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Geb.: 1. 5.1939 in Leeuwarden (Niederlande)
© Amrei-Marie
Titel: Dr. phil. habil.

Johano Strasser

Johano Strasser wird 1939 als Sohn einer niederländischen Mutter und eines österreichischen Vaters, der als Auslandskorrespondent und Dolmetscher tätig gewesen ist, geboren. Er lebt seit 1945 in Deutschland, zunächst als österreichischer Staatsbürger, seit 1964 als Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Er besucht das Ratsgymnasium in Rotenburg an der Wümme und studiert anschließend am Auslands- und Dolmetscherinstitut der Universität Mainz in Germersheim. 1961 legt er sein Examen als Diplomübersetzer für Englisch, Französisch und Niederländisch ab und arbeitet als technischer Übersetzer in Köln. Ab 1963 studiert er an der Universität Mainz Philosophie und wird 1967 zum Dr. phil. promoviert. 1977 habilitiert er sich an der FU Berlin im Fachbereich Politikwissenschaften.

Von 1980 bis 1988 ist er – zusammen mit Heinrich Böll, Günter Grass und Carola Stern – Herausgeber und Redakteur der politisch-literarischen Zeitschrift L ´80. Seither ist er als freier Schriftsteller tätig.

Bekannt wird Johano Strasser als politischer Publizist und führendes Mitglied der Jungsozialisten (JUSO), deren stellv. Bundesvorsitzender er von 1970 bis 1975 ist. Er engagiert sich vor allem programmatisch, ist seit 1975 Mitglied der Grundwerte-Kommission beim Parteivorstand der SPD und bearbeitet 1989, gemeinsam mit Erhard Eppler, den Programmentwurf der SPD. Seit 1996 ist er Generalsekretär, von 2002 bis 2012 Präsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Er publiziert zahlreiche Bücher zur Theoriedebatte der SPD und zur Rolle des Intellektuellen in der Demokratie, darunter Die Zukunft der Demokratie (1977), Leben ohne Utopie (1990), Leben oder Überleben (2001), Kopf oder Zahl (2005), Gesellschaft in Angst (2012) und Das Drama des Fortschritts (2015). 2007 erscheint sein Erinnerungsbuch Als wir noch Götter waren im Mai, in dem er als Grenzgänger zwischen Politik und Wissenschaft auf vierzig Jahre Zeitgeschichte zurückblickt. 2018 erscheint eine erweiterte und überarbeitete Ausgabe dieser Autobiografie im Europaverlag.

Neben den politischen Büchern schreibt Johano Strasser auch Romane, Kurzgeschichten, Gedichte, Theaterstücke und Hörspiele. 1983 erscheint sein Gedichtband Bei Regen über Regen reden, 2010 ein weiterer Gedichtband: Labile Hanglage (Frankfurt). In seinem Romandebüt Der Klang der Fanfare (1987) spielt die Esperanto-Bewegung eine wichtige Rolle. Dengelmanns Harfe (1992) wirft einen Blick auf die Skurrilitäten der Bonner Politikwelt. Stille Jagd (1995) schildert verschiedene Dimensionen des Fremdenhasses. Der Kriminalroman Ein Lachen im Dunkeln (1999) hat die Vorgänge einer Nacht zum Inhalt, der „Provinzroman“ Bossa Nova (2008) wählt die gleichnamige Stammkneipe als Schauplatz – ein Ort, an dem die Besucher den Verlust ihrer Utopien beklagen. Die schönste Zeit des Lebens (2011) widmet sich den Ängsten und Hoffnungen der jungen Generation. Die Erstbesteigung des Mount Chutney (2021) ist eine Sammlung von subversiven Geschichten mit einem Essay über das Geschichtsverständnis des Autors als Einleitung.

1984 wird Johano Strasser mit dem Preis „Das politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet, 2002 mit dem Gerty-Spies-Preis der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz.

Seit 1995 ist Johano Strasser Generalsekretär des westdeutschen, dann gesamtdeutschen P.E.N., von 2002 bis 2013 ist er Präsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland.

Johano Strasser ist mit der Schriftstellerin Franziska Sperr verheiratet und lebt in Berg am Starnberger See.

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