Eugen Gomringer
Als Sohn eines Schweizer Kaufmanns und einer Bolivianerin wird Eugen Gomringer in Cachuela Esperanza (Bolivien) geboren. Er wächst in der Schweiz auf und studiert von 1944 bis 1950 Nationalökonomie, Kunst- und Literaturgeschichte in Bern und Rom. 1952 begründet er mit Dieter Roth und Marcel Wyss die internationale Kunstzeitschrift Spirale. Gomringer arbeitet als Sekretär von Max Bill an der Ulmer Hochschule für Gestaltung, durch dessen Bekanntschaft er Anregungen für seine Konkrete Poesie erhält, und beschäftigt sich danach mit Werbung und Design. Während dieser Zeit (1960-65) gibt er die Schriftenreihe konkrete poesie – poesie concreta heraus. Er wird Geschäftsführer des Schweizerischen Werkbundes (1961-67), Kulturbeauftragter der Selber Rosenthal AG (1967-85) und geht in die akademische Lehre. Seit 1978 ist er Professor für Theorie der Ästhetik an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
1990 wird Eugen Gomringer emeritiert und ist acht Jahre als Honorarprofessor an der Hochschule Zwickau tätig. Gastprofessuren für Poetik führen ihn an die Universitäten Bamberg (1986), Arkansas (1990) und mehrere Male nach Los Angeles, São Paulo und Bolivien.
Gomringer gilt als „Vater der konkreten Poesie“ (Emmet Williams), der er in Analogie zur Konkreten Kunst ihren Namen gibt. Bereits 1953 publiziert er seinen ersten Lyrikband konstellationen constellations constelaciones, In seinen Gedichten arbeitet er mit einer minimalen Anzahl von Wörtern, die, in signifikanter Weise grafisch angeordnet, den Leser dazu bringen, Semantik und Anordnung spielerisch miteinander zu verbinden. Das Gedicht ist somit „Spielanleitung“ bzw. „Gebrauchsgegenstand“, das Wort nicht mehr nur Bedeutungsträger, sondern materiales Gestaltungselement. Seit 1954 legt Eugen Gomringer immer wieder Aufsätze zur Theorie der Konkreten Poesie vor (vgl. den Sammelband Theorie der Konkreten Poesie. Texte und Manifeste 1954-1997, Gesamtwerk Bd. II, 1998). Seiner fortwährenden Suche nach neuen Konstellationen und Spielregeln konkreter Dichtung geht er auch in Texten wie inversion und öffnung (1988) oder quadrate aller länder. das kleine gelbe quadrat. Märchen (1992) nach. Da Gomringer Themen der abstrakten – von ihm „konstruktiv“ genannten – Malerei bevorzugt, ergeben sich zudem Parallelen mit Künstlern wie Günther Uecker und Ludwig Gebhard.
2000 gründet Gomringer das „institut für konstruktive kunst und konkrete poesie“ (ikkp) in Rehau, wo er auch lebt; die dortige Sammlung bildet bereits 1992 den Grundstock des Ingolstädter Museums für Konkrete Kunst. Als Intendant des Internationalen Forums für Gestaltung (IFG) in Ulm steht Gomringer in den Jahren 1988 bis 2000 vor.
Für seine Verdienste wird er mehrfach ausgezeichnet: 1997 mit dem Kulturpreis der Stadt Rehau, 2007 mit dem erst- und einmalig verliehenen Premio Punta Tragara per la Poesia Concreta, 2008 mit dem Bayerischen Verdienstorden, 2009 mit dem Rilke-Preis in der Kategorie deutschsprachige Dichtung. Im Juni 2010 werden er und seine Tochter Nora für eine Poetik-Dozentur an die Universität Koblenz-Landau eingeladen. 2011 erhält Eugen Gomringer den Alice Salomon Poetik Preis der Hochschule Berlin, deren Fassade sein frühes Gedicht „avenidas“ ziert.
2022 wird Eugen Gomringer die Auszeichnung Pro meritis scientiae et litterarum verliehen.
Der Autor ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland und der Akademie der Künste, Berlin.
Sekundärliteratur:
Gomringer, Eugen. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000021313, (18.7.2012).
Herwig, Oliver (2001): Wortdesign: Eugen Gomringer und die bildende Kunst. Iudicium Verlag, München.
Quellen:
Eugen Gomringer; Nortrud Gomringer (Hg.); Bruno Oetterli Hohlenbaum (Hg.): welt im sonett. sämtliche sonette. Edition Signathur, Dozwil TG 2020.
Eugen Gomringer; Bruno Oetterli Hohlenbaum (Hg.): ESPERANZA. Dasein in Zuversicht. Erweiterte biographische Berichte. Edition Signathur, Dozwil TG 2022.
