten Luminatoren im Haus des Malers koloriert.
Das Auftragsfeld von Voltz ist weitreichend. Besonders beliebt bei seinen Zeitgenossen sind seine Folgen von Einzelblättern, die Illustrationen zu deutschen Klassikern, wie Goethe (Erlkönig), Schiller (Wilhelm Tell), Bürger (Leonore) oder Wieland (Oberon) zeigen. Voltz illustriert außerdem Kalender, Erzählungen der Bibel (z.B. „Die Auferstehung Jesu“) und der Weltgeschichte (z.B. „Luther auf dem Reichstag zu Worms“) sowie Sagen und Märchen. Hinzu kommen auch Tagesereignisse, Alltagsgegenstände wie Kleidungsstücke, traditionelle Feste, Unglücksfälle und Kriege. Hier liegt sein Schwerpunkt vor allem auf der Illustration von Ereignissen großer Schlachten, wie denen der napoleonischen Kriege ab 1805 und den Befreiungskriegen. Unter den Arbeiten von Voltz finden sich jedoch auch Karikaturen, die ihn zu einem der wenigen deutschen politischen Karikaturisten des frühen 19. Jahrhunderts machen. Seine gegen Napoleon Bonaparte gerichteten Karikaturen werden noch im 21. Jahrhundert in Geschichtsbüchern abgebildet. Zudem illustriert Voltz eine Ausgabe der antisemitischen Theaterposse Jakobs Kriegszeiten des schlesischen Arztes und Dramatikers Karl Borromäus Alexander Sessa (1786-1813).
Die Schaffensphase von Johann Michael Voltz ist zudem prägend für die damalige Kinder- und Jugendliteratur. So entstehen vor allem ab den 1820er-Jahren verschiedenste Illustrationen für die Jugend und kleinere Kinder. Zu seinen Werken zählen hierbei Kinderbücher wie das 1824 entstandene Bilderbuch für Knaben und Mädchen oder Bilder aus der Kinderwelt von 1854 sowie Bilderbogen, darunter z.B. eine Weihnachtsbescherung oder ein Kunstreiterzug. Auch fertigt er Illustrationen, die als Anleitungen zu Spielen aller Art dienen, darunter Rätselspiele, Gesellschaftsspiele, Militärspiele und Turnierspiele. Doch Voltz' Aufträge dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Bildung. So entwirft er zusätzlich Zeichnungen, die den mathematischen Unterricht begleiten oder moralische Inhalte vermitteln sollen; die das Familienleben, die Ehe und die fleißige Arbeit abbilden und so zum tugendhaften Leben erziehen. Für ältere Kinder und die Jugend illustriert er zudem Erzählungen und Jugendschriften, die Darstellungen aus Natur und Menschenleben zeigen.
Das umfangeiche Werk Voltz' deckt somit viele verschiedene Themenbereiche ab, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche. Seine Zeichnungen unterhalten, veranschaulichen, belehren und erziehen, haben jedoch auch ihre humorvolle Seite, bilden oder beziehen (kritische) Stellung zu historischen und politischen Ereignissen, die Vergangenheit und Alltag betreffen.
[Ausstellungskatalog] Die Künstlerfamilie Voltz. Aquarelle, Handzeichnungen; Druckgraphik von Johann Michael Voltz und seinen Kindern Amalie, Friedrich, Karl und Ludwig Voltz im 19. Jahrhundert (Kunstkabinett Dagmar Fleischmann). München 1982.
Fuchs, Eduard (1921): Die Juden in der Karikatur. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte. Nachdr. 1985. Langen, München, S. 91.
Hagen, Karl (1863): Der Maler Johann Michael Voltz von Nördlingen (1784-1858) und seine Beziehung zur Zeit- und Kunstgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: nebst einem Verzeichnisse seiner Werke. Stuttgart. Link in bavarikon
Holland, Hyacinth: Voltz, Johann Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 280-282; URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118770241.html#adbcontent, (29.11.2016).
Ludwig, Horst (1983): Münchner Maler im 19. Jahrhundert. München, S. 305.
Roth, Eugen (1957): Bilder aus dem Biedermeier: Johann Michael Voltz. Mit einer Einleitung von Eugen Roth. Baden-Baden.
Seemann, E. A. (1940): Voltz (Volz), Johann Michael. In: Thieme, Ulrich; Becker, Felix u.a. (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 34. Leipzig, S. 538-539.