Externe Links:
Literatur von Eugen Gomringer im BVB
Literatur über Eugen Gomringer im BVB
Als Sohn eines Schweizer Kaufmanns und einer Bolivianerin wird Eugen Gomringer in Cachuela Esperanza (Bolivien) geboren. Er wächst in der Schweiz auf und studiert von 1944 bis 1950 Nationalökonomie, Kunst- und Literaturgeschichte in Bern und Rom. 1952 begründet er mit Dieter Roth und Marcel Wyss die internationale Kunstzeitschrift Spirale. Gomringer arbeitet als Sekretär von Max Bill an der Ulmer Hochschule für Gestaltung, durch dessen Bekanntschaft er Anregungen für seine Konkrete Poesie erhält, und beschäftigt sich danach mit Werbung und Design. Während dieser Zeit (1960-65) gibt er die Schriftenreihe konkrete poesie – poesie concreta heraus. Er wird Geschäftsführer des Schweizerischen Werkbundes (1961-67), Kulturbeauftragter der Selber Rosenthal AG (1967-85) und geht in die akademische Lehre. Seit 1978 ist er Professor für Theorie der Ästhetik an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
1990 wird Eugen Gomringer emeritiert und ist acht Jahre als Honorarprofessor an der Hochschule Zwickau tätig. Gastprofessuren für Poetik führen ihn an die Universitäten Bamberg (1986), Arkansas (1990) und mehrere Male nach Los Angeles, São Paulo und Bolivien.
Gomringer gilt als „Vater der konkreten Poesie“ (Emmet Williams), der er in Analogie zur Konkreten Kunst ihren Namen gibt. Bereits 1953 publiziert er seinen ersten Lyrikband konstellationen constellations constelaciones, In seinen Gedichten arbeitet er mit einer minimalen Anzahl von Wörtern, die, in signifikanter Weise grafisch angeordnet, den Leser dazu bringen, Semantik und Anordnung spielerisch miteinander zu verbinden. Das Gedicht ist somit „Spielanleitung“ bzw. „Gebrauchsgegenstand“, das Wort nicht mehr nur Bedeutungsträger, sondern materiales Gestaltungselement. Seit 1954 legt Eugen Gomringer immer wieder Aufsätze zur Theorie der Konkreten Poesie vor (vgl. den Sammelband Theorie der Konkreten Poesie. Texte und Manifeste 1954-1997, Gesamtwerk Bd. II, 1998). Seiner fortwährenden Suche nach neuen Konstellationen und Spielregeln konkreter Dichtung geht er auch in Texten wie inversion und öffnung (1988) oder quadrate aller länder. das kleine gelbe quadrat. Märchen (1992) nach. Da Gomringer Themen der abstrakten – von ihm „konstruktiv“ genannten – Malerei bevorzugt, ergeben sich zudem Parallelen mit Künstlern wie Günther Uecker und Ludwig Gebhard.
2000 gründet Gomringer das „institut für konstruktive kunst und konkrete poesie“ (ikkp) in Rehau, wo er auch lebt; die dortige Sammlung bildet bereits 1992 den Grundstock des Ingolstädter Museums für Konkrete Kunst. Als Intendant des Internationalen Forums für Gestaltung (IFG) in Ulm steht Gomringer in den Jahren 1988 bis 2000 vor.
Für seine Verdienste wird er mehrfach ausgezeichnet: 1997 mit dem Kulturpreis der Stadt Rehau, 2007 mit dem erst- und einmalig verliehenen Premio Punta Tragara per la Poesia Concreta, 2008 mit dem Bayerischen Verdienstorden, 2009 mit dem Rilke-Preis in der Kategorie deutschsprachige Dichtung. Im Juni 2010 werden er und seine Tochter Nora für eine Poetik-Dozentur an die Universität Koblenz-Landau eingeladen. 2011 erhält Eugen Gomringer den Alice Salomon Poetik Preis der Hochschule Berlin, deren Fassade sein frühes Gedicht „avenidas“ ziert.
2022 wird Eugen Gomringer die Auszeichnung Pro meritis scientiae et litterarum verliehen.
Der Autor ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland und der Akademie der Künste, Berlin.
Gomringer, Eugen. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000021313, (18.7.2012).
Herwig, Oliver (2001): Wortdesign: Eugen Gomringer und die bildende Kunst. Iudicium Verlag, München.
Quellen:
Eugen Gomringer; Nortrud Gomringer (Hg.); Bruno Oetterli Hohlenbaum (Hg.): welt im sonett. sämtliche sonette. Edition Signathur, Dozwil TG 2020.
Eugen Gomringer; Bruno Oetterli Hohlenbaum (Hg.): ESPERANZA. Dasein in Zuversicht. Erweiterte biographische Berichte. Edition Signathur, Dozwil TG 2022.